Duisburg/Essen. Nach dem Cyberangriff auf die UDE sollen Studierende bis zum 22. Dezember auf den Campus eilen, um ihr Passwort zu ändern. Es drohen Sperrungen.

Nach dem Hackerangriff auf die Universität Duisburg-Essen (UDE) Ende November müssen Tausende Studierende und Angestellte kurzfristig auf den Campus in Duisburg oder Essen kommen, um neue Passwörter anzulegen. Die UDE-Leitung blickt indes hoffnungsvoll auf den Wiederaufbau der IT-Systeme: „Wir haben das Schlimmste überstanden“, sagt Kanzler Jens Andreas Meinen in einer neuen Videobotschaft. Die Mitarbeitenden der UDE würden Tag und Nacht daran arbeiten, die Folgen des Angriffs zu beheben – „auch an den Wochenenden, auch über Weihnachten und Neujahr“.

Normal laufe der Uni-Betrieb in Duisburg und Essen allerdings noch längst nicht. Meinen spricht von einem „sehr schwerwiegenden Cyberangriff“, der tief in die Systeme eingegriffen habe und die Universität vor komplexe Herausforderungen stelle. „Einige Systeme sind intakt, aber viele müssen wiederaufgebaut werden. Wir müssen nicht einen Server wiederherstellen, sondern eher tausend“, meint Meinen. Er hoffe, zum Sommersemester 2023 einen „annähernd funktionsfähigen Normalzustand“ erreicht zu haben.

Uni Duisburg-Essen: Diese Dienste laufen wieder

Einige Dienste hat die Uni inzwischen reaktiviert. Zum Beispiel können Studierende über das Campus-Netz auf die Lernplattform „Moodle“ zugreifen, mit einem VPN-Zugang digitale Bücher und Zeitschriften aus der Bibliothek online einsehen und über alternative Mail-Adressen mit Beschäftigten kommunizieren. Als nächstes werde das Campus-Managementsystem wieder laufen, „hoffentlich direkt zum neuen Jahr“. Außerdem würden die Prüfungsdaten der Studierenden in die Systeme übertragen.

Trotzdem stehe die UDE noch vor mehreren Problemen, so Meinen: „Wir haben kein SAP-System, uns fehlen Dateien und E-Mails.“ Seit der vergangenen Woche überlasten Hacker zudem die Not-Webseite, über die Studierende und Beschäftigte mit Informationen zum Uni-Betrieb versorgt werden sollen.

Die Behelfsseite werde deswegen zeitweise vom Netz genommen, bestätigt UDE-Sprecherin Jennifer Meina auf Anfrage. Die UDE-eigenen Systeme oder Server seien von diesen neuen Attacken aber nicht betroffen.

UDE-Aufruf vom Mittwoch: Erst 19.500 Passwörter zurückgesetzt

Am Mittwoch, 14. Dezember, hat die Uni alle Studierenden und Beschäftigten aufgerufen, kurzfristig vor Weihnachten zum Campus nach Duisburg oder Essen zu kommen, um ein neues Passwort für die persönliche Hochschulkennung zu erstellen.

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Mit dieser Unikennung können sich die Studierenden und Beschäftigten in viele digitale Dienste der Einrichtung einloggen. So funktioniert auch der VPN-Client, mit dem sie sich verbinden können, um auf den Online-Bestand der Bibliothek zuzugreifen.

Die rund 6000 Beschäftigten und über 40.000 Studierenden haben bis Donnerstag, 22. Dezember, Zeit, ihr Passwort zu ändern. Bisher haben aber erst 19.500 Beschäftigte und Studierende ihr Passwort zurückgesetzt, wie die UDE auf Anfrage mitteilt.

Sperrung der Zugänge droht

Die Accounts derjenigen, die bis dahin kein neues Passwort gesetzt haben, sollen aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Dann könnten sie auch nicht mehr auf die Dienste zugreifen, die bis dahin freigeschaltet waren. Es soll zwar eine Möglichkeit geben, die Accounts zu reaktivieren. Wie das für die Betroffenen abläuft, sei aber noch unklar.

Kanzler Jens Andreas Meinen beschreibt eine „wechselhafte Stimmung“ auf dem Campus. Im Zentrum für Informations- und Mediendienste (ZIM) erlebe er „Frust, weil die Systeme angegriffen wurden, aber auch eine enorme Kämpfermentalität“. Studium, Lehre und Forschung würden weiterhin funktionieren. „Wir haben gezeigt, auch nach Corona, dass uns so ein Angriff nicht aus der Bahn wirft.“