Bottrop/Essen/Oberhausen. An der Abfahrt Bottrop-Süd ist die zweite Wiege- und Schrankenanlage einsatzbereit. Der Pkw-Verkehr rollt. Das Problem: die Lkw.

Es dauert nur 32 Minuten. Dann hat die neue Wiege- und Schrankenanlage der A42 bei Bottrop-Süd schon ihren Premiereneinsatz. Das erste Fahrzeug ist schwerer als 3,5 Tonnen und muss aus der Anlage abgeleitet werden.

Seit Gründonnerstag um 12 Uhr ist die zweite Wiege- und Schrankenanlage in Richtung Dortmund in Betrieb. Die ersten Autofahrer bringen ihre Freude darüber zum Ausdruck, indem sie bei der Durchfahrt hupen. Erst am 16. März wurde die erste Wiege- und Schrankenanlage vor der Anschlussstelle Essen-Nord freigegeben.

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Nun rollt der Verkehr also wieder in beide Richtungen – zumindest für Pkw. Die Brücke über dem Rhein-Herne-Kanal ist nur für Fahrzeuge mit einem Gewicht bis zu 3,5 Tonnen zugelassen. Lkw werden frühzeitig entweder über die B224 oder über die Abfahrt Bottrop-Süd abgleitet.

Auf Monitoren haben die Mitarbeiter alles im Blick. Links im Fenster ist die Abbiegespur von Bottrop-Süd zu sehen. Rechts im Fenster die Fahrbahnen in der Wiege- und Schrankenanlage.
Auf Monitoren haben die Mitarbeiter alles im Blick. Links im Fenster ist die Abbiegespur von Bottrop-Süd zu sehen. Rechts im Fenster die Fahrbahnen in der Wiege- und Schrankenanlage. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Nach zwei Wochen an der Anschlussstelle Essen-Nord kann die Autobahn GmbH erste Zahlen nennen. „Wir haben täglich circa 200 Fehlfahrten“, sagt Kathrin Heffe, Leiterin der Niederlassung Bochum der Autobahn GmbH. Die Fahrzeuge sind demzufolge eindeutig schwerer als 3,5 Tonnen und sind dennoch in die Anlage gefahren.

Hierbei muss es sich jedoch nicht zwingend nur um Lkw handeln. „Es kann auch ein Wohnmobil oder ein Fahrzeug mit Anhänger sein.“ Kathrin Heffe hofft, dass die Fehlfahrten mit der Zeit weniger werden. Das hätten Erfahrungen an anderen Schrankenanlagen gezeigt. Dennoch könnte – zumindest in den ersten Wochen – ein ähnliches Szenario mit täglich 200 Fehlfahrten an der Abfahrt Bottrop-Süd drohen.

Es drohen Rückstaus an der Wiege- und Schrankenanlage

Die Lkw teilen sich zudem die dortige Abfahrtspur mit Pkw. Da sind zu den Stoßzeiten Staus möglicherweise vorprogrammiert. Nicht zu vergessen, wenn ein zu schweres Fahrzeug aus der Anlage geleitet werden muss, geschieht dies auf die Abbiegespur nach Bottrop-Süd. Das zu schwere Fahrzeug muss sich in die Spur einfädeln. Zugleich müssen dann die Autos auf dem früheren Standstreifen auf die Bremse treten, damit kein Unfall passiert.

Wir haben täglich circa 200 Fehlfahrten“
Kathrin Heffe, Leiterin der Niederlassung Bochum der Autobahn GmbH, über die ersten Erfahrungen an der Wiege- und Schrankenanlage an der Anschlussstelle Essen-Nord

Kathrin Heffe erinnert daran, dass vor der Sperrung der A42 rund 82.000 Fahrzeuge über die Brücke des Rhein-Herne-Kanals gefahren sind, davon 14.000 Lkw. Diese 14.000 Fahrzeuge müssten umgeleitet werden. Diese Zahl dürfte weder Bottroper noch Essener freuen, die im Umfeld der Abfahrt von Bottrop-Süd leben.

Bottrop-Süd ist und bleibt vorerst ein Nadelöhr

Die Umleitungen für die Lkw bleiben innerorts ausgeschildert. Bottrop und Essen wollen Verkehrszählungen auf ihren Straßen vornehmen. Bottrop-Süd ist und bleibt vorerst ein Nadelöhr. „Man muss abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Wir hoffen, dass die Lkw-Fahrer die großräumigen Umleitungen auf den Autobahnen nutzen“, sagt Melanie Nölke, bei der Autobahn GmbH zuständig für den Bereich Bauen.

Die Wiege- und Schrankenanlage an Bottrop-Süd ist mehrere Hundert Meter lang. Nach und nach wird der Verkehr verlangsamt. „Die Geschwindigkeit wird auf 40 km/h reduziert“, sagt Kathrin Heffe. Mithilfe von Kameras und Sensoren wird jedes Fahrzeug vermessen. Eine Wiegeeinrichtung, die in der Fahrbahn verbaut ist, misst das Gewicht während der Fahrt. Auch das Nummernschild wird erfasst. Über mehrere Monitore haben die Mitarbeiter in der Zentrale die Fahrspuren im Blick.

Ist ein Fahrzeug zu schwer, sind alle anderen Verkehrsteilnehmer auch davon betroffen. Denn wenn ein zu schweres Fahrzeug erkannt wird, springt die Ampel auf Rot. Die Schranken senken sich. Der Verkehr wird noch langsamer. Im schlimmsten Fall kommt er sogar zum Stehen, und zwar so lange bis das Fahrzeug aus der Anlage abgeleitet worden ist. Erst dann schaltet die Ampel wieder auf Grün.

Von links: Kathrin Heffe und Melanie Nölke (beide Autobahn GmbH) entfernen die Absperrungen auf der A42 an Bottrop-Süd.
Von links: Kathrin Heffe und Melanie Nölke (beide Autobahn GmbH) entfernen die Absperrungen auf der A42 an Bottrop-Süd. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Die Autobahn GmbH weist zudem darauf hin, dass der „Sünder“ für sein Schrankenvergehen mit einem Bußgeld rechnen muss. Die Daten, die anhand des Nummernschilds ermittelt werden, werden nämlich an die jeweiligen Bußgeldstellen von Bottrop und Essen weitergeleitet.

Wer an der Anlage der Anschlussstelle Essen-Nord zu schwer ist, zahlt in die Stadtkasse von Essen ein, an Bottrop-Süd in die Bottroper Kasse. 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche betreuen Mitarbeiter die Wiege- und Schrankenanlage. Die Auffahrten zur A42 über Bottrop-Süd und Essen-Nord bleiben weiterhin gesperrt.