Bottrop. Die Feuerwehr Bottrop testet mit ihrem größten Fahrzeug die Befahrbarkeit enger Straßen. Was passiert, wenn parkende Autos im Weg sind.
Einmal jährlich rückt ein Team der Berufsfeuerwehr Bottrop zu einer speziellen Übungsfahrt aus. Mit dem größten Fahrzeug im Fuhrpark der Feuerwache, der Drehleiter, befahren die Beamten enge Straßen und Wege in Wohngebieten. So will die Feuerwehr überprüfen, ob im Ernstfall der gesamte Löschzug, inklusive des über zehn Meter langen Drehleiter-Fahrzeugs, auch die verwinkeltsten und zugeparkten Straßen reibungslos befahren kann.
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Mitarbeiterinnen des Straßenverkehrsamtes Bottrop begleiten die Feuerwehrübung. Sie sollen Falschparker ermahnen, die mit ihren Autos Feuerwehrzufahrten blockieren, in nicht gekennzeichneten Flächen parken oder die Straßen anderweitig blockieren. Gleichzeitig sollen durch die Testfahrt Anwohner sensibilisiert werden, beim Abstellen des eigenen Pkw darauf zu achten, genügend Platz für die Feuerwehr zu lassen.
Die Drehleiter der Feuerwehr Bottrop: „Fährt sich im Grunde wie ein Schulbus“
Gegen 19 Uhr rückt die Feuerwehr von der Hauptwache an der Hans-Sachs-Straße aus. „Wir führen den Testlauf in der Regel abends durch, da dann die meisten Anwohner wieder daheim sind und alle Autos wieder in den Wohngebieten zur Nachtruhe geparkt wurden“, erklärt Thorsten Nakesch, Brandoberinspektor der Feuerwehr Bottrop.
Nakesch ist seit 2004 im Dienst der Bottroper Feuerwehr. Er ist zuständig für die Brandschau, also die Inspektion von Brandschutzanlagen und Fluchtwegen in Gebäuden. Bei Einsätzen im Löschzug fährt er die Drehleiter. „Im Grunde lenkt und fährt sich das Fahrzeug wie ein Schulbus. Der weite Wendekreis und der vorn überhängende Rettungskorb machen das Rangieren in dichtbesiedelten Wohngebieten schwierig“, so Nakesch.
Bottroper Straßenverkehrsamt bittet um Hinweise von Anwohnern
An diesem Abend befährt die kleine Kolonne aus Drehleiter plus einem Begleitfahrzeug Straßen in Grafenwald, Feldhausen und Kirchhellen, wo auch ein Neubau für eine Feuerwehrwache geplant ist. In engen Wohnstraßen wie der Klaus-Groth-Straße, der Pater-Delp-Straße oder An der Windmühle testen die Beamten die Befahrbarkeit. „Die Faustregel ist, dass eine Fahrbahnbreite von mindestens drei Metern vorhanden sein muss“, so Nakesch.
Welche Straßen für die Übung ausgewählt werden, ergebe sich aus einer Mischung von Erfahrungen der Feuerwehr und Meldungen von Anwohnern. Zugeparkte Straßenabschnitte können dem Straßenverkehrsamt oder der Polizei über die üblichen Kanäle angegeben werden. Die Behörden schicken den Autohaltern dann eine Ermahnung sowie eine kurze Aufklärung.
„Die Anwohner stellen ihre Autos praktisch überall hin“
Besonders herausfordernd für die Feuerwehr sind verkehrsberuhigte Bereiche und Spielstraßen, weil sie oft verwinkelt sind. „Es gibt zwar ausgewiesene Parkplätze auf Spielstraßen, doch die Anwohner stellen ihre Autos praktisch überall hin“, bemerkt eine Mitarbeiterin des Straßenverkehrsamtes. Durch die unscharfe Trennung von Fahrbahn und Gehweg würden sich die Autofahrer beim Parken nur grob an den Rand stellen.
