Bottrop-Kirchhellen. Der Fachbereich Tiefbau plant den Endausbau des neuen Gewerbegebietes für 2026. Diese Firmen ziehen trotz der Baukrise bis dahin dorthin.
Der städtische Fachbereich Tiefbau plant den Endausbau des neuen Gewerbegebietes Im Pinntal für 2026. Das sagt Fachbereichsleiter Steffen Jonek auf WAZ-Anfrage. Bis dahin könnten auch die Neubauten fertiggestellt sein. Mehrere Betriebe haben trotz der extrem gestiegenen Baukosten bereits neu gebaut, andere ziehen gerade um oder haben ihre Neubaupläne für 2024 angekündigt. Zwei Flächen muss die Wirtschaftsförderung neu vermarkten, weil die Käufer ihre Neubaupläne aufgegeben haben.
Der Kirchhellener Autohändler Bellendorf hatte seinen Erweiterungsbau auf der Fläche an der Gartenstraße wegen des großen Handlungsdrucks schon während der Erschließung des Gewerbegebietes im Jahre 2020 hochgezogen. Die Dekra zog nach und eröffnete ihre dritte Prüfstation in Bottrop im Mai 2022; zu diesem Zeitpunkt spürte Generalunternehmer Torben Hemsing schon den Mangel an Baustoffen.
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Trotz dieses Mangels sowie massiv steigender Bau- und Finanzierungskosten hat sich Clemens Brauckmann entschieden: Wir machen das jetzt mit dem Neubau Im Pinntal. Im zweiten Anlauf hat er 2021 eine 2000 Quadratmeter große Parzelle gekauft und im April 2022 mit dem Neubau begonnen. Dafür nennt er drei Gründe.
Der Betrieb, den Brauckmann vor 20 Jahren mit sechs Mitarbeitern übernommen hat, beschäftigt inzwischen 25 Mitarbeiter; dafür war das Stammhaus Am Schölsbach zu klein geworden. Bei der großen Flut im Juli 2021 hat Brauckmann im eigenen Keller das Überflutungsrisiko durch den Schölsbach erlebt. Und zum dritten war der Kauf Im Pinntal „auf absehbare Zeit die letzte Chance, in ein Gewerbegebiet zu ziehen“, sagt Brauckmann. „In den nächsten zehn Jahren wird es in Kirchhellen keine freien Gewerbeflächen geben, sagt mir die Wirtschaftsförderung.“
Also hat er trotz der Baukostenexplosion im April 2022 den Neubau begonnen und im August 2023 bezogen. Am neuen Standort hat er jeweils 100 Quadratmeter für Büro und Ausstellung sowie, für ihn ein echter Mehrwert, 260 Quadratmeter Lagerhalle, Wasch- und Kläranlage inklusive. Das Bauen in der Krise hat aber im Wortsinn seinen Preis gehabt: „Der Bau ist 25 Prozent teurer geworden als geplant.“
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Trotz dieses Risikos ziehen andere Unternehmen jetzt nach, zum Beispiel Branchenkollege Peter Blass: „Das Büro fehlt noch, aber die Werkstatt ist schon da im Pinntal.“ Die Hausverwaltung Völkel will 2024 ihren Neubau in Angriff nehmen, ebenso wie Dirk und Alexander Mundstock mit Kfz-Werkstatt, Abschleppdienst und Sattlerei ihren Erweiterungsbau planen. „Die Pläne sind fertig. Mal sehen, wie schnell das geht mit der Baugenehmigung. Unser Standort an der Werkstraße platzt aus allen Nähten.“
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Eine zentrale Versorgungslücke für die bereits ansässigen Unternehmen soll demnächst gefüllt werden. Das Gewerbegebiet gehört wie die beiden benachbarten Gewerbefläche an der Straße Im Pinntal zu den „weißen Flecken“, die mit Millionenförderung von Bund und Land mit der ganz schnellen Glasfaser versorgt werden sollen. Im Oktober kam endlich der lang erwartete Förderbescheid des Bundes. Den Versorger kennen die Betriebe schon, den Zeitplan für den Anschluss immer noch nicht. Der hätte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz verkündet werden sollen, die die Stadt aber „aus formaljuristischen Gründen“ abgesagt hat.