Duisburg. . Ein Webvideo zeigt, wie Unbekannte während des Derbys zwischen dem MSV und Fortuna Feuerwerkskörper auf Düsseldorfer Fans abfeuern. Während die Gerüchteküche zur Herkunft der Täter brodelt, wertet die Polizei Videomaterial aus – auch um Anhänger aus Düsseldorf zu identifizieren.

Anderthalb Tage nach dem Straßenbahn-Derby zwischen dem MSV Duisburg und Fortuna Düsseldorf haben Stadionbesucher im Internet ein erstes Video veröffentlicht, auf dem die Leuchtraketen-Angriffe auf Düsseldorfer Fans zu sehen sind. Der auf Youtube gezeigte Zusammenschnitt des Users „MythosFortuna“ zeigt neben den Bengalischen Feuern im Gästeblock, wie eine der drei Leuchtraketen über eine Hundertschaft der Polizei hinweg von der West- auf die Südtribüne fliegt (3:25). Ebenfalls zu erkennen ist, wie ein Mann im Düsseldorfer Block vor dem Anpfiff aus dem Unterrang über den eigenen Fanblock hinweg einen Feuerwerkskörper auf den Rasen wirft (0:10).

Derweil hat die Polizei Duisburg mit der Auswertung der Videoaufnahmen begonnen. Polizeisprecher Ramon van der Maat: „Die entsprechenden Standbilder werden vergrößert und ausgedruckt, im nächsten Schritt dann szenekundigen Beamten gezeigt.“ Zur Ermittlung der Chaoten, die auf die Gästefans feuerten, werden sich die Polizisten auch mit dem MSV und der hiesigen Fanszene austauschen. Wegen der im Stadion verbotenen Pyrotechnik im Gästeblock wollen die Ermittler aber auch Fanbetreuer von Fortuna befragen, um die Verantwortlichen zu identifizieren.

Eine Hilfe bei der Suche nach den Raketen-Randalieren könnte möglicherweise auch die Datei sein, an deren Verwaltung die „Zentrale Informationsstelle Sport“ des in Duisburg ansässigen Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) beteiligt ist: eine Übersicht straffällig gewordener „Fußballfans“ aus ganz Deutschland. In diese wiederum könnten auch die Ermittlungsergebnisse der Duisburger Polizei im aktuellen Fall einfließen.

Gerüchteküche über Herkunft der Täter

Während van der Maat schätzt, es könne noch etwa eine Woche dauern, bis erste Ermittlungsergebnisse vorliegen - , brodelt unter den Anhängern der Zebras die Gerüchteküche: Beim Derby gegen den „Hass-Gegner“ hätten sich andere gewaltbereite Randalierer zum harten Kern der polizeibekannten Hooligans in Block 1 gesellt und die Feuerwerkskörper – möglicherweise Leuchtspurmunition – auf die Südtribüne gefeuert. MSV-Sprecher Martin Haltermann indes sagt, er habe „keine neuen Informationen“ zu den Ausschreitungen, die er am Dienstag als „durch nichts zu entschuldigende Attentate“ kritisiert hatte. Prinzipiell aber könnten sich die Zuschauer zumindest im Sitzplatzbereich der Westtribüne unkontrolliert zwischen den Blöcken bewegen. Dass Besucher von den Stehplätzen der Heim- oder Gästefans während des Spiels oder in der Halbzeit dorthin gelangen können, hält der MSV-Sprecher wegen der Sicherheitskontrollen für „nicht möglich“.

Das nun aufgetauchte Youtube-Video zeigt nach den versuchten Körperverletzungen auch die Hundertschaft der Polizei zwischen den Fronten (ab 3:35). Wenngleich sichtbare Reaktionen der Einsatzkräfte auf der Südtribüne ausblieben, ist auf dem Video erkennbar, wie sich ein Großteil der Polizisten zur Westtribüne hin orientiert. Präsenz im Block zeigten nach den Vorfällen aber nur Security-Mitarbeiter.

