Bochum. Nach Ausschreitungen während und nach dem Zweitligaspiel beim SC Paderborn erwägt der VfL Bochum drastische Schritte für künftige Auswärtspartien. „Es gibt Handlungsbedarf“, sagt Finanzvorstand Ansgar Schwenken.

Ende vergangener Woche hatten 50 Fanklubs in einem offenen Brief die Gemeinsamkeit von Stadt, Verein, Bürgern und Sponsoren beschworen (wir berichteten). Der VfL sei der Imageträger Bochums. Am Freitagabend fügten einige wenige Unbelehrbare diesem Image Schaden zu.

Kurz vor Wiederanpfiff der Partie in Paderborn (0:0) entzündeten VfL-„Fans“ rund ein Dutzend Fackeln. „Es war kurz, aber heftig“, schildert ein Augenzeuge. Die zweite Halbzeit begann mit Verspätung. Bei „YouTube“ brüsten sich die Bengalo-Zünder seit Samstag ihrer Ruhmestat.

Randale im Zug

Gleichfalls VfL-„Anhänger“ waren es, die auf der Heimfahrt nach Bochum gegen 22 Uhr in einem Zug randalierten. „Zunächst wurden Flaschen aus den Fenstern geworfen“, meldet die Bundespolizei. Beim Halt im Dortmunder Hauptbahnhof seien Beamte beleidigt und angegriffen worden. Berichte, nach denen mehrere Zugwaggons verwüstet wurden, bestätigt die Bundespolizei allerdings nicht.

Das Maß sei voll. „Die Vorkommnisse vom Freitag müssen und werden Konsequenzen haben. Wir werden Anfang der Woche Gespräche mit unserem Fanbeauftragten und Vertretern der Fanklubs führen“, kündigte Ansgar Schwenken am Sonntag gegenüber der WAZ an.

Gewaltbereite Gruppen ausgrenzen

Zwei Optionen liegen auf dem Tisch: Stehplatzkarten für VfL-Auswärtsspiele in Zukunft nicht mehr anzufordern und zu verkaufen. Oder: die Ticketpreise zu verdoppeln. „Uns ist klar, dass wir damit auch die große Mehrheit der wahren, friedlichen Fans treffen würden“, so Schwenken. Die seien umso mehr aufgerufen, eine Art „Selbstreinigung“ vorzunehmen. „Die Anhängerschaft muss alles daran setzen, gewaltbereite Gruppen und Personen von sich aus auszugrenzen. Das wäre die beste aller Lösungen.“

Randale wie in Paderborn schädigt nicht nur das Image, sondern auch die Kasse des Vereins. „Durch Strafen und Blocksperrungen hatten wir in den vergangenen Jahren einen Verlust von rund 400 000 Euro zu verzeichnen. Dieses Geld könnten wir woanders sicherlich sehr viel sinnvoller einsetzen!“, bedauert VfL-Finanzchef Schwenken – und erwartet nach den letzten Bengalo-Feuerwerken (auch in Fürth und gegen Dresden hatte es gebrannt) eine erneute, wohl drastische Strafe des DFB.

Junge Frau wurde identifiziert

Zumindest einen Teil des Geldes will sich der VfL bei einer jungen Frau wiederholen. Sie war beim Dresden-Spiel gefilmt worden, wie sie mit einem Bengalo in der Ostkurve hantierte. Sie wurde identifiziert und kurzzeitig in Gewahrsam genommen. „Wir werden die Strafe an die Frau weiterreichen. Diese Art von Schadensersatz ist durchaus möglich“, so Schwenken. Es gebe zudem Hoffnung, dass auch die Übeltäter vom Freitag per Videobeweis ausfindig gemacht werden. „Wir warten noch auf die Auswertung der Polizei“, so Schwenken.

In Fan-Foren, in denen die jüngsten Vorfälle rege diskutiert werden, werden Forderungen nach einem „Kopfgeld“ laut: zahlbar für jeden Hinweis, der zur Ergreifung eines Bengalo-Zünders führt.

Bis Sonntag wird’s noch nichts mit der Prämie. Dann spielt der VfL in Duisburg.