Duisburg. . Die tolle Stimmung beim Straßenbahn-Derby zwischen dem MSV und Fortuna (0:2) wurde durch brandgefährliche Angriffe einiger Chaoten getrübt: Sie schossen Leuchtraketen auf die Anhänger aus Düsseldorf. Der MSV spricht von „nicht zu entschuldigenden Attentaten“, die Polizei ermittelt.

Die Szenen in der MSV-Arena erinnerten an die traurigen Zwischenfälle im Zweitliga-Nordderby vor zwei Wochen: In Rostock waren es Hansa-Chaoten, die Feuerwerkskörper in den Gästeblock der St. Pauli-Fans feuerten. Beim „Straßenbahn-Derby“ zwischen dem MSV Duisburg und Fortuna Düsseldorf (0:2) haben am Montagabend Besucher der Westtribüne vor den Augen der Polizei mit drei Leuchtraketen auf Fortuna-Fans gezielt, die auf der Südtribüne feierten: die erste landete unmittelbar neben Schiedsrichter-Assistent Georg Schalk, die zweite blieb unter dem Stadiondach hängen, die dritte schließlich landete auf der Südtribüne. Nur durch Zufall wurde offenbar niemand durch die Geschosse verletzt.

Acht Stadionverbote gegen polizeibekannte Hooligans

Durch „nichts zu entschuldigende Attentate“ nennt MSV-Sprecher Martin Haltermann die versuchten Körperverletzungen durch die Chaoten im Block 1 der Westtribüne. Dort, weit entfernt von der Nordtribüne der Zebra-Fans, haben Duisburger Hooligans ihr Quartier. Die gewaltbereite und polizeibekannte Gruppierung ist seit 30 Jahren auffällig, war beim Aufeinandertreffen gegen den „Hass-Gegner“ aus Düsseldorf stark vertreten. Ob ihr die Feuerwerks-Schützen angehören, kann die Polizei zwar noch nicht bestätigen: „Wir sind aber zuversichtlich, die Täter mit Hilfe unserer Videoaufnahmen zu ermitteln“, sagt Polizeisprecher Ramon van der Maat.

Die Anhänger des MSV Duisburg auf der Nordtribüne feuerten ihr Team im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf am Montag friedlich und mit Leidenschaft an – auch nach den zwei Toren des Spitzenreiters. Foto: Thorsten Lindekamp / WAZ FotoPool
Die Anhänger des MSV Duisburg auf der Nordtribüne feuerten ihr Team im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf am Montag friedlich und mit Leidenschaft an – auch nach den zwei Toren des Spitzenreiters. Foto: Thorsten Lindekamp / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Zumal sich die Randalierer auch nicht davon abhalten ließen, dass direkt neben ihnen auf der Südtribüne eine Hundertschaft der Polizei Platz saß. Eine sichtbare Reaktion der Beamten blieb nach den Angriffen allerdings aus. Nur einige Ordner zeigten vor Ort Präsenz. Van der Maat verweist auf die Pflichten des MSV: „Der Veranstalter ist im Stadion zuständig und hat dafür zu sorgen, dass erst gar keine Pyrotechnik ins Stadion kommt. Wir sind erst zuständig, wenn es zu Straftaten kommt.“

Die Meidericher selbst wissen freilich um die „Problem-Gruppe in Block 1“ (van der Maart), wollen sich aber keinesfalls Tatenlosigkeit vorwerfen lassen: „Wir sind im Gespräch mit einigen Mitgliedern dieser Fraktion, andere aber lehnen Gespräche mit uns ab“, erklärt Martin Haltermann. Gewalt im eigenen Stadion aber dulde der Verein „keinesfalls“. Zum Beleg führt der MSV-Sprecher acht Stadionverbote gegen „Besucher aus diesen Kreisen“ allein in dieser Saison an. Sollte die Polizei die Täter vom Montagabend überführen, werde der Verein diese „selbstverständlich“ aus der Arena verbannen – und sie zur Kasse bitten: „Wir werden mit allen rechtlichen Mitteln versuchen, eine mögliche Geldstrafe des DFB auf die Verantwortlichen zu übertragen.“

Pyro-Show trotz dreier Sprengstoffspürhunde

Allerdings zündeten auch einige der etwa 8000 aus Düsseldorf angereisten Fans wieder reichlich Pyrotechnik auf den Rängen. Ein „Bengalo“ landete vor dem Anpfiff sogar in der Nähe der Eckfahne vor dem Gäste-Block auf dem Rasen. Den Preis dafür wird wohl wieder der Verein zahlen müssen. Fortuna hatte dem DFB erst kürzlich 8000 Euro für die verbotene Pyro-Show einiger Fans in Braunschweig und Berlin zahlen müssen.

Bengalische Feuer im Fortuna-Block: Ein Bengalo landete auf dem Spielfeld, Fortuna Düsseldorf wird deswegen wohl den nächsten Blauen Brief des DFB erhalten. Foto: dapd
Bengalische Feuer im Fortuna-Block: Ein Bengalo landete auf dem Spielfeld, Fortuna Düsseldorf wird deswegen wohl den nächsten Blauen Brief des DFB erhalten. Foto: dapd

Der MSV, betont Haltermann, habe gleichwohl alles Mögliche unternommen, um das zu verhindern: „Wir haben extra drei Sprengstoffhunde angefordert und auch etliche Feuerwerkskörper aussortiert.“ Gegen die „kriminelle Energie einiger Schmuggler“ aber könne auch der Sicherheitsdienst Pape & Grunau mitunter nichts mehr ausrichten.

Darüber hinaus dementierte Haltermann nach Rücksprache mit dem Sicherheitschef der Arena Gerüchte, wonach die Ordner einen Großteil der Fortuna-Anhänger gar nicht mehr kontrolliert haben sollen. Dadurch sei es, so berichten zumindest einige Düsseldorfer, am Eingang Süd-Ost zu einem heftigen Gedränge und sogar zu „Rippenbrüchen“ gekommen. „Beides bestätigt unsere Security nicht“, sagt Haltermann jedoch. Der Einlass sei im Gegenteil „sehr geordnet“ verlaufen.

Acht Festnahmen und Zerstörungswut in der U 79

Einen „vergleichsweise ruhigen Abend“ vermeldet die Polizei, für die jedes „Straßenbahn-Derby“ ein „Problem-Spiel“ ist. So waren auch am Montag wieder mehrere Hundertschaften im Einsatz. Die Bilanz: „nur“ acht Festnahmen, zehn Strafanzeigen.

Fans aus beiden Lagern waren bereits vor dem Spiel festgenommen worden, weil sie Feuerwerkskörper gezündet hatten. Am Treffpunkt des FC Taxi (Wacholderstraße) brannten nach dem Abpfiff einige Duisburger erneut Pyrotechnik ab. „Das konnten wir aber schnell und ohne weitere Konflikte beenden“, berichtet Polizeisprecher van der Maat. Ihm lagen am Dienstagmorgen zudem erneut Sachbeschädigungen in Bahnen der zwischen Düsseldorf und Duisburg verkehrenden Linie U 79 vor. Darin fährt traditionell ein Großteil der 1895-Anhänger zum Derby in die Nachbarstadt.

Weder MSV- noch Polizeisprecher konnten indes beantworten, was es mit einem Handgemenge nach der Partie auf sich hatte. Die Auseinandersetzung sorgte kurzzeitig für Unruhe – allerdings im VIP-Bereich.