Bottrop-Kirchhellen. Experten bestätigen zur Problemwölfin: „Es hat eine Paarbildung stattgefunden.“ Glorias Ex und Halbbruder ist offenkundig spurlos verschwunden.
Problemwölfin Gloria wäre schon tot, wenn es nach NRW-Umweltminister Oliver Krischer und dem Kreis Wesel gegangen wäre. Doch zwei Gerichte haben die Abschussgenehmigung kassiert. Stattdessen hat Gloria ihren Beziehungsstatus geändert und hat wieder einen Partner. Der Rüde mit der Kennung „GW3616m“ gilt seit Dezember als „neues territoriales Männchen“. „Es hat somit eine Paarbildung stattgefunden“, sagt Birgit Kaiser de Garcia, Sprecherin des Landesumweltamtes Lanuv, auf WAZ-Anfrage. Das könnte heißen: Diesen Sommer steht im Wolfsterritorium Schermbeck wieder Nachwuchs ins Haus.
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Seit 2018 ist die Wölfin „GW954f“ alias Gloria im Lande, ihretwegen hat das Land das „Wolfsgebiet Schermbeck“ ausgerufen, das inzwischen erweitert und umbenannt worden ist in „Förderkulisse Westmünsterland“. Seit Juni 2020 hat sie Gesellschaft bekommen vom Rüden „GW1587m“, wie Gloria aus Niedersachsen eingewandert vom Rudel Schneverdingen.
2021 hat Gloria erstmals Nachwuchs bekommen: „Für das Jahr 2021 konnte im Schermbecker Territorium ein Wurf mit mindestens vier Welpen bestätigt werden“, sagt die Lanuv-Sprecherin. Darunter war auch das „Shampoo-Wölfchen“, das von Passanten für einen Hund gehalten und mitgenommen worden war. Erst der Tierarzt stellte später den Irrtum fest. „Der letzte Nachweis eines Individuums aus diesem Wurf stammt vom 1. Dezember 2022. Über den weiteren Verbleib der Tiere ist dem Lanuv bislang nichts bekannt.“
Wölfin Gloria: So viele Junge hat sie bereits bekommen
Viel spricht nach Einschätzung der Wolfsexperten dafür, dass die Jungtiere aus Glorias erstem Wurf ausgewandert sind und sich ein eigenes Jagdgebiet gesucht haben. „Jungwölfe verlassen in der Regel im Alter von zehn bis 22 Monaten das elterliche Territorium, um ein eigenes Gebiet und einen Paarungspartner zu suchen. Manche Jungwölfe bleiben allerdings auch länger im Gebiet der Eltern, in seltenen Fällen vier bis fünf Jahre“, sagt Birgit Kaiser de Garcia und verweist auf die einschlägigen Erkenntnisse der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes.
Auch 2022 hat Gloria wieder Welpen geworfen. „Für das Jahr 2022 konnte im Schermbecker Territorium ein Wurf mit mindestens vier Welpen bestätigt werden“, sagt die Sprecherin. „Der letzte Nachweis eines Individuums aus diesem Wurf stammt vom 24. August.2023. Über den weiteren Verbleib der Tiere ist dem Lanuv bislang nichts bekannt.“ Ein Jungrüde mit der Kennung „GW3045m“ starb am 2. Dezember 2022 bei einem Unfall auf der A31 in Kirchhellen.
Schwarze Heide: Hundehalter sieht drei Wölfe nebeneinander
Womöglich sind die Jungtiere noch in der Gegend, und womöglich hat der Dinslakener Andy Brückner sie gesehen und gefilmt, als er am Morgen des 7. März an der Schwarzen Heide auf Hünxer Gebiet mit seinem Hund Itchy Gassi ging. „Etwa fünf Meter vor mir auf dem Weg standen drei Wölfe - nebeneinander“, berichtet er nachher.
Zwei der Tiere konnte er noch filmen, als die Wölfe sich vergleichsweise gemächlich entfernten. Brückner vermutet, er sei Glorias Nachwuchs begegnet. Das Video hat er einem Wolfsexperten des Lanuv übergeben. Finden sich darauf Anhaltspunkte für diese Vermutung? Das wissen wir noch nicht, sagt die Lanuv-Sprecherin: „Der Fall befindet sich noch in der Bearbeitung. Sichtungsmeldungen aus bekannten Wolfsterritorien werden nicht prioritär bearbeitet.“
Wölfe in Kirchhellen: Seit Januar 2022 gilt Glorias Partner als verschollen
Im Jahr 2023 hat Gloria offenkundig keinen Nachwuchs bekommen. Wie auch ohne Männchen? Seit Januar 2022 gilt ihr Partner als verschollen, sagt die Lanuv-Sprecherin: „Für den 30. Januar 2022 wird der bislang letzte Nachweis für den Rüden GW1587m geführt.“ An jenem Tag hatte er gemeinsam mit Gloria in Hünxe Nutztiere gerissen. Danach verliert sich seine Spur: Die Gründe für sein Verschwinden seien dem Umweltamt nicht bekannt.
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Jetzt hat Gloria einen neuen Partner gefunden, der wie sie auf beiden Seiten des Kanals unterwegs ist. Am 28, Oktober 2023 „konnte dieses Individuum erstmals nördlich des Kanals nachgewiesen werden“, berichtet das Lanuv. Drei Tage später rissen ebenfalls nördlich des Kanals Gloria und ein damals noch nicht genauer identifizierbarer Wolf gemeinsam Nutztiere in Schermbeck. Viel spricht inzwischen dafür, dass es sich dabei ebenso um „GW3616m“ handelte wie im November in Hünxe, wo Wolfs-DNA an einem tot aufgefundenen Mini-Shetlandpony nachgewiesen wurde.