Duisburg. Welche Restauranteröffnung war 2023 in Duisburg ein Erfolg? Welches Lokal musste schließen? Die Aufsteiger und Enttäuschungen in der Szene.
2023 war kein einfaches Jahr für Gastronomen in Duisburg: Inflation, Energiekrise und Ukraine-Krieg verdarben vielen die Lust daran auszugehen. Viele Betreiber hatten außerdem Schwierigkeiten, neues Personal zu finden. Der Grund: Wer früher in einem Restaurant oder in einer Kneipe kellnerte, musste sich in Corona-Zeiten etwas Neues suchen – und der Gastro-Branche den Rücken kehren. Viele Lokale führten also zusätzliche Schließungstage ein. So hat in diesem Jahr das eine oder andere Restaurant oder Café dicht gemacht, es gab Abschiede von Urgesteinen in der Szene, vereinzelte Lichtblicke und Überraschungen. Ein Rückblick.
Neueröffnung des Jahres: „Bora“ am Dellplatz endlich am Start
Jahre hat es gedauert, bis aus dem alten Grammatikoff das „Bora“ am Dellplatz wurde. Der Namensgeber Bora Erdogan und Carsten Butterwegge, zuständig für das Konzert-, Party- und Kulturprogramm im Saal, haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um einen gelungenen Start hinzulegen. Die ersten Partys waren denn auch rappelvoll. Später fiel auch mal die eine oder andere Veranstaltung aus. „Dafür werden die Gastro und die Bar viel besser angenommen als erwartet“, zeigt sich Erdogan zufrieden mit den ersten Monaten.
Entwicklungspotenzial gebe es natürlich noch. Und freilich wird es auch noch etwas dauern, bis das Bora genauso legendär wird wie seine Vorgänger Hundertmeister und Grammatikoff. „Wir haben eigentlich jeden Abend, je nach Veranstaltung, ein anderes Publikum. So eine Kombination, wie wir sie bieten, ist einmalig in Duisburg“, sagt Erdogan überzeugt. Für 2024 wolle man sich noch das eine oder andere Highlight einfallen lassen – und auf den Biergartensommer freut er sich sowieso.
Feine Adresse mit Warteliste: „Frau Specht“ ist Überraschung des Jahres
Dirk Brendel macht was Neues – aber draußen steht Frau Specht dran. Yvonne Specht ist die Namensgeberin des kleinen, feinen Lokals, der sich zu einem echten Geheimtipp im Bereich „Fine Dining“ entwickelt hat. Die beiden haben ein altes Reisebüro an der Hohe Straße in der Innenstadt zu einem Wohnzimmer der gehobenen Art umfunktioniert.
Wer hinein möchte, geht eine Stufe hinauf und muss schellen. 18 Plätze verteilen sich auf vier Tische. Wählen konnte man bisher zwischen fünf und acht Gängen. „Aber die meisten nehmen sowieso oft die acht Gänge, deshalb werden wir nur noch ein Menü anbieten“, erklärt Yvonne Specht. Der Kurs für die acht Gänge liegt momentan bei 116 Euro. Wer die entsprechende Getränkebegleitung mit Weinen, Wasser, Digestiv und Kaffee dazu wählt, zahlt noch einmal 73 Euro mehr.
„Wir haben überraschend viele Gäste aus Duisburg, das freut uns sehr“, zieht Dirk Brendel ein positives Fazit. „Wir zeigen, dass es Potenzial für gehobene Restaurants in Duisburg gibt.“ Wer einmal da war, reserviert oft beim Gehen schon fürs nächste Mal – entsprechend schwierig ist es, in nächster Zeit einen Tisch zu bekommen.
Umnutzung des Jahres: „Brauküche“ ist der Liebling in der Nachbarschaft
Nach mehr als 40 Jahren hat im Frühjahr die Metzgerei Becker in Neudorf geschlossen. Die Bestürzung war groß. Das Traditionsgeschäft hatte viele Stammkunden und belieferte beispielsweise auch Kneipen wie den Finkenkrug mit Würstchen und Fleisch. Und genau aus dieser guten Zusammenarbeit entstand dann die neue Nutzung: Die Studentenkneipe eröffnete an der Gneisenaustraße 225 eine Zweigstelle – die Brauküche. In der ausgelagerten Küche bereitet Koch Julian Otter die aufwendigeren Gerichte für den Finkenkrug vor. Außerdem ist der Mittagstisch der Renner.
Viele Senioren, aber auch Studenten, kommen vorbei, um beispielsweise Rahmwirsing mit Frikadelle, Möhren untereinander oder anderes Gutbürgerliches zu futtern. Eine vegetarische oder vegane Variante wird jeweils alternativ angeboten. „Das hat sich hier zu einem Treffpunkt entwickelt. Die Leute sind froh, dass auch mal einer zuhört“, erklärt eine Mitarbeiterin. Und weil die Nachfrage stetig steigt – auch aus Duissern – haben sich die Macherinnen und Macher ein neues Angebot überlegt: Ab 2024 kann man sich gegen einen kleinen Aufpreis den Mittagstisch auch liefern lassen. Die Fahrradkuriere der „Pony Riders“ stellen die heiße Ware zu.