Mit Pfefferspray und Schlagstöcken

Zuletzt stand die Polizei andernorts dagegen in der Kritik, weil sie in Fanblöcke vorgedrungen war: Nach einem Hinweis auf Pyrotechnik ging sie Ende Oktober mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen Ultras von Hannover 96 vor. Fanbetreuer von Werder Bremen beklagten im Spätsommer ein „unverhältnismäßiges Vorgehen“ der Polizei, nachdem diese einen Fan in der Halbzeitpause aus dem Block abführen wollte. Hoffenheimer Ordnungskräfte hatten dem Mann das Abbrennen von Pyrotechnik vorgeworfen. Während des Polizeieinsatzes im Block eskalierte die Situation.

Allerdings unterscheiden sich die Vorfälle von denen in Duisburg: In der MSV-Arena wurden mit Feuerwerkskörpern – wie zwei zuvor in Rostock – Zuschauer angegriffen. Unter Verdacht stehen zudem nicht Mitglieder einer Ultra-Gruppe, sondern gewaltbereite Hooligans.

Randale im Stadion

Rostocker Fans zünden ein Feuer am Rande der Partei beim FC St. Pauli.
Rostocker Fans zünden ein Feuer am Rande der Partei beim FC St. Pauli. © imago sportfotodienst
Mit dem bengalischen Feuer erzwingen die Rostocker Hooligans eine Unterbrechung des Spiels am Millerntor.
Mit dem bengalischen Feuer erzwingen die Rostocker Hooligans eine Unterbrechung des Spiels am Millerntor. © imago sportfotodienst
Stuttgarter Fans zünden eine Rauchbombe.
Stuttgarter Fans zünden eine Rauchbombe. © imago sportfotodienst
Dichter Rauch im Stuttgarter Fanblock.
Dichter Rauch im Stuttgarter Fanblock. © imago sportfotodienst
Die Ultras des Halleschen FC...
Die Ultras des Halleschen FC... © imago sportfotodienst
Die Ultras des Halleschen FC...
Die Ultras des Halleschen FC... © imago sportfotodienst
... nicht gerade liebe Jungs. In der Rauchwolke möchte man als Fußballfan nicht stehen.
... nicht gerade liebe Jungs. In der Rauchwolke möchte man als Fußballfan nicht stehen. © imago sportfotodienst
... nicht gerade liebe Jungs. In der Rauchwolke möchte man als Fußballfan nicht stehen.
... nicht gerade liebe Jungs. In der Rauchwolke möchte man als Fußballfan nicht stehen. © imago sportfotodienst
Dafür setzen sich die Halle-Fans am vergangenen Sonntag beim 0:0 gegen Plauen aber vehement gegen das Alkoholverbot ein. Das wurde übrigens wegen vermehrter Ausschreitungen in der letzten Zeit auferlegt.
Dafür setzen sich die Halle-Fans am vergangenen Sonntag beim 0:0 gegen Plauen aber vehement gegen das Alkoholverbot ein. Das wurde übrigens wegen vermehrter Ausschreitungen in der letzten Zeit auferlegt. © imago sportfotodienst
Die Polizei reagiert auf die Verlagerung der Gewalt in unetre Ligen. Hier sitzt die Bereitschaftspolizei in der (fast) leeren BayArena beim Regionalliga-Spiel Leverkusen II gegen Preußen Münster.
Die Polizei reagiert auf die Verlagerung der Gewalt in unetre Ligen. Hier sitzt die Bereitschaftspolizei in der (fast) leeren BayArena beim Regionalliga-Spiel Leverkusen II gegen Preußen Münster. © imago sportfotodienst
Im Steigerwaldstadion des FC Rot-Weiß Erfurt sind jetzt am Stadiondach Kameras installiert.
Im Steigerwaldstadion des FC Rot-Weiß Erfurt sind jetzt am Stadiondach Kameras installiert. © imago sportfotodienst
