Bottrop. Zu Ostern erwarten die Kirchhellener Spargelbauern den ersten Nachfrageschub. Wegen des frühen Termins und des Regens könnte es knapp werden.

Die Spargelbauern bereiten ihre Felder vor für eine frühe Spargelsaison. Auf den Äckern Kirchhellens werden die charakteristischen Dämme gezogen und mit Folien überspannt, um Wärme im Boden zu speichern und die Spargelpflanze vor Unkraut zu schützen. Durch den Anbau unter Folie ist es möglich, den Spargel schon früh im Jahr stechen, also ernten zu können.

Üblicherweise verkaufen die Landwirte ihre ersten Ernteerträge Ende März. Zum Osterfest wird der Spargel dann erstmals in großen Mengen gekauft und serviert. Da Ostern in diesem Jahr auf einen besonders frühen Termin fällt, stehen die Landwirte unter großem Zeitdruck und müssen deshalb auf gutes Wetter hoffen: Spargel braucht Wärme.

Anhaltender Regen behindert die Feldarbeiten

Durch den anhaltenden Regen der letzten Wochen kämen die Arbeiten auf dem Feld nur schwerlich voran, sagt Jörg Umberg, Betreiber des gleichnamigen Hofes in Overhagen: „Auf nassem Untergrund die Spargeldämme zu ziehen, ist nicht optimal. Dadurch erhalten wir oft krumme Stangen.“ Aufgrund des schlechten Wetters seien Umberg und sein Team gezwungen, die notwendigen Feldarbeiten zu verschieben.

Zwar seien einige frühe Felder schon vollständig vorbereitet, auf dem größten Teil der Anbauflächen kämen die Teams dennoch nur langsam voran. „Wenn das Wetter die nächsten Wochen so bleibt, wird es sehr eng, zu Ostern genügend Spargel in den Verkauf bringen zu können“, so Umberg. In den letzten Jahren habe sein Hof üblicherweise Ende März mit dem Verkauf begonnen und die Menge in den folgenden Wochen erhöht. Da der Ostersonntag dieses Jahr aber schon auf den 31. März fällt, muss Umberg schon zum Start der Saison viel Spargel im Angebot haben.

Mindestlohn und Energiekosten treiben den Spargelpreis

Nach einer halbwegs ordentlichen Ernte 2023 schaut Umberg voraus: Der Hunger auf Spargel sei in diesem Jahr voraussichtlich ähnlich groß in den Jahren zuvor. Doch steigende Lohn- und Produktionskosten würden deutsche Landwirte im europäischen Vergleich überproportional belasten. „Den Großteil unseres Spargels verkaufen wir an Gastronomen und Einzelhändler aus der Region. Doch mit den steigenden Spargelpreisen bedienen sich unsere Kunden zunehmend an günstigeren Angeboten aus dem Ausland, speziell Spanien“, so Umberg.

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Er bietet eine Grünspargel- und vier Bleichspargelsorten an. Die Mindestlohnerhöhungen und steigende Energiekosten würden ihn zwingen, den Kilopreis für Spargel und andere Produkte stetig zu erhöhen. „Landwirte in ganz Deutschland leiden dahingehend unter ähnlichen Problemen. Generell lassen sich die Preise für Obst und Gemüse schlechter kalkulieren, da die Ertragsmenge und Qualität nur bedingt vorausgesetzt werden können“, so der 52-Jährige Landwirt.

Hof Miermann in Kirchhellen: Wir haben genug Erntehelfer

Auf den Feldern der Familie Miermann wird derzeit ebenfalls Spargel angebaut. Das schlechte Wetter verlangsame auch dort die Arbeiten, dennoch sei man insgesamt im Zeitplan. „Wir haben bereits erste Flächen bearbeitet und hoffen nun auf milde Temperaturen und viel Sonne, damit der Spargel sprießt“, so Johannes Miermann, der im Familienbetrieb für die Landwirtschaft zuständig ist. Zur Erntezeit greife er seit zwanzig Jahren auf bekanntes Personal zurück und hat nach eigenen Angaben keine Probleme, Erntehelfer für die Sommermonate zu finden.

„Der gestiegene Mindestlohn treibt in der gesamten Branche die Kosten nach oben. Unsere Mitarbeiter werden ohnehin nach der Erntemenge bezahlt, was auch schon in den vergangenen Jahren einen höheren Verdienst ergab als der Mindestlohn“, so Miermann. Mit sechs bis acht Mitarbeitern und etwa acht Hektar Anbaufläche für Spargel sei man sowieso einer der kleineren Betriebe. Deshalb benötige sein Betrieb nicht derart viele Mitarbeiter, weder als Verkäufer im Hofladen noch auf dem Feld.

Den Spargel verkauft Familie Miermann ausschließlich im eigenen Hofladen oder verarbeitet im hofeigenen Restaurant. „Die Nachfrage ist auch im privaten Bereich spürbar zurückgegangen. Wir verkaufen aber weiterhin gut“, so Miermann. Dass er nicht an Zwischenhändler verkaufe, habe verschiedene Gründe. Im eigenen Hofladen könne er die volle Marge erwirtschaften und müsse nicht die teils umständlichen Vorgaben zu Verpackungsform und -größen jedes einzelnen Lebensmittelhändlers beachten.