Duisburg. Die Nosferatu-Spinne lebt schon seit mehreren Jahren in Duisburg, sagt ein Experte. Jetzt sei sie etabliert – wie auch andere exotische Tiere.

Im Mittelmeerraum und Nordafrika beheimatet, doch plötzlich auch häufig in Deutschland gesehen: Die Nosferatu-Spinne löste im Spätsommer einen Hype aus, weil sie als exotisches Tier vermehrt auch außerhalb ihrer Heimat gesichtet wurde. Sie ist ein „Neozoon“ – eine durch Mithilfe des Menschen in ein fremdes Gebiet eingewanderte Tierart. Auch in Duisburg wurden viele Exemplare entdeckt.

Tobias Rautenberg von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet (BSWR) sagt, dass die Nosferatu-Spinne aber nicht erst 2022 nach Duisburg gekommen sei: „Der erste Fund der Spinne in Duisburg ist bestimmt schon sechs Jahre her. Sie schafft es also, sich hier zu vermehren.“ Lange sei sie nicht bewusst wahrgenommen worden. Erst als die Spinne in diesem Jahr durch die Medien bekannter wurde, hätten sie viele Menschen identifiziert. Mittlerweile gelte die Art als „in Duisburg etabliert“.

Nabu-Vorsitzender: „Denke, dass Spinne hier weiter bleibt“

Zu dieser Einschätzung kommt auch Jürgen Hinke, der Vorsitzende des Naturschutzbunds (Nabu) Duisburg: „Da jetzt ganz viele Exemplare auch in Duisburg gefunden wurden, muss man davon ausgehen, dass sie sich hier fortpflanzt.“ Die Nosferatu-Spinne krabble gerne in Häuser und könne so auch kalte Winter überstehen. „Deswegen denke ich, dass sie hier weiter bleibt“, sagt Hinke.

Der Duisburger Nabu-Vorsitzende Jürgen Hinke bestätigt, dass sich Nosferatu-Spinnen in Duisburg fortpflanzen und auch kalte Winter überleben können. (Archivbild)
Der Duisburger Nabu-Vorsitzende Jürgen Hinke bestätigt, dass sich Nosferatu-Spinnen in Duisburg fortpflanzen und auch kalte Winter überleben können. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Dass die Spinne erst seit Kurzem wahrgenommen wird, zeigen auch die Einträge beim Portal naturgucker.de. Der früheste Vermerk zur Nosferatu-Spinne in Duisburg stammt vom 30. September 2021, die meisten aber aus dem September und Oktober 2022. Mittlerweile gibt es viele Einträge auf dem ganzen Stadtgebiet, die Sichtungen der Spinne beschreiben.

In Duisburg gibt es aber noch mehr Tierarten, deren ursprüngliche Heimat in der Ferne liegt, die aber vor wenigen Jahren nach Duisburg eingewandert sind. Dazu gehört die Asiatische Hornisse, wissenschaftlich Vespa velutina genannt. Sie ist in Südostasien beheimatet, wurde aber laut BSWR-Biologe Tobias Rautenberg im vergangenen Oktober im Duisburger Stadtteil Rumeln-Kaldenhausen nachgewiesen.

Asiatische Hornisse in Duisburg bedroht heimische Bienen

Die Asiatische Hornisse sei kleiner als die in Deutschland beheimatete Hornisse und gegenüber Menschen auch weniger aggressiv. Dafür sei sie vor allem für Imker ein Problem: „Als räuberisch lebendes Insekt greift sie auch Bienenstöcke an. Bei einer gewissen Dichte kann das zu erheblichen Verlusten bei den Bienenvölkern führen“, sagt der Biologe.

Ebenfalls in Duisburg angekommen ist der ursprünglich aus Nordamerika stammende Waschbär. Wildtierkameras hätten ihn schon an mehreren Stellen in der Stadt eingefangen. „Als Allesfresser und guter Kletterer kann er manchen Vogelarten gefährlich werden“, meint Rautenberg. Waschbären würden auf Bäume klettern und die Eier der Vögel oder Jungtiere fressen. In Duisburg sei deswegen die Population des Steinkauz’ gefährdet.

Tobias Rautenberg von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet erklärt, welche Tierarten neben der Nosferatu-Spinne aus der Ferne nach Duisburg eingewandert sind.
Tobias Rautenberg von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet erklärt, welche Tierarten neben der Nosferatu-Spinne aus der Ferne nach Duisburg eingewandert sind. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Auch die Schwarzmundgrundel gehört zu den jüngsten Einwanderern nach Duisburg. Der Süßwasserfisch komme ursprünglich vom Kaspischen und Schwarzen Meer. Mit dem Ballastwasser von Schiffen sei die Art nach Mitteleuropa verschleppt worden. Seit etwa 15 Jahren lebe sie in allen größeren Flüssen in Deutschland, so auch im Rhein. Angler seien von den vielen Schwarzmundgrundeln verärgert, da sie heimische Fische verdrängen, aber selber keine Speisefische seien.

Seit vielen Jahren lebt auch die Nutria in Duisburg und Umgebung. Das Tier ähnelt äußerlich dem Biber, wird auch Biberratte genannt und stammt aus subtropischen Klimazonen wie Südamerika. „Sie neigt zum Massenauftreten, weil sie keine natürlichen Feinde hat“, sagt der Experte. Manche Pflanzen in Wassernähe wie Schilf würden teils merklich reduziert. Die Tierwelt sei durch Nutrias aber nicht bedroht.

Diese eingewanderten Tiere sind in Duisburg etabliert

Die von Tobias Rautenberg genannten Neozoen kennt auch der Duisburger Nabu-Vorsitzende Jürgen Hinke. Er nennt weitere Arten, die in den vergangenen Jahren nach Duisburg eingewandert sind. Dazu gehören:

  • die Asiatische Körbchenmuschel, die seit den 2000er Jahren auch in Duisburg lebt und mittlerweile die „häufigste Tierart im Rhein“ sei;
  • die Schmuckschildkröte, die zunächst als Haustiere gehalten und dann häufig ausgesetzt wird. An der Sechs-Seen-Platte und im Volkspark Rheinhausen würden große Exemplare leben;
  • der Buchsbaumzünsler, der seit etwa zehn Jahren invasiv auftritt und Buchsbäume kahlfrisst;
  • der Sonnenbarsch, der von Besitzern ausgesetzt wird und so zum Beispiel in die Wedauer Seen gelangt;
  • die Kanadagans, die seit den 2000er Jahren in Duisburg lebt. Sie verschmutzt die heimischen Wiesen. Seit Jahren kämpft die Stadt dagegen an.