Duisburg. Zwei Läden, sechs Märkte – die Marxloher Fleischerei Schönnenbeck gehört in Duisburg zu den letzten ihrer Art. So arbeitet der Traditionsbetrieb.

Es ist 1926, als in Hamborn erstmals ein Schönnenbeck Fleisch verkauft. 95 Jahre später wird sein Geschäft in dritter Generation geführt. Michael und Sandra Schönnenbeck sind stolz auf diese Tradition und fühlen sich ihr verpflichtet. Für handwerkliches Können und Regionalität wurde ihre MarxloherMetzgerei jetzt mit einem besonderen Preis ausgezeichnet. Es ist der Lohn für harte Arbeit, die von den Schönnenbecks Opfer verlangt.

Als Arnold Schönnenbeck in den 20er Jahren das Geschäft gründet, gibt es noch keinen Laden. „Er ist mit einem Pferdewagen zu den Marktplätzen gefahren“, erzählt Sandra Schönnenbeck, „die Ware hat er mit Eis gekühlt“. Im Zweiten Weltkrieg wird das Haus mit der Produktionsstätte zerstört, hinterher jedoch wieder aufgebaut.

Fleischer Schönnenbeck aus Marxloh stellt die meisten Produkte selbst her

Den heutigen Standort an der Kaiser-Friedrich-Straße, der aus Ladengeschäft und Produktionsräumen besteht, gibt es seit 1967. Zu der Zeit ist mit Arnold Schönnenbeck junior schon die zweite Generation am Werk. Der belebt später auch das zwischenzeitlich pausierte Marktgeschäft neu: „Seit 1984 stehen wir wieder auf den Wochenmärkten in Alt-Hamborn und Neumühl“, sagt Sandra Schönnenbeck.

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Unter ihrem Mann Michael, der die Fleischerei seit 2011 führt, ist der Betrieb weiter gewachsen. Heute ermöglichen es 15 Mitarbeiter, auch auf Märkten außerhalb Hamborns zu verkaufen: in Vierlinden, Aldenrade, Voerde und Friedrichsfeld. „Montag ist der einzige Werktag, an dem wir nicht auf einem Markt stehen“, sagt Sandra Schönnenbeck. Dazu gibt es seit 2017 ein zweites Geschäft in Wehofen.

Damit es an allen Standorten genug Ware gibt, steht Michael Schönnenbeck täglich morgens um 3 Uhr in den Produktionsräumen. Nach seinen Angaben stammen 95 Prozent des Angebots aus eigener Herstellung, entsprechend viel gibt es morgens zu tun. Dabei drängt auch die Zeit, wie Sandra Schönnenbeck erklärt: „Wir müssen spätestens um 6 Uhr auf dem Markt stehen.“

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Kunden der Marxloher Metzgerei sind zu 80 Prozent Stammkunden

Neben Fleiß ist auch Organisation gefragt. Die vom Chef, einer Fleischergesellin und einem -gesellen hergestellten Waren holt ein Fahrer ab. Der beliefert die Verkaufswägen auf den Märkten. Später unternimmt er eine zweite Fahrt, hat dann etwa warme Fleischwurst im Gepäck. Um 13 Uhr endet der Markttag, im Geschäft ist meistens um 18 Uhr Schluss.

Die Marxloher Fleischerei Schönnenbeck gibt es am heutigen Standort an der Kaiser-Friedrich-Straße seit 1967.
Die Marxloher Fleischerei Schönnenbeck gibt es am heutigen Standort an der Kaiser-Friedrich-Straße seit 1967. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ihren Ehemann Michael nennt Sandra den „Motor des Betriebs“, sie selbst kümmert sich um die Beziehung zu den Kunden. „Mindestens 80 Prozent sind Stammkunden“, sagt sie, „und bei Stammkunden muss man sich sehen lassen.“ Deshalb verkauft Sandra Schönnenbeck nicht nur am Stammsitz in Marxloh, sondern wechselt zwischen allen Standorten.

Das Publikum an diesen Standorten unterscheidet sich voneinander, insbesondere bei der Kaufkraft. „In Friedrichsfeld sind ganz andere Produkte gefragt als in Hamborn“, sagt die 46-Jährige. Das Angebot plant die Fleischerei entsprechend individuell. Unabhängig davon beobachten auch die Schönnenbecks einen grundsätzlichen Trend zu hochwertigem Essen: „Die Leute kaufen bewusster ein, wollen besondere Steaks haben, oder mal so etwas wie Ochsenbäckchen.“

Sterbendes Handwerk: Fleischer finden keine Nachfolger mehr

An der Nachfrage mangelt es nicht. Und doch sinkt die Zahl der traditionellen Fleischereien seit Jahren – nicht nur in Duisburg. „Es finden sich keine Nachfolger mehr“, sagt Sandra Schönnenbeck. Schon die Suche nach Auszubildenden sei schwer. Noch schwerer sei es, wenn ein Metzger seinen Betrieb an den Gesellen übergeben will. „Die Ämter verlangen dann oft Umbauten an den Räumen, die kaum zu finanzieren sind. Wir reden dann schnell über mehr als 100.000 Euro.“

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Zudem sei kaum noch jemand bereit, sein Leben ganz der Fleischerei zu widmen. Wofür Sandra Schönnenbeck durchaus Verständnis hat: „Mein Mann hat nicht einmal an Sonntagen frei. Da steht er schon wieder im Laden und bereitet die Produktion für den Montag vor.“

All die Arbeit zahlt sich offensichtlich aus: Die Kunden sind zufrieden, davon zeugen auch die Rezensionen im Netz. Und die Jury des Ehrenpreises „Meister.Werk.NRW“ konnten die Schönnenbecks erneut überzeugen: Seit 2016 hat sich die Fleischerei viermal beworben und jedes Mal auch die begehrte Auszeichnung erhalten.

>> FLEISCHEREI KOMMT BISLANG GUT DURCH DIE PANDEMIE

• Die Auszeichnung „Meister.Werk.NRW“ wird als Ehrenpreis des Landes „an herausragende Betriebe des Lebensmittelhandwerks“ verliehen, die sich auch gesellschaftlichen Anforderungen stellen und regional verankert sind.

• Durch die Corona-Pandemie ist die Fleischerei Schönnenbeck bislang recht gut gekommen. „Uns hat es nicht so hart getroffen wie Kollegen, die zum Beispiel stark auf Partyservice setzen“, sagt Sandra Schönnenbeck. Auch würden die Menschen jetzt bevorzugt an der frischen Luft einkaufen. „Wir profitieren aktuell sehr von unserem Marktgeschäft.“