Duisburg. Vehement bekämpft die Polizei den Einsatz von Feuerwerkskörpern in Bundesligastadien. Denn meist reicht nur eine flüchtige Berührung mit der Pyrotechnik aus und schon kann es zu schlimmen Verletzungen kommen. Über die Gefahren informierten nun auch Experten in der Polizeiunterkunft Neudorf.
Die flüchtige Berührung für den Bruchteil einer Sekunde reicht aus, schon steht das Hemd lichterloh in Flammen. Glücklicherweise steckt kein Mensch darin. Denn der kurze Kontakt mit dieser Seenots-Rettungssignalfackel, die unter Fußballfans nur „Bengalo“ genannt wird, hätte ausgereicht, um schlimmste Verletzungen herbeizuführen.
Eben deshalb bekämpft die Polizei so vehement den Einsatz von Feuerwerkskörpern aller Art in den Bundesliga-Stadien. Am Dienstag veranschaulichten Experten der Bundespolizei St. Augustin bei einem Pressetermin in der Polizeiunterkunft Neudorf, welche Auswirkungen Böller und Bengalos haben können.
Wichtige Fakten der Pyrotechnik
In immer mehr Arenen der hochklassigen Fußballvereine wird das Abbrennen von Feuerwerkskörpern in den Fankurven zum Problem – so auch bei Heimspielen des MSV. Es gab Brandverletzungen zu beklagen. Außerdem erlitten Polizeibeamte, Ordner und Stadionbesucher zuletzt immer häufiger Knalltraumata nach der Detonation von Böllern.
Ein besonders spektakulärer Fall dieser Art ereignete sich in der Hinrunde der 3. Liga bei der Partie VfL Osnabrück gegen Preußen Münster, als ein Gäste-Fan einen Böller in einen Verbindungstunnel warf, in dem sich auch Polizisten und Ordner aufhielten. Mehrere Personen erlitten einen temporären, andere oder sogar dauerhaften Gehörverlust.
Der Täter wurde ermittelt. Er stand nun vor Gericht. Vergangene Woche wurde das Urteil gefällt: fünf Jahre Haft – und dazu noch 39.000 Euro Schadenersatz-Zahlungen. „Mit diesem Urteil sollte auch ein Zeichen gesetzt werden, dass es sich hierbei nicht um ein Kavaliersdelikt handelt, sondern um eine Straftat“, sagte Duisburg Polizeipräsidentin Elke Bartels.
Wie gefährlich Pyrotechnik ist
Ihre Kollegen der Bundespolizei nannten wichtige Fakten zur Pyrotechnik: Etwa, dass Signalfackeln eine Brenntemperatur von 2000 Grad haben und kaum zu löschen sind. Das demonstrierten sie, in dem sie das mit einer extrem hellen Flamme brennende „Bengalo“ erst in einen Eimer voller Wasser, dann in einen voller Sand steckten. Es brannte nach dem Herausziehen in voller Kraft weiter.
Werden sie inmitten von Menschenmengen gezündet (wie in der Fankurve), droht allen Umstehenden Gefahr. Nicht nur durch die Hitze. Allein der Qualm ist eine Gesundheitsgefährdung, da er Atemwege und Augen reizt. Menschen mit einer Herz-Vorerkrankung klagten nach dem Einatmen über neue Beschwerden.
Es bleibt eine Straftat
Ein großes Risikopotenzial liegt auch in den nicht-zugelassenen „Polen-Böllern“. Deren Wirkungsgrad ist mit den hier offiziell zugelassenen Feuerwerkskörpern nicht zu vergleichen. Explodieren letztere in der Hand, kommen Betroffene mit Verbrennungen und Hauteinrissen davon. „Bei den Polen-Böllern werden Gliedmaßen einfach abgerissen“, sagte einer der Bundespolizisten. Und manchmal explodieren sie durch Reibung oder leichte Schläge bereits in jenen Verstecken am Körper, in denen sie ins Stadion hineingeschmuggelt werden sollen.
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Um das zu verdeutlichen, ließen die Entschärfer einen „Polen-Böller“ in der Hosentasche einer Jeans detonieren. Mit verheerenden Auswirkungen: Nicht nur die Hose war völlig zerfetzt, sondern auch das Plastikrohr, das in der Hose steckte und die Rolle des menschlichen Beins übernahm. „Wir können nur davor warnen“, so ein Beamter.
Wegen dieser Gefahren lässt sich die Polizei in punkto Pyrotechnik auch auf keinerlei Kompromisse ein. Das von einigen Fans geforderte „kontrollierte Abbrennen“ in zugewiesenen Bereichen sei keine Alternative. „Das Abbrennen von Feuerwerkskörpern in Stadien ist und bleibt eine Straftat nach dem Sprengstoffgesetz“, so der Polizist. Und so werde es auch in Zukunft immer behandelt werden.