Düsseldorf/Münster. Die Nosferatu-Spinne macht derzeit in NRW von sich Reden. In einigen Regionen ist sie inzwischen heimisch und breitet sich nun weiter aus.
Sie steckte unter einem Laubhaufen an einer Außenwand des Düsseldorfer Aquazoo. So hat Philipp S. die Nosferatu-Spinne vor wenigen Tagen fotografiert und über die App „ObsIdentify“ veröffentlicht. Eine von mehreren Dutzend Sichtungen dieser Spinne alleine in diesem August, die gerade in NRW verstärkt von sich Reden macht. Nicht wenige mit Spinnen-Angst bringt die Nosferatu-Spinne womöglich um den Schlaf.
„Nottulnerin findet giftige Spinne in ihrer Wohnung“, „Giftige Nosferatu-Spinnen in Wohnhaus - Szenen wie im Horrorfilm“...: Berichte häufen sich derzeit über die Nosferatu-Spinne, die eigentlich im westlichen Mittelmeer-Raum heimisch ist, aber inzwischen auch in NRW. Eine Folge des Klimawandels mit immer wärmeren und trockeneren Sommern auch bei uns. Und die Spinne breitet sich weiter Richtung Norden aus.
„Nosferatu-Spinne ist nicht giftiger, als andere Arten bei uns“
„Die Nosferatu-Spinne ist giftig, wie alle Webspinnen, zu deren Ordnung sie zählt“, erklärt Jan-Ole Kriegs, Direktor des LWL-Naturkundemuseums in Münster. Doch er beruhigt: „Sie ist aber nicht giftiger als andere Arten, die wir schon bei uns haben, wie etwa die Kreuzspinne oder auch die Hauswinkelspinne.“ Entscheidend sei, „inwieweit Spinnen mit ihren Beißwerkzeugen die menschliche Haut durchdringen können“, erklärt Kriegs: Die Nosferatu-Spinne kann das, sagt er: „Ein Biss der Nosferatu-Spinne ist, laut Erfahrungsberichten, vergleichbar mit einem Mücken- bis hin zu einem Wespenstich.“
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Um mehr über den Wandel der Artenvielfalt herauszufinden, sammelt das LWL-Museum für Naturkunde gemeinsam mit der internationalen Plattform Observation.org Funde heimischer Tiere, Pflanzen und Pilze.
Nosferatu-Spinne kann auch Fensterscheiben erklimmen
Da gehen manche jetzt auf „Spinnen-Jagd“ und werden in Sachen Nosferatu-Spinne vielerorts in NRW fündig: Unter anderem aus Düsseldorf, Mönchengladbach, Viersen und Witten wurden Sichtungen gemeldet und meist auch mit Foto dokumentiert. Manche App-Nutzer beschreiben auch, was sie mit der Spinne gemacht haben: „Mit der Hand gefangen und freigelassen.“
Das dürfte Spinnen-Phobikern den Schweiß auf die Stirn treiben. „Die Nosferatu-Spinne hat einen kräftigen Körper und kräftige Beine und wird etwa so groß wie die hiesige Hauswinkelspinne“, beschreibt Kriegs. Sie kann auch glatte Oberflächen erklimmen, etwas Glas, „weil sie Hafthärchen an den Beinen hat“, erklärt Kriegs. Da hat sie anderen heimischen Spinnen etwas voraus...
Spinnen-Weibchen drohen, bevor sie beißen
Ihren Namen hat die Spinne vor Jahren in der Schweiz bekommen, als sie dort erstmals gesichtet wurde. Die Zeichnung auf ihrer Oberseite erinnert an die Figur Nosferatu des gleichnamigen Films aus dem Jahr 1922. Dessen vollständiger Titel hat den Zusatz: „- eine Sinfonie des Grauens“. Der Zoologische Namen der Spinne ist „Zoropsis spinimana“.
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Angst haben muss niemand vor dieser Spinne, „sie würde vor Menschen eher davonlaufen“, sagt Kriegs. Ausnahme: „Ein Weibchen mit Ei-Kokon würde, wenn man sich ihr nähert, in Verteidigungshaltung gehen und würde wohl auch zubeißen“, sagt Kriegs: „Vorher aber würde sie drohen: Sie hebt dazu ihre Beine und spreizt die Beißwerkzeuge.“ Dann sollte man sie besser nicht mit der Hand anfassen, rät Kriegs: „Aber das würde man ja bei einer Wespe auch nicht tun.“
Lebensraum meist in Keller, Speicher oder Gartenlaube
„Aufgeräumte saubere Wohnungen sind eher nicht das Lebensumfeld für die Nosferatu-Spinne, das wären eher Keller, Speicher oder Gartenhäuschen, wo sie andere Spinnen und Insekten als Futter findet“, sagt Kriegs. Wenn im Herbst eine Nosferatu-Spinne in der Wohnung auftauchen sollte, „könnte es sich um ein Männchen handeln, das auf Weibchen-Suche ist“, sagt Kriegs: „Man kann die Spinne leicht etwa mit einem Glas und einem Blatt Papier aufsammeln und setzt sie dann irgendwo draußen aus.“ Nosferatu-Spinnen laufen eher langsam, meint Kriegs.
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Zum ersten Mal war die Spinne 2005 in Süddeutschland gesichtet worden. Damals kam sie wohl in Reisegepäck zu uns. Im Dachgebälk von Toilettenhäuschen an Autobahn-Raststätten fand sie man sie dann öfter. In Südeuropa lebt sie in Wäldern unter Baumrinde, unter Steinen oder in Gebäuden, erklärt Kriegs. Erste Hinweise zeigen, dass sie inzwischen auch bei uns in Wäldern entdeckt wird. Möglich, dass sie es auch bei uns in den nächsten Jahren schafft, dort zu überwintern, meint Kriegs - sofern die Winter milde sind.
Naturmuseum sucht weitere Mitwirkende bei Projekt „Observation.org“
„Eine Gefahr für heimische Arten ist die Spinne nicht“, erklärt Kriegs. „Die größte Gefährdung ist ohnehin das Insektensterben durch landwirtschaftliche Gifte“, sagt er.
Viel aber müsse man noch herausfinden, über die Nosferatu-Spinne bei uns. Dazu hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die App der Organisation Observation.org (externer Link) ins Deutsche übersetzen lassen, wirbt Kriegs: „Nutzer können dort ihre Beobachtungen mit Foto melden und auch spielerisch nach Art von Pokemon Go Artenlisten füllen. Viele vor allem ehrenamtliche Arbeitskreise im Naturschutz werten die dort gewonnen Daten aus.“