Bottrop. Mehr als sieben Millionen Euro geben Bund und Land, um die letzten weißen Flecken von der digitalen Landkarte zu wischen. Viele Bottroper profitieren.

Seit sieben Jahren schraubt die Stadt Bottrop am geförderten Breitbandausbau für die „weißen Flecken“ auf der digitalen Stadtkarte mit Datengeschwindigkeiten von nicht mal 30 MBit pro Sekunde. Was lange währt: Jetzt sind die Förderbescheide über mehr als sieben Millionen Euro da und die Verträge unterzeichnet. Für Bottroperinnen und Bottroper auch außerhalb der weißen Flecken lohnt sich in vielen Fällen eine Anfrage bei den beiden Versorgern Muenet und Gelsennet: Durch die Glasfasernetze, die im geförderten Ausbau entstehen, rechnen sich weitere Anschlüsse in der Nähe oft viel günstiger als früher.

Breitbandausbau: Mehr als 51 Kilometer Glasfaser allein für Kirchhellen

Der Coesfelder Anbieter Muenet verlegt in Kirchhellen mehr als 51 Kilometer Glasfaser und schließt dabei acht Schulen und zwei Gewerbegebiete ans Gigabit-Netz an. Außerdem hat er mit dem bereits für das Jahr 2023 angekündigten Ausbau auf eigene Rechnung, also ohne Fördergelder, in Grafenwald begonnen und will weitermachen in Feldhausen und Kirchhellen-Mitte. Den Flugplatz Schwarze Heide hat Muenet bereits angeschlossen und damit auch die Infrastruktur gelegt für die dort geplanten Gewerbegebiete. Gewonnen hat Muenet auch den Auftrag, im Rest der Stadt 31 Schulen ans Netz zu bringen. Dafür verlegt das Unternehmen mehr als 55,8 Kilometer Glasfaser. Bis zu den Weihnachtsferien sollen 39 Schulen mit 50 Standorten am Netz sein, sagt Keven Forbrig von der Wirtschaftsförderung.

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Der Versorger Gelsennet wird bis Ende 2025 mehr als 600 Unternehmensstandorte zwischen Kirchhellen und der Welheimer Mark anschließen und profitiert dabei von dem Netz, das Gelsennet seit 2003 schon in Bottrop geknüpft hat, sagt Vertriebsleiter Karsten Kremer. „Deshalb können wir Anschlüsse schnell freischalten; die Kunden müssen nicht warten, bis wir das Projekt abgeschlossen haben.“ Vor allem um die Knippenburg, in Lehmkuhle und in der Welheimer Mark macht sich das Unternehmen auf Überraschungen im Boden gefasst: An Bombenverdachtsflächen werden die Bautrupps immer wieder eingebremst werden.

Wir werden den Bauprozess bestmöglich begleiten.
Oberbürgermeister Bernd Tischler

Die Projekte beider Unternehmen werden von der Wirtschaftsförderung und der neuen Gigabit-Koordinatorin Sonja Mieske nach Kräften unterstützt werden, verspricht Oberbürgermeister Bernd Tischler. „Wir werden den Bauprozess bestmöglich begleiten.“ Dabei wird der geförderte Breitbandausbau Vorrang haben vor dem eigenwirtschaftlichen, den Muenet jetzt in Grafenwald begonnen hat und in Feldhausen und Kirchhellen fortsetzen will.

Vertragsunterzeichnung über den Breitbandausbau: von links Gigabit-Koordinatorin Sonja Mieske, Thomas Dettenberg von Gelsennet, Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler und Denis Ebbing von Muenet.
Vertragsunterzeichnung über den Breitbandausbau: von links Gigabit-Koordinatorin Sonja Mieske, Thomas Dettenberg von Gelsennet, Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler und Denis Ebbing von Muenet. © WAZ | Stadt Bottrop

Die Kombination von gefördertem und eigenwirtschaftlichen, also selbst finanzierten Ausbau birgt aber Synergieeffekte sowohl für die Unternehmen als auch für Anwohner von Gebieten, in denen geförderte Glasfaser verlegt wird. Eine zusätzliche Fördermöglichkeit ist hinzugekommen für neue Anschlüsse in Wohngebieten, die ein Datentempo von bisher unter 100 Mbit pro Sekunde haben und in unmittelbarer Nachbarschaft zu den „weißen Flecken“ liegen. Auch sie können sich kostenlos Glasfaseranschlüsse legen lassen, wenn die Bagger ohnehin nebenan unterwegs sind.

Überall dort, wo in den nächsten zwei Jahren Glasfaser verlegt wird, kann sich das Gespräch mit den Anbietern lohnen, sagen die Vertriebsexperten der beiden Telekommunikationsanbieter. Mit dem Glasfaseranschluss legen sich die Nutzer übrigens nicht auf einen Dienstanbieter fest. Bestandteil der Ausschreibung war, dass alle Nutzer freien Zugang („Open Access“) zu den Dienstanbietern im Netz haben.

Auch deshalb empfiehlt Oberbürgermeister Bernd Tischler, das Angebot des kostenlosen Anschlusses auf jeden Fall zu nutzen: „Selbst wenn die Immobilienbesitzer es selbst gar nicht nutzen, bedeutet der Anschluss eine Wertsteigerung spätestens für die nächste Generation.“