Imbiss-Lokal des Jahres: „Für Dich“ ist Bereicherung auf der gastronomischen Landkarte
Wo früher an der Kaiserwerther Straße Burger serviert wurden, bereichert das Team von „Für Dich“ nun die gastronomische Landkarte in Duisburg. Die Gäste kommen nicht nur aus dem Duisburger Süden, sondern auch aus den Nachbarstädten, um typische Gericht aus Fernost zu probieren. Dazu gehören koreanisches Feuerfleisch alias Bulgogi genauso dazu wie Gimbap, die koreanische Variante des Sushi. Dass das Essen schmackhaft und gut ist, hat sich sogar so weit herumgesprochen, dass neulich asiatische Reisegruppen in Huckingen gesichtet wurden, die dort für die Mittagspause anhielten – und anschließend noch einen kleinen Spaziergang durch den Stadtteil machten.
Abschied des Jahres: Eine gute Seele geht in Rente
Renate Fonferek ist aus dem Haus Birken in Duisburg-Neumühl eigentlich nicht wegzudenken. Schon kurz nach der Eröffnung von Haus Birken, also 1989, hat sie dort als Kellnerin angefangen. Nach einer kurzen Unterbrechung übernahm sie das Restaurant an der Gerlingstraße 176 als Pächterin. „Ich gehe mit Haus Birken schlafen und stehe mit Haus Birken auf“, war stets ihr Motto. In all der Zeit hat sie sich viele Geschichten ihrer Stammgäste an der Theke angehört. Doch nun will die gute Seele des Hauses, inzwischen 66 Jahre alt, mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen. Viele Gäste werden sie vermissen.
Enttäuschung des Jahres: Eiscafé Behrens
Das Eiscafé Behrens war eine Institution in Duisburg-Hochfeld und ein Grund, warum viele Eisliebhaber, die sonst einen Bogen um den Stadtteil machen, zur Wanheimer Straße fuhren. Doch Anfang des Jahres schloss der neue Betreiber Justin Suginthan, der das Geschäft von Gründer Dietmar Behrens übernommen hat, die Pforten an der Traditionsadresse. Stattdessen wollte er die Eisdiele in der alten Apotheke an der Musfeldstraße eröffnen und dort auch Frühstück anbieten. Vorübergehend und während der Umbauarbeiten verkaufte er das beliebte Eis erst einmal neben dem „Ocho“ – auch diese Bar gehörte ihm. Doch es gab Querelen mit der Stadt, schildert Justin Suginthan und „dass er eigentlich überhaupt keine Lust mehr auf diese Stadt“ habe.
Das Ocho ist nun dicht. Auch die Vereinsgaststätte „Noel‘s“ im Süden führt er erst einmal nicht weiter. Andererseits gehöre Behrens eben nach Duisburg. „Ich bin momentan wirklich am Überlegen, ob ich diese Saison ab Februar starte. Ich stehe voll dahinter, aber ich habe keinen Nerv.“ Es bleibt also abzuwarten, wie es weiter geht. Nicht nur für Liebhaber der Sorte „Nougat mit Nuss“ wäre das Aus ein herber Verlust.
(K)ein gutes Jahr für Kaffeeliebhaber: Viele Schließungen und ein Lichtblick
2022 hat die Kette „Copenhagen Coffee Lab“ bereits zahlreiche Filialen in Duisburg geschlossen. In den vergangenen Monaten verschwanden dann auch noch die Anlaufstellen in Großenbaum und Rumeln-Kaldenhausen. Übrig geblieben sind die beiden Cafés in Duissern und Neudorf.
Auch das beliebte Café „Fabricca“ war relativ überraschend von heute auf morgen am Sonnenwall dicht. Immerhin verspricht der ehemalige Betreiber Memo Inan, dass er so bald wie möglich wiederkommen möchte und nun nach einem neuen Standort in der Nähe suche.
Im Ørth gab es neben Kaffee auch beliebte gesunde Bowls. Vor kurzem verabschiedeten sich die Macherinnen und Macher und bedankten sich bei den Gästen für die „Reise.“ Warum sie aufhörten, blieb offen. Doch schon bald soll sich in der ehemaligen Buchhandlung etwas Neues tun und wieder ein beliebtes Café einziehen.
Ein Lichtblick gibt es indes nun am Eingang zur Innenstadt. Lange hat es bis zur Eröffnung im Mercator One gedauert, jetzt hat das Café „Coffeenication“ schon erste Fans. Sowohl Passanten, die auf dem Weg zum Bahnhof oder Richtung Königstraße sind, legen hier einen Stopp ein. Stullen und Kuchen locken aber auch Büroarbeiter in der Mittagspause. „Am Wochenende sind wir gut besucht, unter der Woche könnte es noch ein bisschen mehr werden“, wünscht sich „Coffeenication“-Erfinder Slavi Bobtchev für 2024.