Bottrop-Kirchhellen. Im Streit um die Gewerbeansiedlung in Bottrop-Grafenwald setzt die SPD sich durch. Die Stadt zeigt auf, wie man trotzdem schnell bauen kann.

Baudezernent Klaus Müller hat sich eingeschaltet in die Debatte zwischen SPD und CDU über das geplante kleine Gewerbegebiet an der Droßlingstraße in Grafenwald um die Frage, ob es dafür einen Bebauungsplan braucht. Ja, sagt die SPD, wir wollen gestalten und bestimmen, wer sich ansiedeln darf und wer nicht. Bloß nicht, sagt die CDU: Wir bremsen damit die Investoren mindestens zwei Jahre aus. Allerdings gibt es jetzt einen Kompromissvorschlag.

Es geht um fünf Gewerbegrundstücke an der Droßlingstraße zwischen der Bottroper Straße und dem Pumpwerk der Emschergenossenschaft, für die der Besitzer der Fläche bereits Interessenten hat, wie der Baudezernent den Bezirkspolitikern mitgeteilt hat. Eine Rolle im Hintergrund spielen auch Pläne für Wohnungsbau. Nördlich des in den letzten Tagen abgerissenen Häuschens an der Bottroper Straße hat ein Investor bereits Baurecht für ein Mehrfamilienhaus, sagt Müller.

Bottrops Planungsamt arbeitet seit 1995 an dem Bebauungsplan

Weil die Grundstücke zwischen dieser geplanten Bebauung und dem bestehenden Mix aus Wohnraum und Gewerbe an der Droßlingstraße liegen, sind die Stadtplaner überhaupt auf die Idee gekommen, ohne den Bebauungsplan Geitlingsweg auszukommen. Der war 1995 von der Politik für ein Gewerbegebiet bestellt worden und liegt im Planungsamt seit Jahren in einer Schublade mit der Aufschrift: Entwässerung ungeklärt, wird viel zu teuer. In derselben Schublade vermutlich wie die Pläne für die 200 Wohnungen auf der anderen Straßenseite am Vossundern.

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Mit der geplanten Wohnbebauung nebenan ist die Fläche an der Droßlingstraße zum sogenannten Innenbereich geworden. Dort darf gebaut werden, was sich an Größe, Gestalt und Nutzungsart in die Umgebung einfügt. Das werden die Gewerbegrundstücke unstreitig tun. Trotzdem will die SPD den Bebauungsplan, um zum Beispiel zu verhindern, dass eine der Fläche für Gastronomie statt für einen Handwerksbetrieb genutzt wird. Sie setzte sich damit auch durch und fand im Ratsausschuss für Stadtplanung eine Mehrheit. Ziel ist, in Grafenwald auch auf dem Gelände für die fünf Gewerbebetriebe möglichst klimafreundlich zu bauen: viel Fotovoltaik, viel Dachbegrünung, wenig Versiegelung.

„Wir wollen da überhaupt nichts auf die lange Bank schieben, ganz im Gegenteil. Auch wir wollen schon länger, dass sich da etwas tut“, weist Vorsitzender Thomas Göddertz(SPD) die Kritik der Union zurück. Schon im April sollen die Pläne für die Droßlingstraße daher wieder auf die Tagesordnung kommen.

Bis dahin sollen die Stadtplaner die Aufstellung eines Bebauungsplanes für die Droßlingstraße vorbereiten, betont Thomas Göddertz. Damit sei dann geklärt, was und wie in dem Gebiet in Grafenwald gebaut werde dürfe. Ob es dafür dann aber einen formellen Satzungsbeschluss geben müsse, der das Bebauungsplanverfahren offiziell in Gang setzt, lässt der SPD-Ratsherr ausdrücklich offen.

Wichtig sei, dass die Stadt ihre Vorgaben für das Gebiet an der Droßlingstraße festschreiben könne. Wenn sich der potenzielle Bauherr dann auf diese Vorgaben einlasse, könne dort immer noch nach einem beschleunigten Verfahren gebaut werden.

Und wenn nicht? Baudezernent Klaus Müller erläutert das so: „Wenn wir im Dialog mit dem Antragsteller sehen, dass er mit bestimmten Vorgaben seine Probleme hat, gibt es das Instrument der Veränderungssperre.“ Wenn die Politik eine solche Sperre beschließt, geht erst mal gar nichts mehr an der Droßlingstraße. Das könnte sehr hilfreich sein bei den Verhandlungen mit Investor und Bauherren.

„Elegante Lösung“ für die Entwässerung

In einem Punkt teilt Müller die Kritik der CDU: Wenn die Stadt das Bebauungsplanverfahren betreiben würde, müsste sie auch die Entwässerungsplanung vorstrecken. Und die ist schwierig, denn der Kanal in Grafenwald ist voll. Aber auch dafür hat der Dezernent eine „elegante Lösung“ vorgeschlagen: Die Bauherren tun sich zusammen und bauen gemeinsam einen Kanal für das Oberflächenwasser zum Pumpwerk der Emschergenossenschaft nebenan. mit nj