Duisburg. Barbara Albert ist neue Rektorin der UDE. Im Gespräch klärt sie über die Pläne für die „Keksdosen“ auf und erzählt, warum sie in Duisburg wohnt.

Zum 1. April 2022 übernimmt mit Prof. Dr. Barbara Albert die neue Rektorin der Universität Duisburg-Essen (UDE) die Geschicke der Hochschule. Die Nachfolgerin von Prof. Dr. Ulrich Radtke, der nach prägenden 14 Jahren an der Spitze der UDE nun in den Ruhestand geht, erklärt im Gespräch, wie sie das Mammutprojekt Campus Wedau-Nord einschätzt. Außerdem spricht sie über die Zukunft der „Keksdosen“, wie die Gebäude des M-Bereichs genannt werden, und über Langzeitfolgen von Corona für die UDE. Sie sagt, was sie sich bei ihrem kommenden, ersten Treffen von Oberbürgermeister Sören Link (SPD) wünscht – und warum sie in den Duisburger Innenhafen gezogen ist.

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Zukunft der Keksdosen bleibt noch offen

Der neue Uni-Campus Wedau-Nord, der auf dem alten Bahngelände an der Masurenallee errichtet wird, sei für die neue Rektorin eine Möglichkeit, „die Weichen neu zu stellen“. Was mit den ikonischen Keksdosen, wie die Gebäude des M-Bereichs genannt werden, passieren wird, wenn die Ingenieurwissenschaften in acht bis zehn Jahren von Neudorf nach Wedau umgezogen sind, dazu kann Albert noch nichts Endgültiges sagen.

„Dort besteht zunächst dringender Sanierungsbedarf“, so die promovierte Chemikerin, die vor ihrer Wahl in Duisburg als Vizepräsidentin der Technischen Universität Darmstadt tätig war. Nach aktuellem Stand sollen die runden Gebäude nach der Sanierung durch die Universitätsbibliothek und Teile der Geisteswissenschaften genutzt werden.

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Leer stehen sollen die Keksdosen also nicht. „Der Platzmangel ist so groß, dass es eigentlich nicht darum geht, neue Flächen zu schaffen und andere leer zu ziehen“, erläutert Barbara Albert. „Tatsächlich brauchen wird die Entwicklungsflächen für die ganzen tollen neuen Forschungsprojekte und die neuen Professuren.“ Die soll es vor allem im Bereich der Wasserforschung geben.

„Duisburg-Essener Identität ist spürbar“

Die Ingenieurwissenschaften sind bislang alle in Duisburg beheimatet – mit Ausnahme der Bauingenieure, die am Essener Campus forschen und lehren. Ulrich Radtke äußerte sich noch im Dezember dahingehend: „Wenn wir den Ingenieur-Campus in Duisburg-Wedau bekommen, wäre es sinnvoll, wenn die Bauingenieure da mit hinziehen würden – aber es muss finanzierbar sein. Wünschenswert wäre es.“ So konkret möchte sich Barbara Albert noch nicht zum Thema äußern, es gebe „nichts Spruchreifes. Es werden verschieden Möglichkeiten diskutiert.“

Hochschulgestählt: Prof. Barbara Albert war vor ihrem Job an der UDE Vizepräsidentin der Technischen Universität Darmstadt.
Hochschulgestählt: Prof. Barbara Albert war vor ihrem Job an der UDE Vizepräsidentin der Technischen Universität Darmstadt. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Als Rektor oder Rektorin der UDE ist und bleibt die Beziehung Duisburg-Essen auch nach 19 Jahren Uni-Ehe ein Thema. Barbara Albert hat in ihrer bisherigen Zeit an der Doppelhochschule gute Erfahrungen gemacht. „Die überwiegende Mehrheit meiner Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen an der Uni sind nicht mehr entweder Essener oder Duisburger, die Duisburg-Essener Identität ist tatsächlich spürbar“, freut sich die neue Rektorin.

Neue Rektorin will internationale Sichtbarkeit der UDE steigern

Eine Entscheidung musste Albert zu der Frage Duisburg oder Essen aber dann doch fällen – die ihres Wohnorts. Entschieden hat sie sich für den Duisburger Innenhafen, nicht ganz ohne Eigennutz, wie sie erzählt. „Mein Mann arbeitet in einer anderen Stadt, im Moment wohne ich noch alleine am Innenhafen. Aber er liebt Wasser, da ist der Innenhafen natürlich eine gute Adresse.“

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Apropos Wohnen: Dass besonders in Duisburg-Neudorf eine große Community chinesischer Studenten beheimatet ist, weiß die neue Rektorin. Internationale Sichtbarkeit ist ihr wichtig, aber nicht nur fokussiert auf ein Land. „Wir würden es gerne globaler angehen“, sagt Barbara Albert, und kann sich vorstellen, in Zukunft zum Beispiel auch mit ausgewählten afrikanischen Universitäten weitere Partnerschaften einzugehen. „Wir wollen es breit angehen und nicht nur mit einer spezifischen Community forschen und lernen.“

Kennenlerngespräch mit OB Link

Und wer weiß, vielleicht finden die afrikanischen Forscher und Austauschstudenten das Ruhrgebiet dann genau so reizvoll wie die neue Rektorin. „Die Region nimmt die Herausforderung zur Transformation an und münzt sie in Neues um“, freut sich Albert über die Art und Weise, wie das Ruhrgebiet mir dem Strukturwandel umgeht.

Speziell Duisburg lernt die Wissenschaftlerin bald noch besser kennen, in naher Zukunft steht ein Kennenlerntermin mit OB Sören Link an, bei dem es um viele Themen gehen soll. So wünscht sich Barbara Albert zum Beispiel einen Bericht über den Stand vom Campus Wedau-Nord.

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Vielleicht geht es dann auch um die Corona-Folgen für das universitäre Leben – eine klaren Standpunkt hat Albert schon. „Wir wollen in Präsenz zurück, und wir werden in Präsenz gehen“, stellt sie mit Blick auf die vielen Online-Formate klar, die während der Pandemie auch den Betrieb an der UDE am Laufen gehalten haben. Gerade in der Diskussionskultur und bei der Kreativität seien echte Gespräche wichtig, trotzdem werden neue Ansätze, die während Corona gut funktioniert haben, weitergenutzt.

>> UDE: OFFEN IM DENKEN – UND VORREITER IN ZUKUNFTSTRÄCHTIGE FELDERN

  • Barbara Albert hat sich im Gespräch auch zum Thema Wasserstoff geäußert. „Das ist ein Brennstoff und Energiespeicher, der jetzt überall als superwichtige Alternative zu Öl und Gas erkannt worden ist. Die UDE habe bereits lange vor dem aktuellen Boom mit der Forschung begonnen, zum Beispiel im Zentrum für Brennstoffzellentechnik.
  • Auch in Sachen Bildungsgerechtigkeit und Diversität habe die Uni eine Vorreiterrolle. „Diese wichtigen Ziele sind hier sehr früh gedacht worden“, sagt Albert, und will in ihrer kommenden Amtszeit zusätzlich das Ziel Nachhaltigkeit angehen – durch die Förderung von Wissenschaft, die Lösungen für eine nachhaltig lebende und wirtschaftende Gesellschaft findet.