An Fahrzeugen, die in engen Kurven abgestellt werden, wird es sehr eng für die Drehleiter. Aber: „In meiner Laufbahn hatte ich nur ein einziges Mal den Fall, dass wir den Einsatzort aufgrund schlecht abgestellter Autos gar nicht erreichen konnten“, so Nakesch. Meist gebe es noch andere Zufahrtswege oder die Anwohner kooperieren schnell dank des Blaulichts und des Martinshornes.
Um die große Drehleiter fahren zu dürfen, bedarf es innerhalb der Feuerwehr keiner besonderen Zusatzausbildung. „Da selbst die regulären Rettungswagen mittlerweile über dreieinhalb Tonnen wiegen, muss ohnehin jeder Beamte auf der Wache den Führerschein Klasse C machen. Doch wir rotieren die Positionen im Löschzug nur selten, da man natürlich mit einem Fahrzeug bis ins kleinste Detail vertraut sein sollte. Im Notfall kann natürlich trotzdem jeder alles bedienen“, so Nakesch.
„Zur Besatzung einer Drehleiter gehören immer zwei Feuerwehrleute“, erklärt Nakesch weiter. Ein Kollege bemannt den Rettungskorb, während der andere am Fuße der Leiter die Steuerkonsole bedient. Ohne einen Mann am Boden darf niemand die über dreißig Meter lange Leiter erklimmen oder sich im Korb mit ihr ausfahren.
Drei Drehleitern besitzt die Feuerwehr Bottrop
Das Feuerwehrauto mit der ausfahrbaren Leiter, im Fachjargon knapp Drehleiter (offiziell DLA(K) 23/12) genannt, ist das wohl markanteste Spezialfahrzeug einer jeden Feuerwache. DLA steht dabei für eine vollautomatische Drehleiter, das K für den an der Spitze montierten Korb und die beiden Zahlen für die Höhe und den Radius der voll ausgefahrenen Leiter. Die in Bottrop verwendeten Drehleitern sind etwa zweieinhalb Meter breit, über drei Meter hoch, zehn Meter lang und sie wiegen 16 Tonnen.
Insgesamt besitzt die Bottroper Feuerwehr drei dieser Drehleitern. Zwei moderne Varianten sind im Dienst, wobei ein Fahrzeug in der Hauptwache und das andere in Kirchhellen stationiert ist. Die dritte Drehleiter, ein älteres Modell, steht als Reserve bereit. „Die modernen Drehleitern haben deutlich mehr Assistenten verbaut, die den Beamten die Arbeit erleichtern. Doch alle drei Fahrzeuge können denselben Aufgabenbereich abdecken“, erläutert Nakesch.
Für im Einsatz beschädigte Autos kommt die Stadt auf
„Sollte sich im Notfall ein Kollege gezwungen sehen, mangels Alternative sich mit dem Feuerwehrauto an einem anderen Fahrzeug vorbeizuschieben, kommt die Stadt für die Schäden auf“, so Thorsten Nakesch. Im Einsatzalltag passiert das aber fast nie: Die Feuerwehr sagt der Polizei Bescheid, die dann das störende Fahrzeug aus dem Weg räumt, ohne es zu beschädigen.
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Auch für Unfälle und andere Schäden beispielsweise an Laternen müssen Feuerwehrleute nicht selber haften. „Wir sind angehalten, immer angemessen schnell und sicher zu fahren“, sagt der Oberbrandinspektor. Bei Schäden dokumentiere die Einsatzleitung den Vorfall und entscheide anschließend über die Schuldfrage.
Dieses Mal ist die Berufsfeuerwehr überall gut durchgekommen. Sowohl Feuerwehrzufahrten als auch Stellplätze für die Drehleiter, die es an allen hohen Häusern gibt, konnten angefahren werden. „So soll es auch sein. Hoffen, wir, dass es beim echten Einsatz genauso reibungslos verläuft“, resümiert Oberbrandinspektor Thorsten Nakesch während der Einfahrt zurück auf das Gelände der Hauptwache.