Duisburg. Die Stadt wird definitiv keine Zwischenstände zur Briefwahl-Wahlbeteiligung veröffentlichen. Die Bezirksregierung bestätigte jetzt diese Rathaus-Vorgehensweise. Nach Angaben des Abwahlbündnisses sollen schon 25 000 Wahlberechtigte abgestimmt haben.

Nach Informationen des Abwahlbündnisses sollen schon 25.000 Wahlberechtigte seit dem 12. Januar per Briefwahl ihre Stimme abgegeben haben. Bestätigt ist diese Zahl nicht. Und wird sie auch nicht, denn die Düsseldorfer Bezirksregierung bestätigte am Montag die Einschätzung der Stadtverwaltung, keine Zwischenstände über den Verlauf der Briefwahl zur Abwahl des Oberbürgermeisters an die Öffentlichkeit zu geben, um bereits die potenzielle Möglichkeit einer Wahlbeeinflussung auszuschließen.

„Es kann meines Erachtens nicht ausgeschlossen werden, dass durch regelmäßige Veröffentlichungen über die Zwischenstände bei der Beteiligung an der Briefwahl potenzielle Wähler in der Ausübung ihres Wahlrechts beeinflusst werden“, schreibt Regierungspräsidentin Anne Lütkes an die Stadt und begründet dies damit, dass das Abwahlverfahren nicht mit einer herkömmlichen Wahl verglichen werden könne.

Bündnis gegen OB Sauerland

Josef Krings, Alt-Oberbürgermeister Duisburgs:
Josef Krings, Alt-Oberbürgermeister Duisburgs: "Es geht um Verantwortung und neues Denken. Das ist mit Sauerland nicht möglich. Wir müssen mit dem Größenwahn, der zur Loveparade führte, brechen. Von Duisburg muss ein Signal ausgehen." © WAZ FotoPool
Rainer Bischoff, Vorsitzender des DGB-Bezirks Niederrhein:
Rainer Bischoff, Vorsitzender des DGB-Bezirks Niederrhein: "Es geht um das Versagen der Amtsperson des Oberbürgermeisters Sauerland. Die Stadt braucht einen Neuanfang. Das hat nichts mit Parteipolitik zu tun." © WAZ FotoPool
Jürgen Hagemann, Gründer des Selbsthilfevereins Massenpanik Selbsthilfe; seine Tochter wurde bei der Loveparade schwer verletzt und traumatisiert:
Jürgen Hagemann, Gründer des Selbsthilfevereins Massenpanik Selbsthilfe; seine Tochter wurde bei der Loveparade schwer verletzt und traumatisiert: "Ich habe eine feige, kalte, sich wegduckende Stadtspitze erlebt. Ich fühle mich von Adolf Sauerland nicht vertreten, sondern brüskiert. Deshalb unterstütze ich das Abwahlverfahren." © WAZ FotoPool
Ingrid Fitzek, Vorstandsmitglied Bündndis 90/Die Grünen:
Ingrid Fitzek, Vorstandsmitglied Bündndis 90/Die Grünen: "Das Verhalten der Stadtspitze hat uns irritiert, stieß dann auf Unverständnis und hat uns dann empört. Wir können ein Zeichen setzen: Duisburg kann Demokratie." © WAZ FotoPool
Bärbel Bas (SPD), Mitglied des Bundestages und stellvertretende Vorsitzende der SPD Duisburg:
Bärbel Bas (SPD), Mitglied des Bundestages und stellvertretende Vorsitzende der SPD Duisburg: "Dass wir soweit gekommen sind, ist ein ganz großer Schritt. Es ist schändlich von der CDU, dass sie ihre Mitglieder auffordert, nicht an der Wahl teilzunehmen." © WAZ FotoPool
Wilhelm Bies, stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP Duisburg.
Wilhelm Bies, stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP Duisburg. © WAZ FotoPool
Kenan Ilhan, Die Linke.
Kenan Ilhan, Die Linke. © WAZ FotoPool
Werner Hüsken, Sprecher und Mitbegründer der Abwahlinitiative
Werner Hüsken, Sprecher und Mitbegründer der Abwahlinitiative "Neuanfang für Duisburg". © WAZ FotoPool
Theo Stegmann, Sprecher und Mitbegründer der Abwahlinitiative
Theo Stegmann, Sprecher und Mitbegründer der Abwahlinitiative "Neuanfang für Duisburg": "Ausgangspunkt für das Abwahlverfahren ist das Verhalten von Adolf Sauerland nach der Loveparade-Katastrophe. Er ist als Oberbürgermeister von Duisburg nicht mehr länger haltbar." © WAZ FotoPool
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Entscheidender Unterschied ist das so genannte „Beteiligungsquorum“, das eine Mindestwahlbeteiligung von fünfundzwanzig Prozent der Wahlberechtigten vorsieht. Daher könnten veröffentlichte Zwischenstände der Wahlbeteiligung „eine Beeinflussung des inneren Prozesses der Meinungs- und Willensbildung des Wählers, an der Wahl teilzunehmen oder nicht teilzunehmen, möglich erscheinen lassen“. Etwa bei geringer Wahlbeteiligung konnten Veröffentlichungen der Stadt die „Wirkung eines Wahlaufrufs entfalten, was möglicherweise als amtliche Wahlbeeinflussung angesehen werden könnte“.

Potenzielle Möglichkeit der Wahlbeeinflussung ausschließen

Da ungewiss sei, ob Veröffentlichungen einer gerichtlichen Überprüfung im Falle einer Wahlanfechtung Stand halten könnten, schreibt Lütkes weiter, „empfehle ich, um bereits die potenzielle Möglichkeit einer Wahlbeeinflussung auszuschließen, keine Zwischenstände über den Verlauf der Briefwahl an die Öffentlichkeit zu geben, um die den amtlichen Stellen auferlegte Neutralitätspflicht nicht zu verletzen“.

Die Regierungspräsidentin weist aber daraufhin, dass die Stadt die Bevölkerung umfassend über das Verfahren informieren und den reibungslosen Ablauf garantieren sollte. So dürfte es zum Beispiel keine „unangemessene Wartezeiten“ geben.