Bottrop-Kirchhellen. Erst zu kalt, dann zu trocken: Die Spargelsaison 2023 war keine leichte für die Kirchhellener Landwirte. Da wurde auch krummer Spargel verkauft.

Am Johannestag war es schon wieder vorbei. Des Deutschen liebstes Wurzelgemüse verabschiedete sich am 24. Juni in die Sommerpause. Während sich der Verbraucher auf das jährliche Spargelessen freuen und verlassen kann, sehen sich die Kirchhellener Spargelbauern mit jeder Saison wechselnden Bedingungen und immer neuen Herausforderungen gegenüber.

Neben den weiter austrocknenden Böden und unregelmäßigen Niederschlägen steigen auch die Lohnkosten für die vielen Erntehelfer, die jedes Jahr die große Nachfrage der Kunden bedienen sollen. Nicht umsonst gilt Spargel als König der Gemüsesorten und erfreut sich steigender Beliebtheit.

Spargelbauern in Kirchhellen: Wechselhaftes Wetter bedingt die Ernte

„Dieses Jahr sind wir etwas später mit der Ernte gestartet, weil der Spargel im kalten und dunklen März anfangs nur langsam gewachsen ist“, sagt Jörg Umberg, Besitzer des gleichnamigen Bauernhofes. Neben dem Anbau und Verkauf verschiedener Beeren und Obstsorten bildet der Spargel ein wichtiges Standbein des Hofes.

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In vergleichsweise kurzer Zeit muss der Spargel geerntet, sortiert und zum Verkauf verpackt werden, bevor der Sommer zu heiß wird. Denn Spargel benötige eine Temperatur zwischen sechs und 20 Grad, um wachsen zu können. Um die Temperatur zu regulieren, greifen Landwirte auf die typischen Abdeckplanen zurück.

„Der Spargel braucht den Sommer, um sich wieder zu erholen und genug Nährstoffe für den Winter zu speichern. Mit den extremeren Hitzeperioden wird das Gemüse zusätzlich belastet. Außerdem wächst Spargel gut auf sandigen, steinfreien Böden, die im Sommer besonders belastet werden. Das macht den Anbau schwieriger und teurer“, so der Landwirt.

Jörg Umberg gehört zu den größten Spargelverkäufern in Bottrop – hier im Jahr 2022 mit dem ersten Spargel der Saison.
Jörg Umberg gehört zu den größten Spargelverkäufern in Bottrop – hier im Jahr 2022 mit dem ersten Spargel der Saison. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Hof Umberg verkauft auch krummen Spargel

Um dennoch die erforderlichen Mengen zu produzieren und dem Kunden einen stabilen Preisrahmen zu bieten, passte Umberg das Verkaufskonzept an. Der Spargel, der unabhängig von Form und Aussehen gleich gut schmeckt, werde wie in den 90er-Jahren nach Ästhetik der Stangen sortiert und preislich abgestuft. „Die Qualität bleibt gleich, egal ob krumm oder gerade. Doch in einer Zeit, in der die Landwirtschaft mit ihren natürlichen Ressourcen nachhaltig haushalten muss, sollte der krumme Spargel nicht einfach entsorgt werden. Die Spargelstangen begradigen sich beim Kochen ohnehin etwas“, so Jörg Umberg.

Den erfahrenen Landwirt wundere es daher nicht, dass allein in Nordrhein-Westfalen 400 Hektar weniger Spargel angebaut werden würden. Neben den äußeren Umständen sei der Druck der aus Südeuropa importierten Konkurrenzprodukte gestiegen. Zukünftig würde auf dem Hof Umberg weiterhin reichlich Spargel angebaut werden, wenn auch bis zu einem Drittel weniger als in den Vorjahren.

Schmücker Hof: Bis auf März und Juni eine gute Spargelsaison

Auch auf dem Schmücker Hof wird jährlich der Spargel geerntet, verkauft, oder direkt vor Ort gekocht und serviert. Neben den Extremwetterlagen seien es vor allem die Arbeitskräfte und Lohnkosten, die den Anbau erschweren. „Bis auf den grauen März und den frühen Hochsommer im Juni hatten wir eine sehr gute Saison“, sagt Eberhard Schmücker. „Da die Kirchhellener Betriebe auf in weiten Teilen ebenen Flächen stehen, erodieren die Böden und Äcker nur langsam. Der Spargel kann mit seinen langen Wurzeln in dem trockenen Boden die tief unten liegenden Wasserquellen gut erreichen.“

Der Schmücker Hof verkauft seinen Spargel auf in der Bottroper Innenstadt vor der Martinskirche – hier mit Mitarbeiterin Marlene Scheefeldt.
Der Schmücker Hof verkauft seinen Spargel auf in der Bottroper Innenstadt vor der Martinskirche – hier mit Mitarbeiterin Marlene Scheefeldt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Deshalb sei der Standort ertragreich und sicher, was der Landwirt als großes Glück erkennt. Dennoch strapaziere der Klimawandel den Spargel bis aufs Äußere. Zukünftig müsse er sich überlegen, welche Spargelsorten angebaut werden, um dem heißen Sommern und schweren Gewittern standzuhalten.

Lohnkosten und Fachkräftemangel bei den Erntehelfern

Ein weiterer Faktor sei die schwindende Zahl der Erntehelfer, die den Höfen in der stark frequentierten Zeit unter die Arme greifen. Die Männer und Frauen kommen aus Osteuropa, speziell Rumänien, nach Deutschland und leben, schlafen und arbeiten auf dem Gelände des Landwirtschaftsbetriebs. „Die Pandemie und damit einhergehenden Reisebeschränkungen haben den Rhythmus natürlich gestört. Einige sind im letzten und diesem Jahr nicht in das Berufsfeld zurückgekehrt“, so Schmücker.

Die einzelnen Höfe würden um die Fachkräfte und Studenten konkurrieren, indem sie die Qualität der Unterkünfte und die Löhne anheben. Das und die Inflation machten den Spargelanbau kostspielig. Die internationale Konkurrenz sei in diesem Jahr ein kleineres Problem gewesen, da im Vorfeld Prognosen zu Erntemengen der einzelnen Regionen existieren.

2023 sei in Deutschland viel Spargel produziert worden, weshalb die Supermärkte und Discounter bei der Beschaffung auf Importe verzichten konnten. Nach der Spargelsaison kehrt die Routine wieder ein, und die Landwirte konzentrieren sich auf die Obst- und Gemüsesorten, die den restlichen Kalender füllen.