Duisburg. .
„Wir denken langfristig!“ Mit dieser Aussage umschreibt die Duisburger Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Kerstin Ciesla, einen Kernsatz der Vorgehensweise des Verbandes. Und: „Wir sind keine Industriefeinde oder Maschinenstürmer.“
Der Umweltorganisation, der in Duisburg etwa 400 Mitglieder angehören, sei es außerdem wichtig, nicht in eine parteipolitische Ecke gedrängt zu werden. „Uns gehören zwar Mitglieder von Parteien an, doch die kommen aus verschiedenen Richtungen.“
Vorsitzende des BUND zu sein, ist ein Ehrenamt. Kerstin Ciesla hat einen Vollzeitjob als Bereichsleiterin eines kleineren Softwarehauses. Ihr Engagement innerhalb des Umweltverbandes gilt dem technischen Umweltschutz. „Wir müssen heute darüber nachdenken, wie die Industrie in 20 Jahren aussehen soll. Darüber sollte es einen Dialog mit der Industrie geben.“ Blicke man in die Zukunft, so sei es notwendig, heute technische Umstellungen vorzunehmen, die die Umweltsituation in Duisburg langfristig verändern. „Man darf die Probleme nicht wegreden.“ Die Minderung des Co2-Ausstoßes in der Stahlindustrie sei technisch möglich, die Umstellung funktioniere aber nicht von heute auf morgen.
Mehr für die Umwelt tun
Ein falscher Ansatz sei es, im Zusammenhang mit der Änderung des Flächennutzungsplans in Duisburg darüber nachzudenken, der Industrie unbelastete Flächen zu reservieren, wenn dort alte Technik zum Einsatz komme. „Ich weiß, dass immer wieder mit neuen Arbeitsplätzen argumentiert wird.“ Aber hinter vorgehaltener Hand würde auch in Betrieben darüber geredet, dass man eigentlich mehr für die Umwelt tun könnte, wenn denn Geld dafür bereit gestellt würde. „Da wird dann auch unsere Arbeit gar nicht ungern gesehen“, laute eine ihrer Erfahrungen aus den Gesprächen, die sie seit ihrem Amtsantritt vor drei Jahren geführt habe. „Die Beschäftigten in den Betrieben atmen schließlich die gleiche Luft.“
Für die Luftreinhaltung gebe es zwar aktuell einen neuen Plan, aber man müsse fragen, was sich nun konkret tun werde. „Im Norden der Stadt gibt es massive Probleme durch Stickoxide. Die entstehen nicht nur durch den Autoverkehr. Es liegt an der Summe aller Ursachen.“
Engagement für erneuerbare Energien
Von den Duisburger Stadtwerken erwarte der BUND ein stärkeres Engagement für erneuerbare Energien vor Ort. „Solaranlagen auf allen städtischen Gebäuden, Blockheizkraftwerke für Häuser im Genossenschaftsbau, Erweiterung des Gas- und Dampf-Kraftwerks in Wanheim wären Möglichkeiten, sich in der Stadt mehr zu engagieren. Die Nutzung der Abwärme der Industrie, Aufbau eines Kältenetzes für heiße Sommertage, um Klimaanlagen überflüssig zu machen, wären weitere Möglichkeiten.“
Für eine Fehlentscheidung der Stadtwerke halte der BUND nach wie vor den Steag-Kauf durch ein Konsortium unter Federführung der Duisburger Stadtwerke. „Das war ökologischer Unsinn und ist ein ökonomisches Desaster.“ Man habe veraltete Technologien gekauft, einen Anteil am Atom-Zwischenlager Ahaus erworben; die Preise für Importkohle würden weiter steigen und ab 2013 müssten für alte Kraftwerke Zertifikate erworben werden.