Stadt und IMD wollen mit Hausbesetzern von „DU it yourself!“ verhandeln
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Duisburg. . Am Wochenende beendete eine Hundertschaft die Besetzung der Hauptschule Laar durch „DU it yourself!“. Nun kritisiert die Gruppe die Darstellung des Einsatzes durch die Polizei. Immobilien-Management und Jugendamt wollen mit den Aktivisten über Räume für ein soziokulturelles Zentrum sprechen.
Als am Samstagabend eine Hundertschaft der Polizei anrückte, traten die etwa 40 Hausbesetzer der Gruppe DU it yourself! lieber den Rückzug an. Mit ihrer jäh unterbrochenen Besetzung der leer stehenden Hauptschule in Laar haben sie dennoch ein Etappenziel erreicht: Vertreter der Stadt wollen sich mit ihnen an einen Tisch setzen, um über die Möglichkeiten zur Unterstützung eines soziokulturellen Zentrums zu sprechen.
Denn als am Samstag Uwe Rohde zwischen den Fronten stand, ging der Betriebsleiter des Immobilien-Management Duisburg (IMD) auf die Hausbesetzer zu: Ein Video zeigt, wie er ihnen Gespräche über passende Räume für das Zentrum anbietet. Ein Sprecher der Gruppe, der lieber anonym bleiben möchte, bedauerte zwar, „dass unter dem Druck der Hundertschaft kein Gespräch mit Herrn Rohde möglich gewesen“ sei. Rohdes Angebot zu einem Gespräch mit IMD und Jugendamt aber wollen die Mitglieder diskutieren und „auf Ernsthaftigkeit“ prüfen. Zumal ihre bisherigen Versuche, über Anrufe und Briefe ins Gespräch mit der Stadt oder ihrer Tochter zu kommen, gescheitert seien.
„Kulturkrise“ in Duisburg und „vorbildliche“ Nachbarstädte
Seit 2009, so erklärt der Sprecher, hätten viele der an der Hausbesetzung beteiligten Aktivisten im Verein Mustermensch „schlechte Erfahrungen mit der Stadt“ gemacht. „Aktiv und selbstbestimmt für unkommerzielle Kultur in Duisburg!“ hatten sich die Vereinsmitglieder damals in ihrem Laden an der Marientorstraße, im T 5, „kulturellen Freiraum“ erkämpft. Ihr Ziel, heute wie damals: „Ein soziokulturelles Zentrum für Jugendliche und Kulturschaffende, konstruktiv unterstützt von der Stadt.“ Der Sprecher führt die Städte Oberhausen und Mülheim und deren Wertschätzung für das Jugend- und Kulturzentrum Druckluft beziehungsweise für das Autonome Zentrum Mülheim (AZ) als gute Beispiele an. Und kommentiert seufzend die „Kulturkrise in Duisburg“: „Genau solche Einrichtungen fehlen doch hier, wo die Stadt Kulturschaffenden und Veranstaltern das Leben mit Auflagen schwer macht.“
So musste seinerzeit auch Mustermensch e.V. obdachlos aufgeben, weil im T 5 in der Altstadt der Schallschutz für Konzerte fehlte und anderswo kein Platz mehr in der Stadt war.
Die Besetzung der Hauptschule in Laar sollte nun ein neuer Anlauf zur Eroberung neuen Freiraums und der Auftakt einer einwöchigen Aktionswoche („Leerstand beleben“) sein. Dieser Plan, so ein Sprecher, sei vor allem am „unverhältnismäßigen Polizeieinsatz gescheitert“.
Obendrein sei die polizeiliche Darstellung des Einsatzes falsch: Die Behörde hatte berichtet, „dass einige Protestler dem friedlichen Ausgang der Aktion noch ihre eigene Note aufdrücken mussten“, Toiletten verstopft und so eine Überschwemmung verursacht hätten. Dem widerspricht der DIY!-Sprecher: Die Hausbesetzer hätten seit Samstagmorgen sogar mehrere Räume im Gebäude geputzt und hergerichtet, um abends eine Freiraum-Party mit Gästen feiern zu können: „Wir haben auch die Toiletten gereinigt. Kurz bevor die Polizei anrückte, haben wir sie in Gang gesetzt, aber ein WC war leider defekt und ist übergelaufen.“ Von einer vorsätzlichen Zerstörung könne nicht die Rede sein.
Vom Borussen-Duell in Mönchengladbach zur Hausbesetzung in Duisburg
Bevor sich die Besetzer am Samstagabend entschieden, „unser Equipment vor der Polizei in Sicherheit zu bringen und das Weite zu suchen, haben wir gute Gespräche mit zwei Streifenpolizisten und dem ehemaligen Hausmeister der Schule geführt“, sagt ihr Sprecher.
Die Situation habe sich erst um 20 Uhr schlagartig geändert: „Der Einsatzleiter der Hundertschaft hat mir erklärt, dass seine Leute nach dem Einsatz beim Bundesliga-Gipfel in Mönchengladbach keine Lust auf einen langen Einsatz haben und das Gebäude schnell räumen, wenn wir nicht gehen.“
Ob und wie DU it yourself! die Aktionswoche nun ohne Kulturzentrale fortsetzen kann, erfahren Interessierte übrigens über den Twitter-Account der Gruppe.
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