Bottrop. Auf allen Kanälen wirbt der Busbetreiber Vestische um Fahrer-Nachwuchs. Bei einer Werbeaktion in Bottrop wurde das Unternehmen schnell fündig.

Das Nahverkehrsunternehmen Vestische geht in Zeiten des Fachkräftemangels ungewohnte Wege bei der Rekrutierung von Nachwuchs. „Die Menschen müssen sich nicht mehr bei der Vestischen bewerben. Vielmehr bewerben wir uns bei den Menschen“, sagt Heiner Wickert, Prokurist und Centerleiter Personal. Zum Beispiel am Bewerbungs-Bus auf dem Busbahnhof ZOB. Die Vestische verspricht Interessenten am Busfahrerjob: Wenn’s passt, habt ihr binnen 30 Minuten die Einladung zum Einstellungsgespräch.

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Zum Beispiel Andre Hofmann. Der 38-jährige Bottroper war bei einem Sicherheitsdienst angestellt und sucht einen neuen Job, nachdem er sich bei einer Massenschlägerei in einem Flüchtlingsheim in Leverkusen die Hand gebrochen hat. „Erst waren es zwei Leute, die sich geprügelt haben. Dann waren es zehn – und plötzlich flogen Stühle durch die Gegend“, berichtet er. „Ich habe nach allen Seiten abgewehrt, und plötzlich hat es in der Hand Knack gemacht.“

„Mit solchen Situationen haben Sie bei uns nichts mehr zu tun“, sagt Rainer Osigus, Leiter des Bottroper Betriebshofes. „Und von Prosper III hätten Sie es nicht weit bis zum Arbeitsplatz an der Hiberniastraße. Das würde doch passen.“

„Wir werben mit einem Monatsgehalt von 3000 Euro“

Das findet auch Andre Hofmann. „Wir werben mit einem Monatsgehalt von 3000 Euro“, sagt ihm Dietmar Diek, Mitarbeiter der Personalabteilung. „Das ist natürlich abhängig von Zulagen und der Zahl der Einsatztage. Die können Sie selbst ein Stück weit bestimmen. Und wir finanzieren bei Bedarf auch den Busführerschein. Dazu bieten wir einen sicheren Arbeitsplatz: Wir stellen Sie ein, um Sie irgendwann in Rente schicken zu können.“ Mehr braucht Hofmann nicht zu hören: „Wir fahren jetzt nach Hause, und dann schicke ich die Bewerbung los.“

Natürlich bekommt er am Bewerbungs-Bus keine Jobgarantie. Vor einer Einstellung und vor dem Führerschein stehen zum Beispiel noch betriebsärztliche Tauglichkeitsuntersuchungen. Aber grundsätzlich gilt die Zusage von Personalchef Wickert: „Wir versuchen, Hemmschwellen für Interessierte zu senken, gehen aktiv auf sie zu und möchten sie dadurch für unser Unternehmen gewinnen.“ So würden Bewerbung sowie Einstellung unkomplizierter, und das Unternehmern hilft beim Seiteneinstieg unter anderem bei der Finanzierung des Führerscheins.

Bewerbungsbus am Bottroper ZOB: Fünf Einladungen an einem Vormittag

Bottrop ist ein gutes Pflaster für Nachwuchswerbung, sagt Diek. „Ich stehe jetzt seit zwei Stunden hier und habe eigentlich pausenlos Gespräche mit Interessenten geführt.“ Andre Hofmann ist an diesem Vormittag schon der fünfte Interessent, der zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird.

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Das Verkehrsunternehmen muss sich aber auch ranhalten bei der Rekrutierung von Fahrerinnen und Fahrern, sagt Diek: „Unser erstes Ziel ist, wieder Volllast fahren zu können.“ Schon zum dritten Mal und seit April muss die Vestische aus Personalmangel Linien kürzten oder ausfallen lassen.

n Bottrop ist der Betrieb der Linie 265 eingestellt, die Linie 268 fährt werktags nur noch bis zum Busbahnhof und nicht mehr weiter in den Fuhlenbrock. Diek: „Wir haben an den Standorten Herten und Bottrop 750 Fahrerinnen und Fahrer. Wir hatten uns vorgenommen, im Jahr 2023 100 weitere einzustellen. Es sieht so aus, als kriegen wir das hin.“

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Nach dem Erreichen dieses Etappenzieles können sich die Personalwerber allerdings nicht zurücklehnen. Die Vestische hat die Verkehrswende ausgerufen und will auf Sicht 2,8 Millionen Kilometer pro Jahr mehr fahren. Dafür braucht es mehr als 100 zusätzliche Fahrerinnen und Fahrer, hat das Unternehmen ausgerechnet. Dazu kommen die geburtenstarken Jahrgänge, die jetzt in Rente gehen, sagt Diek. Damit bleibt die Schlagzahl für die Nachwuchswerber hoch: „Unser mittelfristiges Ziel sind zwölf Einstellungen im Monat.“

Infos im Netz: vestische.de/busfahrer-mwd