Duisburg-Beeckerwerth. Werner Lux lebt von Hartz IV. Ohne die Tiertafel Duisburg hätte er Probleme, die Kater Gustl und Gismo sattzubekommen. So sieht sein Alltag aus.

Gustl streicht Gästen zur Begrüßung um die Beine. Wie es sich für einen freundlichen Kater gehört – mit steil aufgestelltem Schwanz. Anders sein Kumpel Gismo. Der verdrückt sich lieber unters Bett, sobald jemand bei Herrchen Werner Lux schellt. Der 51-Jährige nennt seine Kater liebevoll „meine Jungs“ und sagt: „Sie sind für mich wie Familienmitglieder. Ich genieße es, wenn sie sich abends zu mir aufs Sofa legen und wir zusammen fernsehen.“ Eine harmonische Männer-WG also, allerdings eine mit klammer Kasse. Deshalb muss sich Werner Lux bei der Tiertafel mit Futter für seine Stubentiger eindecken.

Bis vor wenigen Jahren kam Werner Lux immer gut zurecht. Sein Job als Lkw-Fahrer sorgte für ein problemloses Auskommen. Dann spielte der Rücken nicht mehr mit. „Also schulte ich auf Kaufmann im Groß- und Außenhandel um und fand auch eine Stelle. Aber nach zweimaliger Befristung wurde der Vertrag nicht mehr verlängert“, erzählt der Beeckerwerther.

Rückenprobleme katapultierten Duisburger aus dem Berufsleben

Gleichzeitig machte sein Rücken immer mehr Probleme. „Heute ist es so, dass ich nicht mehr lange gehen, stehen, sitzen und nicht mehr als zwei Kilo tragen darf.“ Das Jobcenter spricht wieder von Umschulung – und das schon seit dreieinhalb Jahren. „Ein konkretes Angebot gab es noch nicht. Aber zu was soll ich mit diesen Voraussetzungen auch umschulen? Ich werde Matratzentester“, sagt er mit einem Grinsen im Gesicht. Werner Lux hat trotz der hoffnungslosen Jobsituation seinen Humor nicht verloren. „Was soll ich machen? Das Leben geht weiter.“ Erst bekam er Arbeitslosen-, dann Krankengeld und muss nun von Hartz IV leben.

Werner Lux sortiert das Katzenfutter, das er bei der Duisburger Tiertafel bekommen hat. Je nachdem, wie groß der Hunger seiner Kater ausfällt, kommt er zwei bis drei Wochen damit aus.
Werner Lux sortiert das Katzenfutter, das er bei der Duisburger Tiertafel bekommen hat. Je nachdem, wie groß der Hunger seiner Kater ausfällt, kommt er zwei bis drei Wochen damit aus. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Als er Gustl und Gismo aufnahm, hatte er bereits zwei Katzen und was das Geld anging, war noch alles im grünen Bereich. „Ich dachte mir damals, wo zwei satt werden, da werden es auch vier.“ Werner Lux hatte bei Facebook gesehen, dass die beiden Kater ein neues Zuhause suchen. „Gustl war fünf Jahre alt und sollte ins Tierheim, weil er die anderen Katzen in seinem Haushalt angegriffen hat.“ Gismo war sechs und durfte beim Umzug seiner Familie nicht mit, weil der neue Vermieter keine Tiere erlaubte. „Ich wollte nicht, dass sie im Tierheim landen. In dem Alter hätten sie es schwer gehabt.“

Wird eine Katze krank, kann der Duisburger die Kosten nicht allein stemmen

Seine beiden „alten“ Vierbeiner Bubu und Sama sind inzwischen im Katzenhimmel. Schon zu ihren Lebzeiten wurde es finanziell eng. „Bubu musste am Ende Schilddrüsenmedikamente nehmen. Die kosteten 55 Euro für 50 Tage.“ Das Geld konnte Werner Lux nicht aufbringen. Teilweise griff ihm sein Neffe unter die Arme, teilweise die Tiertafel. „Deshalb bin ich so froh, dass Gismo und Gustl kerngesund sind.“

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Wie für viele andere wird es auch für Werner Lux momentan immer schwerer, mit seinem Geld auszukommen. Stichwort massive Inflation. Bei dem Katzenfreund kommt noch ein Problem dazu: „Bei mir wurde eine Glutenunverträglichkeit festgestellt. Ich darf keinen Weizen mehr essen. Früher habe ich für 300 Gramm Brot 1,19 Euro bezahlt, jetzt sind es 3,19 Euro.“ Nun hofft er, dass sein Hartz IV etwas aufgestockt wird, wenn er eine Bescheinigung vom Arzt einreicht.

Kater Gustl sucht im Futterschrank nach Leckerchen. Er futtert am liebsten Trockenfutter und lässt sich mit Katzenbonbons belohnen.
Kater Gustl sucht im Futterschrank nach Leckerchen. Er futtert am liebsten Trockenfutter und lässt sich mit Katzenbonbons belohnen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Werner Lux ist dankbar für die Unterstützung, die er von der Tiertafel bekommt

Damit er über die Runden kommt, geht er also einmal im Monat zur Tiertafel. „Da zahle ich für beide Jungs einen Euro und bekomme zwei Tüten mit Futter. Davon werden sie zwei bis drei Wochen satt. Für diese Hilfe bin ich sehr dankbar.“ Werner Lux wollte der Tiertafel aber auch etwas zurückgeben. Deshalb engagiert er sich schon seit geraumer Zeit: „Ich bin Sammelstelle für alle in Beeckerwerth, die der Tiertafel helfen wollen.“ Das hat sich über Facebook schnell herumgesprochen. „Leute schellen bei mir an und bringen Hundebetten, Vogelkäfige oder Futter. Manchmal drücken sie mir auch eine Geldspende in die Hand.“ Ein netter Nachbar hilft Werner Lux dabei, die Sachen ins Auto zu packen.

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Der Kombi gehört ihm übrigens nicht selbst. Wie er an den gekommen ist, ist auch so eine Geschichte, die in schwierigen Zeiten Hoffnung macht. „Ich habe in unserer Facebook-Gruppe gefragt, ob mich jemand mit den Spenden zur Tiertafel fahren kann. Da hat sich Sabine Olpe aus Laar gemeldet und mir ihr Auto angeboten. Sie sitzt zeitweise im Rollstuhl und braucht ihren Wagen nicht.“ Deshalb steht der jetzt bei Werner Lux vor der Tür. „Sabine übernimmt alle Kosten für das Auto. Ich helfe ihr dafür, gehe mit ihr zum Arzt oder für sie einkaufen.“

Was wünscht sich der Katzenfan fürs nächste Jahr? „Ich würde gerne eine Umschulung machen und hoffe, dass die Jungs gesund bleiben.“ Sollte der zweite Wunsch nicht in Erfüllung gehen, würde er sich für die Tierarztkosten weiter einschränken. „Hauptsache, Gismo und Gustl gehts gut!“