Bottrop-Kirchhellen. Noch immer sind Flächen unbebaut im neuen Gewerbegebiet. Warum der Oberbürgermeister trotzdem von einer Erfolgsgeschichte spricht.
„Für das neue Gewerbegebiet Im Pinntal wird es viele Bewerber geben.“ Mit dieser Prognose hat die Chefin der Wirtschaftsförderung zwar Recht behalten. Doch fast fünf Jahre nach dieser Einschätzung von Sabine Wißmann liegen im neuen Gewerbegebiet immer noch Flächen unbebaut. Das sind die Gründe.
2,7 Hektar groß ist der ehemalige Acker zwischen Schul- und Gartenstraße an der Straße Im Pinntal. Die ersten 4000 Quadratmeter hat die Stadt schon vor dem Bieterwettbewerb: Den Zuschlag bekam das Kirchhellener Autohaus Bellendorf für seinen dringend notwendigen Aus- und Umbau. Und tatsächlich standen für die Gewerbeflächen Firmen Schlange, die sich erweitern oder wie die Dekra endlich einen Standort in Kirchhellen ergattern wollten. Doch dann kam Corona.
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Im Jahr 2020 haben drei Unternehmen ihren geplanten Ausbau zurückgestellt und die Flächen zurückgegeben. Nicht wegen Corona, sondern wegen einer besseren Alternative hat ein mittelständisches Bauunternehmen seine Option auf 6000 Quadratmeter zurückgegeben, sodass die Wirtschaftsförderung fast ein Drittel der Gesamtfläche des Gewerbegebietes erneut auf den Markt brachte. Angesichts der Knappheit an Gewerbeflächen nicht wirklich ein Problem, sagte Sabine Wißmann damals: „Wir haben noch genügend Interessenten auf der Liste.“ Doch dann kam der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, und mit ihm die Inflation und die Explosion der Baukosten.
Maler Brauckmann: Neubau wurde 25 Prozent teurer als geplant
Folge: Einige Mittelständler haben gezögert mit ihrer Investitionsentscheidung oder haben ihre Pläne abgespeckt. Wer sich dann doch zum Neubau entschloss wie 2022 Clemens Brauckmann mit seinem Malerbetrieb, zahlte rund ein Viertel mehr an Baukosten als geplant.
2024 soll es aber was werden mit dem Ausbau oder dem Umzug, haben unter anderem der Malerbetrieb Blass angekündigt sowie die Hausverwaltung Völkel oder Dirk und Alexander Mundstock, die mit Kfz-Werkstatt, Abschleppdienst und Sattlerei ihren Erweiterungsbau planen. „Die Pläne sind fertig. Mal sehen, wie schnell das geht mit der Baugenehmigung.“ Mehrere Baugenehmigungen seien in Arbeit, versichert Oberbürgermeister Bernd Tischler.
Ein Betrieb wird sich allerdings nicht ansiedeln Im Pinntal. Den Anstieg der Baukosten sowie fehlende Expansionsmöglichkeiten nannte Daniel Siebe von der gleichnamigen Gebäudereinigung auf WAZ-Anfrage als Gründe dafür, der Stadt das 2200 Quadratmeter große Filetgrundstück an der Ecke Schulstraße zurückzuverkaufen: „In einzugsschwachen Regionen findet man kein Personal mehr, trotz übertariflicher Vergütung und diversen Zusatzleistungen. Das Bürgergeld erschwert die Situation zusätzlich. Die inflationären Kosten, die nur ansatzweise weitergegeben werden können, sind ebenfalls ein Beweggrund. All das hat uns dazu bewogen, von dem Projekt Abstand zu nehmen.“ Stattdessen investiert Siebe in den Standort neben dem Klosterstübchen.
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Siebes Ex-Grundstück sowie eine weitere Fläche von 1000 Quadratmetern hat die Wirtschaftsförderung jetzt im dritten Anlauf vergleichsweise problemlos vermarktet, berichtet der Oberbürgermeister: Im März wird der Wirtschaftsförderungsausschuss über die Vergabe entscheiden. Wenn dann alle Flächen verkauft und bebaut sind, bekommt Bernd Tischler mit einiger Verspätung Recht mit seiner Ansage: „Das Gewerbegebiet Pinntal ist eine Erfolgsgeschichte.“