Hauptsponsor RWE erklärt: „Der Vertrag ist ausgelaufen.“ Ende sei aber schon vor zwei Jahren signalisiert worden.
„Der Termin für die kommende Traumzeit steht bereits fest. Vom 6. bis 8. Juli 2012 lädt das Festival wieder zu einer Entdeckungsreise zwischen Pop, Jazz, Rock, Weltmusik, Elektronik und neuer Musik in den Landschaftspark Duisburg-Nord.“ So steht es jedenfalls auf der Homepage der Veranstaltung. Noch. Denn nachdem der Hauptsponsor RWE den Vertrag mit dem Festival nicht mehr verlängert (wir berichteten), scheint eine Fortsetzung im nächsten Jahr unwahrscheinlich.
„Es ist schnell gesagt, dass da was gemacht werden muss“, sagt Udo Vohl, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. „Aber jetzt einen Haushaltstitel zu fordern, das wäre illusorisch.“ Die Stadt könne den nun fehlenden Betrag durch den Wegfall des Hauptsponsors – 220 000 Euro jährlich – nicht ausgleichen, auch wenn die Veranstaltung bedeutend sei.
„In der Außenwirkung hat die Traumzeit sogar noch mehr gebracht als die Akzente“, sagt Vohl. Schon früher hätte sich die Verwaltung darum kümmern sollen, einen anderen Weg der Finanzierung zu finden.
„Der Vertrag ist klassisch ausgelaufen“, erklärt RWE-Sprecher Sebastian Ackermann gegenüber der WAZ. Die Förderung des Festivals sei bis einschließlich 2011 datiert gewesen. In sieben Jahren habe der Essener Energiekonzern das „Traumzeit“-Festival mit insgesamt 1,5 Mio Euro gesponsort: „Wir waren stets ein verlässlicher Partner.“
Schon vor zwei Jahren habe RWE den „Traumzeit“-Machern signalisiert, man solle sich nicht länger auf einen „zentralen Hauptsponsor“ fixieren. Jetzt aber – Stichwort: Energiewende – sei das Unternehmen „gezwungen, Kosten zu sparen“. Ackermann: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht.“ Und der Abschied sei ein vollständiger. RWE stehe künftig auch nicht mit kleineren Beiträgen zur Verfügung: „Wir werden definitiv aussteigen.“
Für Helga-Maria Poll (CDU), Mitglied im Kulturausschuss, droht damit, „ein Aushängeschild Duisburgs“ zu verschwinden. „Eine Stadt lebt von dem, was besonders ist“, sagt Poll. „An die hohe Qualität des Traumzeit-Programms kommt in der Region nichts heran.“
Matthias Schneider, Sprecher der Grünen in Duisburg, kritisiert die Abhängigkeit solch wichtiger Veranstaltungen von Unternehmen, betont aber auch: „Ich kann nicht nachvollziehen, dass sich die Verwaltungsspitze da nicht abgesichert hat, das verhandelt man frühzeitig.“ Sein Parteifreund Dieter Kantel, Fraktionsvorsitzender, weist hingegen darauf hin, dass in zahlreichen Ratssitzungen über die Finanzierung des Festivals gesprochen worden sei. Ebenfalls wolle er „die Aktivitäten von Herrn Janssen nicht unterschätzen“. Der Kulturdezernent hatte angekündig, sich um einen neuen Sponsor zu bemühen.
Frank Albrecht, FDP-Ratsherr und Vorsitzender des Kulturausschusses, sieht nun nicht allein den Dezernenten in der Verantwortung. „Es ist ebenfalls nicht nur auf die Verwaltung oder Politik beschränkt. Die Aufgabe haben nun alle in Duisburg, die sich für Kultur engagieren“, erklärt Albrecht. Man müsse allerdings bedenken, dass sich die Wirtschaft bereits stark in der Förderung von Kultur, Sport und Jugend engagiere. „Und die Möglichkeiten der Sponsoren sind leider auch endlich. Das wird wahnsinnig schwierig.“