Bottrop. Um die Wartung ihrer bis zu 3000 Schläuche können sich die Retter nur nebenbei kümmern. Das soll anders werden.

Das Timing war, sagen wir: nicht optimal. Ausgerechnet zu den Haushaltsberatungen für 2024, in denen Kämmerer Jochen Brunnhofer ein 60-Millionen-Euro-Loch zu stopfen versuchen muss, hat die Feuerwehr zusätzlichen Personalbedarf angemeldet. Braucht die Feuerwehr wirklich dringend einen neuen Mitarbeiter, der sich hauptberuflich um deren Schläuche kümmert? Oh ja, und zwar dringend, hat Feuerwehrchef Kim Heimann dem Kämmerer gesagt. Warum? Kommt mal mit in die Schlauchwerkstatt und seht selbst, sagen Fabian Ebbing und Michael Duckheim von der Feuerwehr. Bis zu 3000 Schläuche hat die Bottroper Feuerwehr, aber längst nicht alle sind einsatzbereit. Und das kommt so:

Gesendet von Outlook für iOS
Gesendet von Outlook für iOS © WAZ | ks

Für Feuerwehrleute im Einsatz ist ein Schlauch in doppelter Hinsicht eine Lebensversicherung. Natürlich, weil er Wasser oder Schaum an die Einsatzstelle bringt und so die Brandbekämpfung überhaupt erst möglich macht. Ein Schlauchplatzer beim Innenangriff in einem verqualmten Raum? Bei null Sicht? Das Löschen hat sich in diesem Moment erledigt. Aber der Trupp kann sich wenigstens am Schlauch zurück ins Freie hangeln. Aber was, wenn der Schlauch am Stutzen abreißt und der Löschtrupp nur noch das Rohr in der Hand hat?

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Feuerwehrschläuche müssen im Einsatz viel aushalten

Feuerwehrleute haben also allen Grund, ihre Schläuche sorgsam zu behandeln. Aber das können sie nicht tun im Einsatz. Im Gegenteil: Sie zerren sie hastig über Stock und Stein zum Brandort oder zum nächsten Hydranten – oder zum übernächsten oder zu einem einen Kilometer entfernt, wenn an der überlasteten Wasserleitung der Druck nicht mehr reicht. Dann müssen die Schläuche auch mal über die Straße verlegt werden und werden von Fahrzeugen überrollt. Sie liegen im verdreckten und manchmal auch giftigen Löschwasser, reiben sich an Gestrüpp, Scherben und Steinen. So ein Schlauch hat viel auszuhalten im Einsatz.

Nach dem Reinigen kommt die Druckprüfung, erklärt Fabian Ebbing.
Nach dem Reinigen kommt die Druckprüfung, erklärt Fabian Ebbing. © Bottrop | Thomas Gödde

Um so wichtiger, dass er wenigstens nachher gut behandelt wird. „Und hier fangen wir damit an“, sagt Fabian Ebbing und zeigt auf die großen Container vor der Schlauchwerkstatt, in die die Kameraden ihre gebrauchten Schläuche nach dem Einsatz verpackt und abgeladen haben. In der Werkstatt werden sie auf einer langen Waschstraße zu einer Riesenschlaufe gelegt und mit einem Hochdruckreiniger abgespritzt. Jedes Mal kommt danach die Druckprüfung: Ist der Schlauch noch dicht? Hält er den Arbeitsdruck aus? Danach werden die Schläuche drei Tage zum Trocknen in den Schlauchturm gehängt und am Ende mit einer Spindel wieder aufgerollt. Ausgemusterte Schläuche bekommen ein gelbes Band um den Aluguss-Stutzen.

Neue Feuerwehrschläuche kosten zwischen 120 und 150 Euro

Beschädigte Schläuche werden ausgemustert. Besser wäre, sie würden geflickt, sagt Fabian Ebbing. „Neue Schläuche kosten 120 bis 150 Euro und haben vor allem ein halbes Jahr Lieferzeit.“ Lange Risse können nicht geflickt werden, Löcher dagegen schon, im Prinzip wie beim Fahrradschlauch: Flicken drauf, vulkanisieren, fertig. „Eine Reparatur macht also sehr viel Sinn“, sagt Feuerwehrsprecher Michael Duckheim. „Aber das muss jemand machen, der sich damit auskennt. Und das braucht Zeit. Das kann keiner nebenbei machen.“ Genau das ist das Problem, das der Feuerwehrchef jetzt dem Kämmerer auf den Tisch gelegt hat.

Nummeriert und aufgerollt: Die Schläuche sind fertig für den nächsten Einsatz.
Nummeriert und aufgerollt: Die Schläuche sind fertig für den nächsten Einsatz. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Denn: Bis jetzt läuft die Schlauchwartung tatsächlich im Wortsinn nebenbei. Wer in der Wachabteilung Zeit hat, kümmert sich um die nach dem Einsatz getauschten Schläuche. Wenn der Alarmgong geht, lässt der Mann natürlich Schlauch Schlauch sein und rückt aus zum Einsatz. Die Arbeit bleibt dann liegen, ebenso die bereits vor einem Jahr begonnene Inventarisierung.

Mit den steigenden Ansprüchen an den Arbeitsschutz, wie ihn auch die Versicherer einfordern, ist ein solcher Umgang mit einem lebenswichtigen Arbeitsmittel nur noch schwer vereinbar, sagt Feuerwehrsprecher Duckheim. Und wenn die Wartung zu oft liegen bleibt, kann das dramatische Folgen haben. Beim Besuch in der Schlauchstube vor Weihnachten zum Beispiel war eine große Anzahl von Schläuchen nicht einsatzbereit. Ganz im Ernst, sagte Fabian Ebbing: „Wenn jetzt so ein Ding wie im September in Kirchhellen kommt, haben wir ein Riesenproblem.“

Beim Großbrand einer Produktionshalle an der Raiffeisenstraße hatten die Hydranten, weil sie alle am selben Wasserstrang hingen, den nötigen Wasserdruck nicht mehr liefern können. Die Feuerwehr legte über Kilometer Schläuche bis zur Sandgrube und in den Rohrbrauk, um den Wassernachschub zu sichern. Weil ein solcher Einsatz morgen wieder kommen kann, wünscht sich die Feuerwehr so dringend den hauptberuflichen Kümmerer für die Schläuche.