Duisburg. Die Metzgerei E. Hirtz ist nach aktuellem Kenntnisstand die älteste Metzgerei Duisburgs. Auf diese Quellen beruft sich Inhaber Eckhard Hirtz.
Wenn Eckhard Hirtz in dem Ordner mit alten Briefen und Dokumenten zu seiner Metzgerei blättert, hat er Nachweise über mehr als 300 Jahre Familiengeschichte in der Hand. Der 56-Jährige ist sich sicher: „Unserer Familie gehört die älteste Metzgerei Duisburgs.“ Um das zu beweisen, ist er schon seit Jahren der Gründungsgeschichte seines Betriebs auf der Spur.
„Meine Großmutter hat in den 1970ern schon mit den Recherchen angefangen“, sagt der Metzgermeister. So habe sie in den Kirchenarchiven nach den Geburtseinträgen ihrer Vorfahren gesucht. Irgendwann sei sie in den Archiven nicht mehr weitergekommen. Dann habe sie Behörden und Vereine angeschrieben, um nach weiteren Hinweisen zu suchen.
Metzgerei E. Hirtz: Ahnenforschung reicht zurück bis 1720
Mittlerweile hat Eckhard Hirtz Informationen über die vergangenen acht Generationen seiner Familie zusammen: Geburtsdaten, Berufe, teilweise den Ort der Hochzeit und die Hobbys. Die ältesten Angaben reichen zurück ins Jahr 1720. „Den Großteil davon hat meine Großmutter herausgesucht“, meint er. Mit seiner Ehefrau Anja Hirtz habe er „die Puzzleteile nur noch zusammengefügt“.
Dabei ist Eckhard Hirtz, anders als seine Großmutter, eigentlich kein Hobby-Ahnenforscher. Er möchte jedoch beweisen, dass seine Metzgerei die älteste in Duisburg ist. So war es vor Jahren auch schon in unserer Zeitung zu lesen – bis in Artikeln unserer Redaktion 2019 und 2022 stand, die Metzgerei Simon-Berns sei die älteste Metzgerei Duisburgs. Das ist jedoch kein historisch belegter Fakt. Die Grundlagen der seinerzeit zudem von uns nicht näher geprüften Behauptung: Einerseits steht auf der Internetseite des Betriebs Simon-Berns „Seit 1870 ist die Privat-Metzgerei Simon-Berns in Familienbesitz“. Und andererseits thematisiert ein WAZ-/NRZ-Bericht aus dem Jahr 2013 die stolze Unterzeile des Hirtz-Familienwappens „seit 1888“.
[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]
Eckhard Hirtz zufolge aber sind beide Angaben falsch. Er beruft sich auf alte Zeitungsanzeigen, in denen stehe, dass die Metzgerei Simon-Berns erst 1886 gegründet worden sei. „Ich will keinen Streit mit Kollegen, sondern nur die Wahrheit herausfinden“, versichert er.
Er geht fest davon aus, dass seine Metzgerei Hirtz schon vor 1880 bestand. Seine Begründung fußt auf mehreren Quellen:
- Einerseits hat seine Großmutter im „Duisburger Bilderbogen 1900-1950“ ein Bild des Kollegiums der Franklinschule in Laar gefunden. In der Bildunterzeile steht, dass die Schule 1858 in einem Raum der Metzgerei Hirtz gegründet worden sei, bevor sie über ein eigenes Schulhaus verfügt habe. Das Original der Chronik wurde im Krieg zerstört.
- Zweitens könne durch die Kirchenbücher belegt werden, wann Gründer Johann Joseph Hirtz den Beruf des Metzgers erstmals ausgeübt habe. Bei der Geburt des vierten Kindes 1874 habe er „Winkler“ als Beruf angegeben. „Das heißt so viel wie Kleinhändler und bedeutet, dass er spätestens 1874 hauptberuflich als Metzger gearbeitet hat“, so Hirtz’ Schlussfolgerung.
