Laar. . Über der Ladentür der Metzgerei E. Hirtz an der Apostelstraße 6 in Laar prangt das Familienwappen mit dem springenden Hirsch und der stolzen Unterzeile „seit 1888“. Damit ist der Familienbetrieb, den Eckhard und Anja Hirtz in fünfter Generation führen, die älteste Metzgerei in Duisburg.

Über der Ladentür der Metzgerei E. Hirtz an der Apostelstraße 6 in Laar prangt das Familienwappen mit dem springenden Hirsch und der stolzen Unterzeile „seit 1888“. Damit ist der Familienbetrieb, den Eckhard und Anja Hirtz in fünfter Generation führen, die älteste Metzgerei in Duisburg. Und die letzte weit und breit.

Eckhard Hirtz (47) hat inzwischen Kunden aus Baerl, Bruckhausen, Meiderich und sogar aus Wanheimerort, weil es immer weniger Metzgereien gibt. Gründe aufzuhören gibt es viele: Die Konkurrenz der Discounter und Supermärkte, der Strukturwandel, der Geschäftsrückgang durch BSE und Lebensmittelskandale. Aber Hirtz will durchhalten, solange es geht.

Er ist wie sein Vater, Großvater und Urgroßvater in Laar geboren und im Betrieb großgeworden. „Als ich ein Kind war, saßen hier zur Mittagspause allein schon sechs Männer, die hinten in der Fleischverarbeitung beschäftigt waren“, sagt er. Mit seinem Ur-Urgroßvater Joseph Hirtz, der 1833 in Eschweiler geboren wurde, fing alles an.

Aus Liebe ins Geschäft eingestiegen

Als Laar sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts rasant vom verschlafenen Fischer- und Bauerndörfchen am Rhein zum Industriestandort der Phoenix-Hütte mit Stahlwerken und Hochöfen entwickelte, stieg die Zahl der Laarer Einwohner zwischen 1845 und 1900 von unter 300 auf fast 10 000 Menschen an. Die Phoenix-Aktiengesellschaft hatte ihren Stammsitz in Eschweiler, ein Zusammenhang mit der Herkunft der kommenden Metzgerdynastie liegt nahe. Die Menschen verdienten ihr Brot auf der Hütte und kauften das Stück Wurst dazu schon bald beim Metzger Hirtz.

Der Hirsch im Wappen der Familie hat nichts mit dem verarbeiteten Fleisch zu tun, sondern lässt darauf schließen, dass sich der Familienname vom Wort „Hirsch“ ableitet. Wann sein Vorfahre ein Schaufenster ins Haus brach und mit dem Laden begann, weiß Eckhard Hirtz nicht genau. Vermutlich aber lange vor 1888. Aber er will nur mit den belegbaren Fakten arbeiten.

Unterricht in der Metzgerei

Fest steht, dass die beengten Wohnverhältnisse in Laar um 1858 interessante Kooperationen nötig machten. Bevor die Laarer Franklinschule, die bis 1971 bestand, über ein eigenes Schulhaus verfügte, wurde die wachsende Laarer Kinderschar in einem angemieteten Raum im Hause der Metzgerei Hirtz unterrichtet.

Eckhard Hirtz machte seine Lehre im väterlichen Betrieb und arbeitete als Geselle in Metzgereien am Bodensee, in Düsseldorf und Bochum. „Bloß nicht betriebsblind werden“, hatten seine Eltern ihm geraten. Nach seiner Rückkehr und der Meisterschule machte er seinen Fachwirt. „Früher stand das betriebswirtschaftliche ja nicht so im Vordergrund“, sagt er.

Schlangestehen vor dem Geschäft

In den 1960er Jahren war der Laden samstagmorgens so voll, dass man alle Laarer Neuigkeiten erfahren hatte, bevor man mit dem Sonntagsbraten an der Reihe war.

Als Hirtz den Betrieb im Jahr 2000 von seinem Vater Herbert übernahm, war für den Entschluss, weiterzumachen, schon eine Portion Mut nötig. Hirtz hat die Personalführung von der Pike auf gelernt, aber inzwischen betreibt er das Geschäft mit seiner Frau allein.

Alten Beruf an den Nagel gehängt

Anja Hirtz hängte aus Liebe ihren früheren Beruf an den Nagel und ließ sich zur Fleischereifachverkäuferin ausbilden. „Wir wohnen und arbeiten hier zusammen und produzieren vor Ort kleine Chargen, die im Laden immer frisch aufgeschnitten werden“, sagt Hirtz. „Das ist doch was, oder?“