Bottrop. Im Hauruck-Verfahren ist die Galerie 7 aus dem Traditionshaus an die Gastromeile gezogen. Betreiberin ist gerührt über Hilfe der Bottroper.

Bettina Döblitz kann es immer noch nicht fassen: In der letzten Woche sind das Literaturstudio und die Galerie 7 fast in einem Hauruck-Verfahren vom angestammten Ort an der Böckenhoffstraße 7 an die Gladbecker Straße gezogen. Zwei mal sieben macht 14: Dort, direkt neben Musik Brödel, dem neuen Musikgeschäft von Sebastian Brödel, ist seit Samstag die erste Ausstellung zu sehen. Dank der neuen, zentraleren Lage kann die Inhaberin gleich auch von Laufkundschaft erzählen, die von der Kneipenmeile sich gleich unter das Stammpublikum gemischt habe.

Eine prima Ergänzung zu Kneipen und Restaurants, ein neuer Schwerpunkt passend zum Musikgeschäft nebenan, gut, dass ihr jetzt da seid: So zitiert Bettina Döblitz die ersten spontanen Stimmen vom Eröffnungswochenende an der Gladbecker Straße. Mit soviel Zuspruch hatte sie gar nicht gerechnet. Aber auch vorher kam sie aus dem Staunen nicht heraus.

Bottroper Hilfsbereitschaft beim Galerieumzug gewinnt an Eigendynamik

„Als klar wurde, dass ich Hilfe beim Umzug und der Renovierung des neuen Ladens brauchte, habe ich mich über Facebook bei ,Wir lieben Bottrop‘ und ,Dein.Bottrop‘ gemeldet und dann ging alles ganz schnell“, erzählt die Bottroperin, die zumindest in der Literatur- und Kleinkunstszene zu den bekannten Gesichtern gehört. Als dann noch die Bottcast-Jungs von schräg gegenüber Kontakt zu Lennart Schraven, dem Vorsitzenden der Bottroper Schülergewerkschaft, herstellten, habe der Umzugstag eine echte Eigendynamik entwickelt.

„Auf einmal standen zwölf Jungs und zwei Mädchen vor der Tür und packten alle Sachen auf den Lieferwagen, den mir Bella Aberfeld vom ehemaligen Bellas Bistro geliehen hatte, und ruck zuck war alles ausgeräumt und wieder aufgebaut.“ Sogar eine Sofaspende aus Kirchhellen haben die Schülerinnen und Schüler noch abgeholt.

Als ihr Mann mit der Elektrik etwas überfordert war, habe der Bottroper Elektriker Sven Polyakovics über Facebook Hilfe angeboten, Markus Elstner und dessen Freundin hätten mit regelmäßigen Besucherinnen der alten Galerie 7 und dem Hausmeister der Immobilie geholfen, das ehemalige Frisörgeschäft als Galerie und Veranstaltungsraum herzurichten. „Ohne diese oft spontane Hilfe hätte es am Samstag keine Eröffnung gegeben“, ist sich Bettina Döblitz sicher und hofft, niemanden unerwähnt zu lassen.

Außenansicht der Galerie 7 am neuen Standort an der Gastromeile. Mit Sebstian Brödels Musikladen gleich nebenan gibt es dort jetzt einen kulturellen Mikrokosmos.
Außenansicht der Galerie 7 am neuen Standort an der Gastromeile. Mit Sebstian Brödels Musikladen gleich nebenan gibt es dort jetzt einen kulturellen Mikrokosmos. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Notwendig geworden war der Umzug, weil die alte Galerie 7 im denkmalgeschützten Ensemble an der Böckenhoffstraße inzwischen vom Eigentümer Markus Laaks geschlossen wurde. Der will, wie die WAZ berichtete, den historischen Handwerkerkomplex im Sinne des Denkmalschutzes sanieren. Seine Idee: Im großen rückwärtigen Gebäudeteil den Sitz seiner Immobilienfirma unterzubringen und den vorderen Teil mit dem malerischen Fachwerkhaus und der hölzernen Empore für kulturelle Zwecke zu nutzen.

Nach der Sanierung soll die Galerie wieder an ihren alten Ort zurückkehren

Dort soll nach der Sanierung auch die Galerie 7 wieder einziehen. Das leerstehende Ladenlokal an der Gladbecker Straße 14, ebenfalls in Laaks‘ Besitz, hatte der Unternehmer Bettina Döblitz zu den gleichen Bedingungen wie im alten Domizil als Ausweichquartier zur Verfügung gestellt.

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Noch bis zum 20. April zeigt die Galerie 7 Porträts von Frauen aus Bolivien und Peru. Die Düsseldorfer Künstlerin Kirsten Bölke hat die indigenen Bewohnerinnen der Anden-Gebirgszüge besucht, fotografiert und dann die Farbkreide-Porträts geschaffen, die Bettina Döblitz jetzt präsentiert.

Zu nächsten Lesung am Sonntag, 10. März, 15 Uhr, erwartet die Galerie 7 den Krimi-Autoren H.C. Scherf. Diesen Künstlernamen hat sich der Essener zugelegt, da sein Klarname Harald Schmidt verständlicherweise hin und wieder für Verwirrung gesorgt hat. Als H.C. Scherf war er wiederholt Gast in der Bottroper Galerie. Info: bettina-doeblitz.de.