- Gleichwohl habe Joseph Hirtz die Metzgerei sogar schon vor 1874 gegründet: „Wir wissen von meinen Großeltern, dass er während seiner Zeit als Fabrikarbeiter schon nebenberuflich als Fleischer gearbeitet und Fleisch aus dem Fenster des Hauses heraus verkauft hat“, sagt der heutige Inhaber. Er legt das Gründungsdatum auf „spätestens 1871“ fest.
Gründungsjahr auf dem Familienwappen sei falsch
Wenn Kunden die Metzgerei Hirtz betreten, fällt ihnen rechts neben der Eingangstür das Wappen der Familie ins Auge: Zwei gekreuzte Wetzstähle, ein springender Hirsch – darunter steht allerdings „seit 1888“, nicht „seit spätestens 1871“. Das Jahr 1888 sei jedoch nicht das tatsächliche Gründungsjahr der Metzgerei, erklärt Eckhard Hirtz: „Als meine Eltern die Metzgerei übernommen haben, hatten sie keine Zeit für eine aufwändige Familienrecherche.“
1888 sei die Frau des Gründers gestorben. Hirtz‘ Eltern hätten die Sterbeurkunde gesehen und dieses Jahr kurzerhand als Gründungsjahr festgelegt. Dennoch hätten sie gewusst, dass das Gründungsdatum deutlich vor 1888 liegt. „Und als ich die Metzgerei 2000 übernommen habe, wollte ich nicht die Wand aufstemmen, um die Zahl zu ändern“, so der Metzgermeister. Stattdessen hat er nun ein Blatt Papier mit der Aufschrift „seit 1858/71“ neben das Wappen gehängt.
Älteste Metzgerei der Stadt: So reagiert Simon-Berns
Ein genaues Gründungsjahr kann die Familie Hirtz heute nicht mehr ermitteln. Nur dass es die älteste Metzgerei der Stadt sein muss, da sind sich Eckhard und Anja Hirtz sicher. Die Tatsache, dass Laar erst 1906 nach Duisburg eingemeindet wurde, ändere daran nichts: „Wir schauen ja auf das heutige Stadtgebiet.“
Der Inhaber führt aus: „Außerdem ist es auch die einzige Metzgerei, die so lange durchgehend im Besitz einer Familie ist und immer im gleichen Haus blieb.“
Von der Metzgerei Simon-Berns kommt auf Nachfrage der Redaktion zumindest kein Widerspruch. „Wir können nicht genau sagen, ob unsere Gründung 1870 oder in den 1880ern war“, sagt die Frau des Inhabers, Annett Simon. Ihr fehle die Zeit, der Gründungsgeschichte nachzugehen. Sie akzeptiere, dass die Metzgerei Hirtz die älteste der Stadt sei. Simon-Berns habe ohnehin nie mit dem Zusatz „älteste Metzgerei Duisburgs“ geworben.
>> ÄLTESTE METZGEREI DER STADT? DAS SAGT DIE FLEISCHERINNUNG
- Die Kreishandwerkerschaft Duisburg und die Handwerkskammer Düsseldorf (HWK) können die Recherchen von Eckhard Hirtz weder bestätigen noch widerlegen. „Die Handwerkskammer wurde erst 1900 gegründet und hat keinerlei Akten zu Gründungen vor diesem Zeitpunkt“, sagt Klaus van Wesel von der HWK Düsseldorf.
- Auch die Fleischerinnung Duisburg kann Hirtz’ Angaben nicht prüfen, da die Metzgerei Hirtz nicht Mitglied der Innung ist. Obermeister Franz-Josef van Bebber meint lediglich: „Die älteste Metzgerei der Innung ist Simon-Berns.“ Die Fleischereien Sieveneck, Schönnenbeck und Weller würden ebenfalls zu den ältesten in Duisburg zählen.