Bottrop/Essen. In den Hängern der A42-Brücke haben Ingenieure neue Risse entdeckt. Durch die Umleitung rollen 60.000 Autos pro Tag mehr durch Bottrop.

In den Brückenbögen der maroden A42-Brücke haben die Ingenieure von Autobahn Westfalen weitere Risse entdeckt. Wegen der Reparaturarbeiten nennt der Autobahnbetrieb weiterhin kein Datum für eine Freigabe der Brücke. Nach ersten Zählungen des Landesverkehrsministeriums rollen durch die Sperrung täglich rund 60.000 Autos zusätzlich durch das Bottroper Stadtgebiet, mehr als 53.000 davon über die A2. Wegen der Beschwerden über Lkw-Schleichverkehr durch die Welheimer Mark hat der Fachbereich Tiefbau dort die geplante Lkw-Schleuse in Auftrag gegeben.

Die Untersuchungen an der beschädigten A42-Brücke sind inzwischen „zu großen Teilen abgeschlossen“, berichtet Anton Kurenbach, Sprecher der Autobahn Westfalen, auf WAZ-Anfrage. „Zwei der vier Bögen sind bereits abschließend untersucht, an den zwei weiteren Bögen sind die Arbeiten weit fortgeschritten. Dabei wurden vereinzelte Risse gefunden.“

Autobahn Westfalen kann noch keinen verbindlichen Freigabetermin nennen

So geht es an der Brücke jetzt weiter: Die entdeckten Risse werden saniert. „Zudem läuft die sehr komplexe Installation des Monitorings“, sagt Kurenbach. Durch dieses Überwachungssystem wollen die Ingenieure neue Schäden schneller finden. Kurenbach: „Parallel dazu läuft der Aufbau der Schrankenanlage“, mit dem die Autobahn Westfalen den Lkw-Verkehr auf der maroden Brücke aussperren will. „Da diese Arbeiten zum Teil wetterabhängig sind, können wir noch keinen verbindlichen Freigabetermin nennen.“

Im Auftrag von Verkehrsminister Oliver Krischer hat der Landesbetrieb Straßen NRW eine Schätzung der Umleitungsverkehre durch die Sperrung vorgelegt. Zwei Drittel der 80.000 Autos, die vor der Sperrung täglich über die A42 rollten, weichen auf die A2 aus. Auf Bottroper Gebiet bedeutet das auf der A2 eine Mehrbelastung von 53.000 Autos täglich. Nur zwei bis drei Prozent der Autofahrer nutzen die A40 als Ausweichstrecke. Rund ein Drittel des Ausweichverkehrs rollt über städtische Straßen.

Dieser Zuwachs an Verkehr durch die A42-Sperrung trifft auf ohnehin schon schwer belastete Straßen, so die Einschätzung des Verkehrsministeriums: „Keine der umliegenden Straßen verfügt über Leistungsfähigkeitsreserven, die der gestiegenen Verkehrsnachfrage entsprechen. Demzufolge kommt es nahezu flächendeckend im Umfeld des gesperrten Streckenabschnitts zu Verkehrsstörungen mit erheblich ausgeweiteten Verlustzeiten“, sprich: Staus.

Anschlüsse Bottrop-Süd und Essen-Nord sollen dicht bleiben

Eine weitere schlechte Nachricht teilt die Autobahn Westfalen GmbH auf Nachfrage mit: Die Lkw-Waagen sollen wie geplant zu beiden Seiten der Brücke aufgestellt werden, und zwar vor der Anschlussstelle Bottrop-Süd und vor dem Autobahnkreuz Essen-Nord. Die Autobahn GmbH will so sicherstellen, dass Fahrzeuge, die schwerer sind als 3,5 Tonnen, nicht mehr über die Brücke fahren; sie sollen die Autobahn vorher an den beiden Anschlussstellen verlassen.

Die Städte Essen und Bottrop hatten gegen diese Entscheidung der Autobahn Westfalen protestiert, konnten sich aber nicht durchsetzen.

Denn das heißt auch: Damit niemand die Lkw-Waagen umfährt, sodass das Fahrzeug nicht auf das maximal zulässige Gesamtgewicht kontrolliert werden kann, bleiben beide Anschlussstellen gesperrt – die Anschlussstelle Bottrop-Süd in Richtung Dortmund und die Auffahrt am Autobahnkreuz Essen-Nord in Richtung Duisburg. Und das gilt, wohl gemerkt, für alle Fahrzeuge.

Essen und Bottrop wollen das allerdings so nicht akzeptieren. Beide Städte werden gemeinsam einen Verkehrsplaner beauftragen. Dieser soll alternative Standorte für Lkw-Waagen ausfindig machen, wie Essens Stadtsprecherin Silke Lenz erklärte.