Duisburg/Essen. Lehrende der Uni Duisburg-Essen kämpfen mit den Folgen des Hackerangriffs. Welche Probleme es für Forschung und Lehre gibt – und welche Lösungen.

Ohne E-Mail, Lernplattform, Uni-Netz und andere digitale Dienste der Universität Duisburg-Essen (UDE) ist Lernen und Studieren nur stark eingeschränkt möglich – darin sind sich viele Studierende einig. Doch die Folgen des Hackerangriffs auf die UDE sind auch für Dozenten und Professoren spürbar.

Ein großes Problem für die Forschung: Da die Uni das IT-System heruntergefahren und vom Netz genommen hat, funktionieren auch Simulationssoftware und Code-Programme nicht. „Das betrifft vor allem Naturwissenschaftler und Ingenieure, die mit den Programmen zum Beispiel digitale Zwillinge erstellen und damit forschen“, erläutert Dr. Thomas Kaiser, Professor für Digitale Signalverarbeitung an der UDE.

UDE-Professor erklärt: Diese Folgen hat der Angriff für die Forschung

Die meiste Software laufe über Lizenzserver und sei nicht auf lokalen Rechnern installiert. Ohne Internet können sich die Forschenden nicht einloggen und die Programme deswegen nicht benutzen. „Das bedeutet Stillstand für einen Teil der Forschung. Etwa 20 bis 30 Prozent der Forschungszeit verbringt man normalerweise mit solchen Programmen“, erklärt Thomas Kaiser.

Auch das Bestellwesen sei durch den Hackerangriff lahmgelegt. Die Folge für Wissenschaftler der UDE: Sie können keine Rechner, Messgeräte oder Proben über die Uni bestellen. Professor Kaiser erklärt: „Wir bestellen die Sachen gerade privat und gehen damit in Vorkasse. Es wäre eine Katastrophe, wenn das über Monate so laufen würde.“

UDE-Professor Dr. Thomas Kaiser muss Forschungsgeräte zurzeit privat bestellen, weil das Bestellwesen der Uni wegen des Hackerangriffs nicht verfügbar sei.
UDE-Professor Dr. Thomas Kaiser muss Forschungsgeräte zurzeit privat bestellen, weil das Bestellwesen der Uni wegen des Hackerangriffs nicht verfügbar sei. © Jacqueline Wardeski

Immerhin: Der Vorlesungsbetrieb läuft laut Thomas Kaiser ziemlich normal weiter. „Zum Glück können wir Präsenz-Veranstaltungen halten, denn Video-Konferenzen sind nicht möglich.“ Zum Problem wird eher, die Studierenden oder andere Forschende zu erreichen. Die Festnetz-Telefone und Uni-eigenen E-Mail-Accounts stehen nicht zur Verfügung. Kaisers Lösung: „Deswegen vermitteln wir gerade private Handynummern und E-Mail-Adressen. Das geht ganz gut.“

So löst ein Dozent die Probleme für die Lehre

So macht es auch Dr. Christian Feld, Privatdozent für Aquatische Ökologie an der Fakultät für Biologie: „Ich habe in der Vorlesung eine Liste herumgereicht, in die die Studierenden ihre privaten Kontaktdaten eingetragen haben.“ Damit sei das größte Hindernis für die Lehre gelöst: die unterbrochene Kommunikation.

Wie Professor Kaiser sagt auch Christian Feld: „Der Vorlesungsbetrieb läuft nahezu normal weiter.“ Studierende würden über ihre privaten Kontakte oder Aushänge über die Vorlesungen und Seminare informiert. So erhalten sie auch Lernmaterial, Literatur und Aufgaben. Wenn Studierende auf dem Campus sind, könnten sie über das Intranet auch auf die Lernplattform „Moodle“ zugreifen, um zum Beispiel Abgaben hochzuladen. Nur von zu Hause aus sei das nicht möglich.

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Der Hackerangriff behindert auch Prüfungen und Klausuren. Die UDE hat die Prüfungsphase an der Mercator School of Management (MSM) abgesagt. Alle Prüfungen, die bis zum 12. Dezember schriftlich eingereicht werden müssen, dürfen nun zwei Wochen später abgegeben werden. Für Christian Feld steht schriftlichen Klausuren im Hörsaal aber nichts entgegen: „Wenn alle Lehrinhalte vermittelt werden können, können wir Klausuren mit Stift und Papier ganz normal schreiben.“

>> HACKERANGRIFF AUF UNI DUISBURG-ESSEN: DAS IST DER STAND

  • Unbekannte Hacker sind am Wochenende in die IT-Systeme der Universität Duisburg-Essen eingedrungen. Sie haben viele Daten verschlüsselt und fordern Lösegeld. Die Spezialeinheit für Cybercrime der Staatsanwaltschaft Köln (ZAC NRW) ermittelt.
  • Die Uni hat das IT-System heruntergefahren und vom Netz genommen. Dadurch sind viele Dienste nicht verfügbar, die über das Internet laufen. Die UDE hat eine Not-Webseite angelegt, über die sie Studierende und Beschäftigte informiert.
  • Rektorin Barbara Albert spricht in einer Video-Ansprache von „massiven Einschränkungen in der Arbeitsfähigkeit“. Sie sagt: „Den 100-Prozent-Zustand gibt es vielleicht erst in einigen Monaten wieder.“