Bottrop/Oberhausen. Die Abbruchkante der Halde Haniel rückt durch Erosion immer näher an die berühmten Stelen heran. Experten suchen nach Lösungen zur Sicherung.
Für Besucher gesperrt und gesichert: Die Stelen auf der Halde Haniel sind bis auf Weiteres nicht zugänglich. Die für den Sommer ungewöhnlich hohe Regenmenge hat den Boden aufgeweicht, für weitere Erosion gesorgt. Jetzt haben die RAG, als Noch-Eigentümerin verantwortlich für die Halde, der für die Kunstwerke von Agustín Ibarrola zuständige Regionalverband Ruhr (RVR) zusammen mit dem Bottroper Künstler Guido Hofmann, der die 102 Totems regelmäßig betreut, sich ein Lagebild verschafft. Ergebnis: Der Bereich um die Stelen und die immer näher rückende Kante zum Abhang wurde eingezäunt.
RAG hat weiter Vorsorgepflicht und kümmert ich um Sicherheit auf der Halde
Zugleich sei der Ingenieurdienstleister DMT für ein Gutachten zur Standsicherheit der Stelen und deren Fundamente hinzugezogen worden, sagt Christof Beike, Sprecher der RAG. „Erosionen hat es wohl schon länger gegeben, also aufgeschüttetes Material wurde abgetragen, das hat sich durch die jüngsten Regenfälle noch einmal verstärkt, Beton schaut schon heraus, da musste wir als Zuständige für die Halde und die Sicherheit dort oben tätig werden, schließlich haben wir eine Vorsorgepflicht.“ Beike hofft, dass die Ergebnisse in der kommenden Woche vorliegen. „Solange bleibt der Zaun erstmal“, so der Sprecher.
Natürlich sei man in engem Austausch nicht nur mit dem RVR, sondern auch mit der Stadt Bottrop. „Denn wir wissen um die Bedeutung des gesamten Ortes mit Kreuzweg, Amphitheater und eben der Ibarrola-Installation für die Stadt“, bekräftigt Christof Beike. Da hätten Sicherheit und Erhalt einen hohen Stellenwert.
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Einer, der nicht nur die Kunstwerke, sondern auch den 1930 geborenen baskischen Künstler Agustín Ibarrola und dessen Familie bestens kennt, ist Guido Hofmann. Ibarrola, bei dem Hofmann auch studiert hat, setzte ihn gewissermaßen als Paten über die inzwischen 21 Jahre alten Totems ein. Mit dem RVR als Eigentümerin besteht seit langem eine Vereinbarung, dass Hofmann die Holzskulpturen instand hält. Unlängst musste er beschädigte oder sogar abgesägte Stelen erneuern. „Vandalismus Angriffe gegen Kunst im öffentlichen Raum gibt es leider immer wieder, aber das ist ja gerade zum Glück nicht das Thema“, so der Bildhauer.
Noch seien die Stelen stabil, selbst wenn Leute dagegen stoßen, könne nicht viel passieren. „Die etwa eine Tonne schweren Betonfundamente, in denen die Totems wie in Schuhen stecken, halten“, sagt Hofmann. Aber: „Wenn an der Kante zum Abhang nicht gemacht wird, sollte man die Stelen in nächster Zeit zurück versetzen“, so der Experte, der selbst immer wieder mit tonnenschweren Kunstwerken arbeitet.
Würde der über längere Zeit erodierte Bereich wieder mit abgegangenem Material angeschüttet und verdichtet, wäre seiner Meinung nach die Sicherheit wieder gegeben. „Das wäre auf jeden die einfachste Lösung und sicher günstiger, als 102 einzelne Stelen samt Fundamenten zu versetzen. Und: Das nötige Material liegt ja schon dort oben.“
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Laut Guido Hofmann sei die Erosion in diesem Teil der Halde, der ja auch das ebenfalls eingezäunte Amphitheater am unteren Bereich des Abhangs beträfe, seit Jahren im Gange. Die Rinnen würden immer tiefer, das Material weggespült, die Wegesituation weit entfernt vom frühere Zustand. Seines Wissens seien zuletzt anlässlich der Aufführungen der Wagner-Oper „Der fliegende Holländer“ umfangreichere Arbeiten durchgeführt worden. Das wäre dann 2016 gewesen. Wie heißt es doch gleich bei Richard Wagner: „Die Frist ist um, und abermals verstrichen sind sieben Jahr’.“ Aber das ist eine andere Geschichte.
Ibarrolas Totems und deren Geschichte
Der baskische Künstler Agustín Ibarrola hat die 102 Stelen („Totems“) 2002 an lässlich der Ruhrtriennale als Wahrzeichen für die Halde Haniel geschaffen. 2007 wurden die Holzkunstwerke nach einer Überarbeitung von ihrem ursprünglichen Standort bei der Arena an ihren heutigen Platz versetzt.
Der Bottroper Künstler und Schüler Ibarrolas, Guido Hofmann, war bereits 2002 bei der Aufstellung dabei. Seither kümmert sich der Bildhauer im Auftrag des RVR als Eigentümer der Kunstwerke um deren Erhalt aber auch Instandsetzungen nach Zerstörungen.