Duisburg. Die Bereitschaftspolizei Duisburg bekommt Verstärkung: Die neuen Kolleginnen und Kollegen der Hundertschaft trainieren im Team für den Ernstfall.

Sitzblockaden auflösen, eine Polizeikette formieren, im Verband marschieren – die Polizistinnen und Polizisten der Duisburger Einsatzhundertschaft üben alles, was wie ein Uhrwerk funktionieren muss. Denn sie wissen: Im Ernstfall muss das sitzen. Auf einem abgelegenen Parkplatz trainiert dafür ein Zugverband, bestehend aus drei Gruppen á zwölf Beamten und zwei Zugführern. Sie sind die Neuen, die erst im September ihren Dienst aufgenommen haben.

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Sie sind Anfang 20, haben alle einen Bachelor-Abschluss in der Tasche und ein Jahr Erfahrung im Wach- und Wechseldienst auf einer Wache. Viele Polizeikommissare entscheiden sich, im Anschluss für drei Jahre in die Einsatzhundertschaft zu gehen, als „Gruppenbeamte“.

Die neuen Beamten der Bereitschaftspolizei Duisburg trainieren den Einsatz als Team.
Die neuen Beamten der Bereitschaftspolizei Duisburg trainieren den Einsatz als Team. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Duisburger Einsatzhundertschaft will klares Signal aussenden

Im geschlossenen Verband gehen, gar laufen, das hat schon was Mächtiges, Soldatisches. „Das soll auch martialisch aussehen“, sagt Thomas Damm, Polizeioberkommissar und Einsatztrainer. „Wir wollen ja signalisieren, dass wir bereit sind, einzugreifen.“ Beim Formaltraining – so nennt sich das – werden typische Situationen nachgestellt, die bei einer Demonstration oder einem Hochrisiko-Fußballspiel vorkommen können. Dafür verwandeln sich einige der Polizisten mit Sportshirts in „Störer“, werden von den Trainern beauftragt, eine bestimmte Gewaltbereitschaft zu simulieren.

Wie authentisch kann das sein? „Sehr“, sagt Damm, man müsse sogar aufpassen, dass die Kollegen auf beiden Seiten nicht übers Ziel hinausschießen. Man kennt sich, man ärgert sich auch mal, deutet er die Wettkampfsituation an.

Wie entknotet man eine Sitzblockade?

Die Übung heute: Die Störer hocken ineinander verhakt auf dem Boden und blockieren die Straße, die Einsatzhundertschaft soll den Weg frei machen. Es folgt erstmal die Ansage, zu gehen und die Frage, ob das auch freiwillig geschehen kann. „Nö, wir wollen getragen werden“, kommt es aus der Truppe, die sichtlich Spaß an ihren Rollen hat.

Wo also anfangen, Arme aus dem „Geknote“ zu ziehen, um die Störer nach und nach abtransportieren zu können? Wer sichert wen wie? Tragevarianten werden versucht – mal klassisch einfach an Armen und Beinen, mal mit dem Einsatzmehrzweckstock, der unter die Kniekehlen und Achseln geschoben wird. Auch der Eigenschutz wird trainiert.

Wie entknotet man eine Sitzblockade? Polizisten der Bereitschaftspolizei aus Duisburg üben mit ihren Ausbildern verschiedene Anpackmöglichkeiten und Strategien.
Wie entknotet man eine Sitzblockade? Polizisten der Bereitschaftspolizei aus Duisburg üben mit ihren Ausbildern verschiedene Anpackmöglichkeiten und Strategien. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Wieder und wieder üben die Einsatzkräfte die Situation, jedes Mal führt jemand anderes die Gruppe. Auch die Störer lassen sich Neues einfallen – und liegen plötzlich. Verschiedene Anpackmöglichkeiten sollen trainiert werden, die Gruppenbeamten auch mal an ihre Grenzen kommen, bis die Ausbilder Tipps geben.

Jeden Tag Muskelkater bei der Bereitschaftspolizei

Frauen sind erkennbar in der Unterzahl, „aber wir werden behandelt wie alle anderen auch“, sagt Nina Walter, die keine Hemmungen zeigt, ihre Störer-Kollegen beherzt anzufassen. Das Teamgefühl stehe im Vordergrund. Pressesprecher Jonas Tepe ergänzt, dass Vertrauen innerhalb der Truppe wichtig sei, „da hängt im Ernstfall meine Gesundheit von ab“.

Polizistin Nina Walter ist gerne bei der Bereitschaftspolizei, „bis jetzt war kein Tag doof“.
Polizistin Nina Walter ist gerne bei der Bereitschaftspolizei, „bis jetzt war kein Tag doof“. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Walter hält sich und ihre Kollegen für den Job gut vorbereitet. Die Trainings kommen noch oben drauf. Das beruhige auch ihre Mama, die anfangs „sehr viel Angst um mich hatte“. Inzwischen habe sich das gelegt.

Die 22-Jährige spielt schon lange Fußball, Mannschaftssport ist ihr Ding, deshalb fühlt sie sich auch bei der Einsatzhundertschaft am besten aufgehoben. Nina Walter strahlt richtig, wenn sie über ihren neuen Alltag berichtet. „Bis jetzt war kein Tag doof, manches ist vielleicht herausfordernd“, bekennt die Sportlerin: „Ich habe jeden Tag Muskelkater.“

Zusammen mit den anderen neuen Gruppenbeamten wird sie ab Mitte Oktober ihre ersten Einsätze haben, dann verteilt auf die vier Duisburger Züge. Wenn Walter einen Wunsch frei hätte, dann am liebsten: bei Fußballspielen.

Mit Helm und Handschuhen, Einsatzmehrzweckstock und Funkgerät am Mann oder an der Frau trainieren die Beamten.
Mit Helm und Handschuhen, Einsatzmehrzweckstock und Funkgerät am Mann oder an der Frau trainieren die Beamten. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

>>DIE BEREITSCHAFTSPOLIZEI

  • In NRW gibt es 18 Bereitschaftspolizeihundertschaften, verteilt auf 14 Polizeipräsidien.
  • Sie unterstützen die Polizeibehörden bei Großeinsätzen innerhalb und außerhalb NRWs, etwa Demos, Fußballspiele, Staatsbesuche,
  • In Duisburg-Neudorf hat die 6. Bereitschaftspolizeihundertschaft (BPH) ihren Sitz.