Bottrop-Kirchhellen. Seit Januar hat sich Wölfin Gloria in Kirchhellen nicht blicken lassen. Durch eine Verwechslung ist ihr zweiter Welpe aktenkundig. Das kam so.
Lange haben sich Wölfin „Gloria“ und ihr Rudel im Dorf im Wortsinn nicht mehr blicken lassen. Die letzte Sichtung von drei Wölfen in Kirchhellen stammt von einem Foto im Januar. Der Welpe von Gloria aus dem letzten Jahr hat sich offensichtlich auf den Weg nach Belgien und Holland gemacht. Jetzt hat das Wolfspaar wieder Nachwuchs. Das könnte eine erneute Debatte auslösen, wie politisch mit dem Rudel umzugehen ist.
Wilhelm Deitermann formuliert vorsichtig. „Wir können nur sagen, was wir auch belegen können. Also sprechen wir von mindestens einem Welpen“, sagt der Sprecher des Landesumweltamtes Lanuv. Von diesem Welpen gibt es aber nicht nur Fotos, sondern auch den exakten genetischen Nachweis: Gloria und ihr Gefährte haben mindestens eine Tochter. Und an diesen Nachweis ist das Umweltamt so gekommen.
Welpe von Wölfin Gloria war verletzt und verdreckt
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Am 27. Juni haben Spaziergänger bei Hünxe einen Welpe entdeckt, den sie für einen jungen Schäferhund gehalten haben. Sie nahmen den verletzten und verdreckten Welpen mit nach Hause. Unter der Dusche haben sie ihn mit Shampoo gesäubert.
Das war keine gute Idee, sagen Naturschützer. Sie versuchen den Waldbesuchern schon seit Jahren beizubringen, wie man mit jungen Fundtieren auf freier Wildbahn umgeht. Auf keinen Fall anfassen, sondern zunächst aus sicherer Entfernung beobachten. im Zweifel Förster oder die Polizei verständigen, wenn sie das Gefühl haben, dass die Tiere Hilfe brauchen.
Wölfe haben „Ausgeprägter Eigengeruch“
Aber wahrscheinlich ist kein Schaden entstanden, sagen die Experten des Lanuv und der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW): „Da Wolfswelpen einen ausgeprägten Eigengeruch und die Elterntiere über einen hervorragenden Geruchssinn verfügen, besteht nach Einschätzung von Lanuv und DBBW die Aussicht, dass der Welpe von den Eltern gefunden und versorgt wurde.“
Jedenfalls haben die Finder den Welpen zum Tierarzt gebracht, der eine Wunde am Ohr versorgte und eine DNA-Probe genommen hat. Außerdem wurde der Fund der unteren Naturschutzbehörde des Kreises Wesel gemeldet, die wiederum das Lanuv einschaltete „Da der Welpe im Territorium Schermbeck gefunden wurde, in dem die Wölfin GW954f (Gloria) und der Rüde GW1587m als Paar bestätigt sind, war davon auszugehen, dass es sich um einen Welpen aus dieser Verpaarung handelt.“
Jetzt ist der genetische Nachweis da
Seit dieser Woche haben die Experten sogar den Beweis dafür. „Das Ergebnis der genetischen Untersuchung durch das Senckenberg Forschungsinstitut liegt jetzt vor. Es handelte sich zweifelsfrei um einen Welpen des territorialen Wolfspaares mit der Kennung GW2307f“. Und es ist ein Mädchen. Wenige Stunden nach dem Auffinden wurde der weibliche Wolfswelpe wieder ausgewildert.
Internationaler Austausch über Wölfe
Die Informationen über den weiteren Lebensweg von Wölfin Glorias mutmaßlich ältestem Welpen verdanken die Wolfsexperten einem internationalen Beobachtungsnetzwerk für Wölfe.
Durch die enge Zusammenarbeit von Behörden und wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen, die Proben von Wölfen nach einheitlichen Standards gewinnen und untersuchen, werden nach Angaben des Lanuv „Daten zur Populationsentwicklung und zum Wanderverhalten einzelner Wolfsindividuen nicht nur in den verschiedenen Bundesländern, sondern auch über Staatsgrenzen hinweg erhoben und ausgetauscht“.
Ihr im Vorjahr zur Welt gekommener großer Bruder, seit März 2021 identifiziert als männlicher Welpe mit der Kennung GW2089m, war offenkundig ein Einzelkind und Ist nach Einschätzung der Wolfsexperten inzwischen auf große Wanderschaft gegangen: „Er wurde nämlich zwischen dem 3. und 19. April mehrfach im belgischen Flandern nordöstlich von Antwerpen und dann am 24. April im niederländischen Nord-Brabant südlich von Rotterdam genetisch erfasst.“ Das passt ins bekannte Verhaltensmuster von Jungwölfen, sagen die Experten: „Wölfe verlassen bis spätestens dem Ende des zweiten Lebensjahres das elterliche Rudel und wandern dann bis zu mehrere hundert Kilometer weit.“