Ein Polizeihubschrauber über dem Stadion von Mönchengladbach.
Ein Polizeihubschrauber über dem Stadion von Mönchengladbach. © imago sportfotodienst
Auch in der Dritten Liga verschaffen sich die Ordnungshüter einen Überblick von oben.
Auch in der Dritten Liga verschaffen sich die Ordnungshüter einen Überblick von oben. © imago sportfotodienst
Beim Spiel Eintracht Frankfurt gegen VfB Stuttgart kämpfen sich die Spieler durch den Qualm. Eine Rauchbombe war gezündet worden.
Beim Spiel Eintracht Frankfurt gegen VfB Stuttgart kämpfen sich die Spieler durch den Qualm. Eine Rauchbombe war gezündet worden. © imago sportfotodienst
Ein Polizist stoppt einen Fan von Lok Leipzig.
Ein Polizist stoppt einen Fan von Lok Leipzig. © imago sportfotodienst
Banner der
Banner der "Sektion Stadionverbot" gibt es nicht nur in Deutschland. Hier der Fanblock von Austria Wien... © imago sportfotodienst
... und auch die Hallenser sind wieder mit dabei und erklären sich solidarisch mit denjenigen, die nicht mehr ins Stadion dürfen.
... und auch die Hallenser sind wieder mit dabei und erklären sich solidarisch mit denjenigen, die nicht mehr ins Stadion dürfen. © imago sportfotodienst
Stadionsicherheit beim Spiel von Bayern München II.
Stadionsicherheit beim Spiel von Bayern München II. © imago sportfotodienst
Beim Oberliga-Derby zwischen Sachsen Leipzig und Lok Leipzig waren viele Einsatzkräfte gefragt.
Beim Oberliga-Derby zwischen Sachsen Leipzig und Lok Leipzig waren viele Einsatzkräfte gefragt. © imago sportfotodienst
Fußballfans von Union Berlin werden auf dem Spielfeld des Stadions an der alten Försterei von Polizisten
Fußballfans von Union Berlin werden auf dem Spielfeld des Stadions an der alten Försterei von Polizisten "bewacht". © imago sportfotodienst
Ein einsamer Ordner vor dem Nürnberger Ultras-Fanblock.
Ein einsamer Ordner vor dem Nürnberger Ultras-Fanblock. © imago sportfotodienst
Nürnberger
Nürnberger "Fans" werden von der Polizei begleitet. © imago sportfotodienst
Videoanlagen wie diese im Fürther Playmobil-Stadion dient der Überwachung.
Videoanlagen wie diese im Fürther Playmobil-Stadion dient der Überwachung. © imago sportfotodienst
Eine Aufklärungsdrohne der Polizei.
Eine Aufklärungsdrohne der Polizei. © imago sportfotodienst
Braunschweiger Fans üben Kritik auf Spruchbändern: Ordnerwahn, Stadionverbote und Polizeiwillkür ist unter anderem zu lesen.
Braunschweiger Fans üben Kritik auf Spruchbändern: Ordnerwahn, Stadionverbote und Polizeiwillkür ist unter anderem zu lesen. © imago sportfotodienst
Vermummte Schalke-Fans präsentieren das 2006 in Dortmund gestohlene BVB-Banner.
Vermummte Schalke-Fans präsentieren das 2006 in Dortmund gestohlene BVB-Banner. © imago sportfotodienst
Der gemäßigte Dortmunder Ultra-Fanclub The Unity.
Der gemäßigte Dortmunder Ultra-Fanclub The Unity.
Eine ältere Aufnahme der Ultras Dortmund aus dem Jahr 2004.
Eine ältere Aufnahme der Ultras Dortmund aus dem Jahr 2004.
Schalker Fans und Ultras mit Fahnen und Doppelhaltern.
Schalker Fans und Ultras mit Fahnen und Doppelhaltern. © imago sportfotodienst
Schalker Fans und Ultras mit Fahnen und Doppelhaltern.
