Duisburg. . Adolf Sauerland hält vor der Abwahl Wahlkampfreden - bisher aber nur parteiintern. Beim Neujahrsempfang der CDU Buchholz lehnte Sauerland nach wie vor die politische Verantwortung für die Loveparade-Katastrophe ab. Ab kommender Woche will Adolf Sauerland auch öffentlich seine Position vertreten.

Oberbürgermeister Adolf Sauerland lehnt nach wie vor die politische Verantwortung für die Katastrophe bei der Duisburger Loveparade mit 21 Toten und mehreren hundert Verletzten ab. „Die Loveparade wurde von 75 Kolleginnen und Kollegen im Rat in der letzten Legislaturperiode politisch beschlossen. Zumindest einer von denen, die das mit beschlossen haben, ist ein Wortführer der Abwahlinitiative“, sagte Adolf Sauerland in einer Rede bei der Neujahrsbegegnung der Buchholzer CDU. Der Rat habe den politischen Willen für die Loveparade auf Antrag der SPD in einer Sondersitzung in dieser Legislaturperiode sogar noch einmal einstimmig bestätigt.

Nicht nur die Abwahlbefürworter, auch ihre Gegner bringen sich in Stellung. Rund 200 Buchholzer Christdemokraten und Vereinsvertreter hatten Sauerlands ersten Aufschlag im Abwahlkampf mit Spannung erwartet. Obwohl der Pfarrsaal der katholischen Gemeinde St. Judas Thaddäus rapellvoll war: Man hätte eine Stecknadel fallen hören. Der OB redete 40 Minuten lang, ohne Manuskript, langsam aber kämpferisch. „Politische Verantwortung für etwas, was man als Verwaltung tun muss, weil kein Entscheidungsspielraum da war, das gibt es doch wohl nicht“, stellte Sauerland fest. Dann fragte das Stadtoberhaupt rhetorisch: „Politische Verantwortung? Bei wem? Und von wem? Und von wem auch? Wir kennen nicht denjenigen, der die Verantwortung für die Katastrophe trägt, noch nicht. Aber ich bin mir ziemlich sicher: Es wird nicht die Stadt Duisburg sein.“ Es habe noch andere gegeben, die bei der Katastrophe im Einsatz waren. Kräftiger Applaus.

"Blogs, die lügen"

Er habe immer gesagt: „Wenn im Bereich der Stadt Duisburg Fehler begangen wurden, die Kausal zu der Katastrophe führten, trete ich sofort zurück“, so der OB weiter. Doch diese Entscheidung werde hierzulande immer noch von Gerichten getroffen, „aber nicht von Blogs, die lügen.“ Mehrfach kritisierte Sauerland auch die Berichterstattung „bestimmter Medien“, die „Unwahrheiten“ verbreiteten. Er räumte aber ein, auch die Pressekonferenz am Sonntag nach der Loveparade sei eine Katastrophe gewesen. „Aber haben Sie mal nachts in Einsatzzentren gesessen? Haben Sie mal nachts genau das durchmachen müssen, was wir dort erlebt haben? Zu dieser Zeit 19 Tote und rund 150 Pressevertreter, die Antworten haben wollen. Antworten, die wir zum Teil heute noch nicht geben können.“

Abwahlverfahren als "Wahlkampf der SPD"

Dann griff Sauerland den politischen Gegner an: „Das Abwahlverfahren ist ein Wahlkampf der SPD. Sie versucht aus dieser Situation politisch Kapital zu schlagen.“ Zurufe aus dem Publikum: „Pfui!“ Doch er werde sich dem Votum der Bürger am 12. Februar stellen. „Weil ein Oberbürgermeister, der Angst vor diesem Votum seiner Bürger hat, fehl am Platz ist.“ Im engsten Führungskreis der Duisburger CDU habe man „von Woche zu Woche geschworen: Wir machen weiter! Wir geben nicht auf, weil wir glauben, bewiesen zu haben, das wir hier in Duisburg eine ehrliche und erfolgreiche Politik machen können. Der Oberbürgermeister geht nicht freiwillig.“ Obwohl er oft darüber nachgedacht habe, sei für ihn ein Rücktritt zu keinem Zeitpunkt in Frage gekommen, betonte OB Sauerland.

Die CDU will in der Sache nicht länger nur parteiintern das Wort ergreifen: Am Dienstag wollen sich Sauerland und der CDU-Vorsitzende Thomas Mahlberg bei einer Pressekonferenz zur Abwahl äußern.