Duisburg. Nosferatu-Spinnen leben mittlerweile auch in Duisburg. Ein Experte erklärt, wie sie den Winter überleben und bis zu 100 Spinnenbabys bekommen.
Im Mittelmeerraum lebt sie unter Steinen und Rinde in dichten Wäldern, bei uns krabbelt sie in die Häuser – vor allem, wenn es kalt wird: die Nosferatu-Spinne. Viele Duisburger haben im Spätsommer Exemplare der Spinne gesehen. Mittlerweile gilt sie in Duisburg als etabliert. Das bedeutet: Sie pflanzt sich hier fort und kann überleben – auch im Winter.
„Der Winter kann Nosferatu-Spinnen wenig anhaben, denn sie leben in Städten wie Duisburg ja sowieso in Häusern, in denen es warm ist“, sagt Jürgen Hinke, Vorsitzender des Naturschutzbunds (Nabu) Duisburg. Schon im Sommer seien die Tiere vor allem in Gebäuden, Garagen und Kellern gesichtet worden. Dort würden sie sich auch im Winter aufhalten. „Wenn es spontan sehr kalt werden sollte, würde die Spinne davon drinnen wenig mitbekommen“, meint Hinke.
Nosferatu-Spinnen im Winter: So bringen sie Jungtiere zur Welt
Stattdessen nutzen Nosferatu-Spinnen den Herbst und Winter, um Jungtiere zur Welt zu bringen. Im Oktober und November pflanzen sie sich fort. „Eine weibliche Nosferatu-Spinne baut dann zwei bis drei Kokons mit jeweils 20 bis 30 Eiern, also insgesamt bis zu 100 Eier“, erklärt der Nabu-Vorsitzende. Nach sechs Wochen schlüpfen die Spinnenbabys, demnach im Dezember und Januar. Im darauffolgenden Herbst sind sie ausgewachsen.
Werden 2023 deswegen viel mehr Nosferatu-Spinnen in Duisburg und Umgebung zu sehen sein? Wohl eher nicht, schätzt Jürgen Hinke: „Sie werden nur ein Jahr bis eineinhalb Jahre alt. Viele Nosferatu-Spinnen sterben, wenn ihre Jungtiere ausgewachsen sind.“ Die Population werde sich daher „auf einem etwa gleichen Niveau bewegen“. Der Hype um die Spinne habe dafür gesorgt, dass mehr Menschen auf die Art aufmerksam geworden sind. Deswegen seien 2022 mehr Exemplare entdeckt worden als in den Vorjahren.
Auch vor Kokons mit 100 Nosferatu-Spinnenbabys müssten sich Duisburger nicht fürchten. Die Weibchen bauen sie dort, wo Menschen sie nicht entdecken: in stillen Ecken oder hinter Schränken. Überhaupt seien die Kokons selten: „Ein Weibchen und ein Männchen müssen sich überhaupt erst mal finden, um Nachkommen zu zeugen. Das ist in Häusern schwierig, denn die Tiere sind selten“, erklärt der Nabu-Vorsitzende.
Experten-Tipp: Wohin mit der Spinne, ohne sie in der Kälte zu töten?
Das würde sich ändern, wenn es im Winter so warm werden würde, dass die Tiere draußen überleben können: „Draußen finden sie besser ihre Artgenossen und mehr Beute“, erklärt Hinke. Dadurch würden sie sich besser fortpflanzen können. Dafür sei es nun aber viel zu kalt. „Deswegen muss man jetzt auch befürchten, dass die Spinnen wieder den Weg ins Haus suchen, wenn man sie draußen aussetzt.“
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Durch die Kälte geraten viele in eine Zwickmühle: Viele wollen eine Nosferatu-Spinne nicht unbedingt im Wohn- oder Schlafzimmer haben. Wenn es nach Jürgen Hinke geht, sollte man sie aber auch nicht töten – weder mit dem Staubsauger oder der Fliegenklatsche noch durch das Aussetzen in der Kälte. Der Experte empfiehlt: „Am besten setzt man sie im Keller oder der Garage aus. Dort stört sie doch keinen.“
So hat er es selbst auch gemacht, als er im November eine Nosferatu-Spinne im Wohnzimmer entdeckt hat: „Meine Frau wollte nicht, dass sie da bleibt.“ Also brachte Hinke das Tier in die Garage. „Dort läuft sie bestimmt heute noch herum.“
>> Nosferatu-Spinne: So wanderte das Tier nach Deutschland ein
- Bis vor 20 Jahren lebte die Nosferatu-Spinne in Südeuropa und Nordafrika. Vermutlich wurde sie als „blinder Passagier“ von Urlaubsreisenden oder mit dem Güterverkehr nach Deutschland gebracht. 2005 wurde sie erstmals in Deutschland entdeckt.
- Die Nosferatu-Spinne ist ein „Neozoon“ – eine durch Mithilfe des Menschen in ein fremdes Gebiet eingewanderte Tierart. Damit ist sie nicht allein. Viele Tiere sind in den vergangenen Jahren nach Duisburg eingewandert, zum Beispiel die Asiatische Hornisse, der Waschbär und die Nutria.
- Die Spinne ist nicht gefährlich: Laut Experten ist der Biss der Spinne mit einem Wespenstich vergleichbar. Nur bei Menschen, die anfällig für starke allergische Reaktionen sind, kann der Biss zu starken Schwellungen oder Atemnot führen.