Schalker Fans und Ultras mit Fahnen und Doppelhaltern.
Ein Sicherheitsbeamter filmt mit einer Videokamera die Schalker Anhängerschaft.
Ein Sicherheitsbeamter filmt mit einer Videokamera die Schalker Anhängerschaft. © imago sportfotodienst
Schalker Ultras protestieren gegen Stadionverbote.
Schalker Ultras protestieren gegen Stadionverbote.
Das rheinische Derby zwischen Köln und Mönchengladbach birgt immer eine Menge Brisanz. Nicht nur auf dem Rasen, auch auf den Rängen.
Das rheinische Derby zwischen Köln und Mönchengladbach birgt immer eine Menge Brisanz. Nicht nur auf dem Rasen, auch auf den Rängen.
Die Ultras des VfL Bochum.
Die Ultras des VfL Bochum. © imago sportfotodienst
Bochumer Ultras zünden ein bengalisches Feuer.
Bochumer Ultras zünden ein bengalisches Feuer. © imago sportfotodienst
Duisburger Fans sorgen für enorme Rauchentwicklung.
Duisburger Fans sorgen für enorme Rauchentwicklung. © imago sportfotodienst
Mit ihren Rauchbomben sorgen die Anhänger von Rot-Weiß Erfurt für eine Spielunterbrechung.
Mit ihren Rauchbomben sorgen die Anhänger von Rot-Weiß Erfurt für eine Spielunterbrechung. © imago sportfotodienst
Chemnitzer Fans drohen den Ordnern.
Chemnitzer Fans drohen den Ordnern. © imago sportfotodienst
Polizeieinsatz beim Heimspiel von Carl Zeiss Jena am 19. Oktober 2008.
Polizeieinsatz beim Heimspiel von Carl Zeiss Jena am 19. Oktober 2008. © imago sportfotodienst
Jenas Trainer Rene van Eck ist fassungslos angesichts der Ausschreitungen.
Jenas Trainer Rene van Eck ist fassungslos angesichts der Ausschreitungen. © imago sportfotodienst
Die Folgen: Ein spärlich besetzter Fanblock von Carl Zeiss Jena - aufgrund einer Strafe des DFB waren nur 3000 Zuschauer zugelassen.
Die Folgen: Ein spärlich besetzter Fanblock von Carl Zeiss Jena - aufgrund einer Strafe des DFB waren nur 3000 Zuschauer zugelassen. © imago sportfotodienst
Polizisten überwachen am Essener Bahnhof Fans des 1. FC Köln, die mit dem Sonderzug angereist waren.
Polizisten überwachen am Essener Bahnhof Fans des 1. FC Köln, die mit dem Sonderzug angereist waren.
Nach Ausschreitungen hat eine Polizistin einen Dresdner Krawallmacher zu Fall gebracht.
Nach Ausschreitungen hat eine Polizistin einen Dresdner Krawallmacher zu Fall gebracht.
Ein Polizist nimmt mit einer Kamera Osnabrücker Fans ins Visier.
Ein Polizist nimmt mit einer Kamera Osnabrücker Fans ins Visier.
Manchmal sind auch die Spieler in Gefahr: Ansgar Brinkmann (li.) und Dexter Langen von Dynamo Dresden schrecken vor einer Leuchtrakete zurück, die auf dem Spielfeld einschlägt. Die Szene stammt aus dem Jahr 2005.
Manchmal sind auch die Spieler in Gefahr: Ansgar Brinkmann (li.) und Dexter Langen von Dynamo Dresden schrecken vor einer Leuchtrakete zurück, die auf dem Spielfeld einschlägt. Die Szene stammt aus dem Jahr 2005.
Das Verhältnis zwischen Polizei und Fans - insbesondere Ultras - ist ein schwieriges. Ob der Beschluss des Bundesgerichtshofs daran etwas ändern kann?
Das Verhältnis zwischen Polizei und Fans - insbesondere Ultras - ist ein schwieriges. Ob der Beschluss des Bundesgerichtshofs daran etwas ändern kann?
1/46