Duisburg. In der Duisburger Flüchtlingsunterkunft in Neudorf wohnen jetzt auch Ukrainer. Wie es ihnen dort geht und wie Duisburger helfen können.

Seit Donnerstag, 4. März, sind auch in Duisburg Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine untergebracht. 43 von ihnen hat die jüdische Gemeinde an die Flüchtlingsunterkunft an der Memelstraße in Neudorf vermittelt, am Freitag sollen vereinzelt Nachzügler angereist sein. Auf der Memelstraße schauen sich am Freitag einige Ukrainer um, suchen den nächsten Supermarkt oder die Bäckerei.

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Erzählen möchten sie nichts, weder von ihrer Flucht noch von der Lage in der Ukraine. „Die sind misstrauisch“, erklärt ein Mann, der gerade den Eingang zur Unterkunft putzt, „vor allem, wenn man nicht direkt erkennen kann, dass jemand von der Presse kommt“. Am Donnerstag sei ein ganzes Fernsehteam da gewesen, das hätte einige Ukrainer überzeugt, doch ein Interview zu geben.

Ukrainerinnen in Duisburg: Stimmungslage „unheimlich schwer herauszufinden“

Ulrike Angenendt von der Flüchtlingshilfe Neudorf kümmert sich mit ihren Kollegen um die „erste Runde der Bedürfnisse“. Da gehe es vor allem um Verpflegung, Kosmetika und Hygieneartikel, bis die staatliche Flüchtlingshilfe greift. Momentan sind die Ukrainer nämlich nur mit einem Touristenvisum in Deutschland. „Nudeln, Brot, Salz, solche Dinge haben wir da“, sagt Angenendt, „jetzt brauchen wir vor allem länger haltbare Lebensmittel, Konserven oder Pflanzenöle“.

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Die Stimmungslage in der Unterkunft sei momentan „unheimlich schwer herauszufinden“, so Angenendt. Viele der Ukrainer sprechen weder Deutsch noch Englisch, eine Ukrainerin mit guten Deutschkenntnissen sei eine große Hilfe bei der Übersetzungsarbeit gewesen, seit die Dolmetscher nicht mehr da sind.

Bis auf zwei Ausnahmen nur Frauen und Kinder in Duisburg

„Soweit ich das einschätzen kann“, versucht sich Ulrike Angenendt an einem ungefähren Stimmungsbild, „ist die Lage, natürlich immer im Lichte der Umstände gesehen, in Ordnung.“ Die Menschen wohnten in so einer Flüchtlingsunterkunft erstmal „für sich“, vor allem die Sprache sei eine große Barriere zwischen den Geflüchteten, die seit 2015 nach Duisburg gekommen sind, und den Ukrainern. Wobei es eher „Ukrainerinnen“ heißen müsste, bis auf zwei Ausnahmen sind alle Kriegsflüchtlinge Frauen, oft mit ihren Kindern.

In der Flüchtlingsunterkunft an der Memelstraße in Duisburg-Neudorf wohnen jetzt auch Geflüchtete aus der Ukraine.
In der Flüchtlingsunterkunft an der Memelstraße in Duisburg-Neudorf wohnen jetzt auch Geflüchtete aus der Ukraine. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Ulrike Angenendt ist es wichtig, einen „großen Dank an alle Helfer und Spender“ auszusprechen. „Das Spendenaufkommen war unfassbar gut, wir sind in unserer Kleiderkammer auf der Bismarckstraße überhäuft worden.“ Noch dazu kommt eine lange Liste mit E-Mails von Menschen, die in der Flüchtlingsunterkunft mit anpacken wollen. „Die arbeiten wir jetzt nach und nach ab.“

„Shop“ sichert die Erstversorgung der ukrainischen Geflüchteten

Am Samstagabend geht die Arbeit weiter, zusammen mit zwei Helfern schleppt Ulrike Angenendt Lebensmittel in die Unterkunft, hoch zum Shop, an dem sich die Ukrainerinnen mit dem Nötigsten eindecken können. „Shop“ ist hier natürlich nicht ganz wörtlich zu nehmen, zahlen müssen die Menschen nichts, es soll bloß eine zentrale Anlaufstelle für die Erstversorgung geben.

Während eine Duisburger Familie mit dem Auto vorbeikommt und Hygieneartikel vorbeibringt, sprechen Ulrike Angenendt und ihre Kollegen darüber, wieso die Solidarität mit den Ukrainern ungleich höher ist als noch mit den Menschen 2015 – „unsere Araber“, wie eine der Helferinnen die Geflüchteten liebevoll nennt. „Das kann ich erklären“, sagt Angenendt sichtlich zerknirscht über ihre einfache, traurige Antwort: „Die sind wie wir, und es sind nur Frauen.“

>> SPENDEN: WAS GEBRAUCHT WIRD, WO SIE ABGEGEBEN WERDEN KÖNNEN

  • Die Flüchtlingshilfe Neudorf sammelt auch weiterhin Spenden. Die können in der Kleiderkammer, Bismarckstraße 32, abgegeben werden, aber nicht direkt in der Flüchtlingsunterkunft. Gebraucht werden momentan vor allem länger haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel und Kosmetika.
  • Die Kleiderkammer hat montags und dienstags von 10 bis 12 Uhr, montags noch mal von 16 bis 18 Uhr und freitags von 16.30 bis 19 Uhr geöffnet. Mehr über die Flüchtlingshilfe gibt es auf Facebook.