Duisburg. Mit Kinderwagen und Rollator, Trommeln und Trillerpfeifen sind Impfgegner am Montag durch Duisburg gezogen. Warum keine Maskenpflicht galt.
Das war kein Spaziergang, wie sie in diesen Wochen bundesweit abgehalten werden, das war eine eindeutige Demonstration, die am Montagabend durch die Duisburger Innenstadt zog – und Organisator Stefan Brackmann tat gut daran, diese bei der Polizei anzumelden. Mit großem Aufgebot wurden Straßen gesperrt, der Verkehr umgeleitet.
Der Dinslakener Gründer der Initiative „Duisburg steht auf“ betont auf dem Alter Markt vor dem Rathaus, dass er bereit sei, auch andere Mittel und Wege zu suchen, sollte diese rechtsstaatliche Form des Protests nicht mehr möglich sein. Für diesmal freut er sich: „Die Polizei schützt uns vor Krawallmachern“, Drogen, Glasflaschen und Extremisten hätten hier nichts zu suchen.
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Demo gegen Impfpflicht zieht ohne Maskenpflicht durch Duisburg
Die Demonstration wurde ohne Maskenpflicht genehmigt, bei bis zu 750 Teilnehmern sei das nach der aktuellen Verordnung erlaubt, sagt Polizeisprecherin Caroline Schlachzig. Veranstalter Brackmann kokettiert damit, dass der Zähler immer bei 749 hängenbleibe. Die Polizei zählt am Abend in der Spitze 500 Teilnehmer, von außen betrachtet sieht es nach mehr aus.
Viele Kinder sind dabei, Mütter mit Kinderwagen und Bollerwagen, Rentner mit Rollator ziehen mit. Pappplakate haben sie dabei, eines trägt die Aufschrift „Maske Nein“, ein anderes „Nein zum Impfabo“ oder auch „N’ Scheiß muss ich“.
Sie drängen sich zusammen mit Impfgegnern, Corona-Leugnern,Anhängern alternativer Medien und Freunden von Esoterik und Spiritualität durch die Salvatorstraße Richtung Burgplatz, dann entlang des Stadttheaters Richtung Hauptbahnhof. Auch Parteimitglieder der Rechten sind zu sehen.
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Demonstranten skandieren „Schließt euch an!“
Die Schlange ist lang und laut. Kinder mit Trommeln geben den Takt vor, gerade so, wie es auch beim Rosenmontagszug klingen würde, die Kostümierung beschränkt sich auf Hüte mit Glitzer und Lichterketten, Masken sind ohnehin nicht gefragt. Boxen haben sie dabei, aus denen hier Xavier Naidoo-Schlager, da Rammstein dröhnt, auch eine Rap-Version mit der geschichtsträchtigen Zeile „Wir sind das Volk“ ist zu hören.
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Und immer wieder skandieren sie: „Schließt euch an!“ Ein Mann aus Syrien, der vor einem Imbiss steht, fragt Teilnehmer nach dem Grund für den Aufzug und erntet eine Erklärung, die ihn bei dem Wort „Impf-Diktatur“ abwinken lässt. Kopfschüttelnd beißt er in seinen Döner.
Mutter behauptet, dass die Teststäbchen in Schulen verseucht seien
Am Hauptbahnhof erzählt eine Mutter von zwei Kindern unter großem Applaus, dass sie ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicke und das in einem 13-seitigen Brief an die Schulleitung erklärt habe. Die Teststäbchen seien verseucht und sie müsse ihre Kinder vor diesem Gift schützen. Hinterher wird sie umringt, auch andere möchten diesen Brief mit „fundierten Fakten“ haben, dem „wissenschaftlich niemand was entgegnen“ könne.
Umringt wird auch eine Frau, die im Auftrag von Brackmann, Geld sammelt für die Demo, die Technik sowie rechtlichen Beistand für jene, die wegen Verstößen gegen Corona-Regeln Ärger haben. Große Scheine landen in ihrer Schachtel.
Menschen im Zug, die man anspricht und fragen will zu ihren Beweggründen, drehen sich entweder weg, sagen kurz „Kein Kommentar“ – oder überschütten die Reporterin mit einer Schimpfkanonade über „die Systemmedien“, geben an, dass sie lieber alternativen Fakten folgen. Ein Paar mittleren Alters betont stolz, seit zwei Jahren kein Fernsehen mehr zu schauen, Zeitung sowieso nicht zu lesen, „und es fehlt uns an nichts!“
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Mahnwache: Kerzen für die Opfer der Corona-Pandemie
Vor dem Stadttheater hält „Die Partei“ eine Mahnwache ab, entzündet Kerzen für 803 Duisburger Todesopfer der Corona-Pandemie. Mitglieder der Linken und der Grünen gesellen sich hinzu, außerdem die antifaschistische Initiative Duisburg, die „den Globuli-ist-Innen nicht die Straße überlassen“ will.
Hier tragen alle rund 80 Teilnehmer Masken – auch die Beamten der Einsatzhundertschaft, die sich zum Schutz vor dem Demonstrationszug davor postieren.
Impfgegner werben für Blogs von Reitschuster und Herman
Impfgegner, die behaupten, dass der Impfstoff von Biontec „reines Gift“ sei und nicht für den menschlichen Körper geeignet, machen Werbung für ihre Quellen: Auf Werbeplakaten wird auf Internetseiten wie jene des rechtskonservativen Bloggers Boris Reitschuster oder der ehemaligen Tagesschausprecherin und Rechtspopulistin Eva Herman hingewiesen. Letztere ist gerade in den Schlagzeilen, weil sie auf Telegram empfiehlt, Chlordioxid gegen Corona einzunehmen. Die Verbraucherzentrale und die Giftnotrufzentralen warnen jedoch davor, weil es sich um ein giftiges und ätzendes Mittel handelt.
Ein Teilnehmer fällt auf, weil er eine Maske trägt und auf seinem selbst gebastelten Schild aus einer Obstkiste „Für Impfung“ wirbt, aber auch für Freiheit, weil Tests sicherer seien, schließlich könne auch ein Geimpfter andere infizieren. Er selbst sei geboostert, aber Corona spalte die Gesellschaft ohne Not: „Soll doch jeder selbst entscheiden.“
>>WEITERE DEMOS GEPLANT
- Auch für die kommenden Montage im Januar wurden von den Impfgegnern Demonstrationen angemeldet.
- Die Gegendemonstranten stellen sich ebenfalls auf weitere Aktionen ein. Matthias Eidens, Ratsherr für „Die Partei“, kündigt weitere Mahnwachen an, zusammen mit der Initiative „Corona gedenken“.