Bottrop-Kirchhellen. Die Gebäudereinigungsfirma Siebe aus Bottrop-Kirchhellen setzt auf eine eigene Photovoltaikanlage. Sie kritisiert die Fördergeld-Bürokratie.
Schon lange sind Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein bei den Bottropern keine Nischenthemen mehr, sondern im Bewusstsein der Menschen angekommen. So auch bei Daniel und Marie Siebe. Die beiden Bottroper führen seit 2011 die Gebäudereinigung Siebe in Kirchhellen und beschäftigen sich schon lange mit Umweltschutz und sinnvoller Energienutzung. „Wir möchten mit unserer Firma ökologischer werden“, sagt Marie Siebe. Die beiden Bottroper haben sich daher dazu entschieden, einmal jeden Bereich im Betrieb in puncto Nachhaltigkeit zu durchleuchten.
„In einem Betrieb gibt es viele Bereiche, in denen man Energie sparen und ökologisch nachrüsten kann“, erzählt Marie Siebe. In der eigenen Gebäudereinigungsfirma haben die beiden daraufhin so einiges verändert. „Wir haben beispielsweise wassersparende Regulatoren eingeführt, deutlich Müll reduziert oder auf nachhaltigere Reinigungsmittel gesetzt“, sagt sie. Und für noch etwas haben sich die beiden entschieden: eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach des Betriebs.
Solaranlage spart Kirchhellener Firma die Energiekosten
Nicht gerade günstig war die neue Solaranlage auf dem Flachdach in Kirchhellen, doch Daniel Siebe ist von der Anlage begeistert. „Unser gesamtes Dach ist jetzt voll mit Solarpaneelen. Jeden Zentimeter, den wir nutzen konnten, haben wir mit der Anlage bedeckt“, sagt er. Rund 24 Megawattstunden Strom wird die Photovoltaikanlage pro Jahr produzieren. Damit deckt die hauseigene Anlage rund zwei Drittel des gesamten Energiebedarfs der Firma ab und erspart den Siebes damit eine ganze Menge Energiekosten.
1,5 Tonnen Schmutzwäsche fallen jede Woche in dem Kirchhellener Betrieb an, die in den Industriewaschmaschinen gereinigt werden müssen. Eine enorme Menge, die aufs Jahr gerechnet den Energieverbrauch der Firma von rund 43 Megawattstunden Strom erklärt.
„Bei den steigenden Energiekosten und unserem Bedarf lag es dann auf der Hand in eine Photovoltaikanlage zu investieren. Es hilft uns, die Energiekosten abzufedern und ist natürlich auch in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz super“, sagt Siebe. „An den Tagen, an denen der Betrieb geschlossen ist, wird die Energie, die bei uns auf dem Dach entsteht, dann in das öffentliche Netz der Stadt eingespeist. Es geht also keine Energie verloren.“
Denn laut der beiden Bottroper spare das Unternehmen dank der Anlage rund 11 Tonnen CO₂ ein, ein Äquivalent von knapp 500 neu gepflanzten Bäumen, so Siebe. Und so sind Marie und Daniel Siebe schon jetzt, eine Woche nach dem die Photovoltaikanlage bei ihnen installiert wurde, von den positiven Auswirkungen für die Umwelt und die eigenen Unternehmenskosten überzeugt.
Damit sind die beiden Geschäftsführer jedoch nicht alleine. Denn spätestens seit dem Bottroper Erfolg beim Landeswettbewerb „Prima.Klima.Ruhrmetropole“, hat es das Thema Energienutzung und Klimaschutz in Kirchhellen in die Köpfe geschafft.
Nicht nur die Siebes: Auch das Projekt „Nahwärme Kirchhellen“ soll das Dorf klimaneutral machen
Mit dem Projekt „Nahwärme Kirchhellen“ sicherte sich die Stadt dabei einen Millionenbetrag an Fördergeldern vom Land. Genutzt werden soll diese Fördersumme vor allem dafür, bis zum Jahr 2029 in Kirchhellen ein experimentelles und innovatives Energie-Stadtviertel entstehen zu lassen. Für Kirchhellen heißt das konkret, den Ortsteil klimaneutral werden zu lassen.
Aktuell habe die Stadt dies im Bereich Strom rechnerisch bereits geschafft, hierfür sorgt unter anderem auch die Biogasanlage der Familie Miermann, die die umliegenden Gebäude versorgt. Aber auch im Bereich Wärmenutzung möchte die Stadt es dank der Fördergelder in den kommenden Jahren zur Klimaneutralität schaffen. Geplant sind hierfür unter anderem Beratungsangebote für die Bürger zum Energiesenken und der Bau von Photovoltaikanlagen auf den freien Flächen im Stadtgebiet.
Zu viel Bürokratie: Keine Fördergelder beantragt
Doch von jeglichen Fördergeldern von Stadt oder Land haben Marie und Daniel Siebe beim Bau ihrer Photovoltaikanlage nichts gesehen. „Wir haben unsere Anlage schon im letzten Jahr geplant, also zu früh für die Gelder vom Landeswettbewerb“, erklären sie. Außerdem habe der Wust an Bürokratie die beiden Bottroper von der Beantragung diverser Förderungen abgeschreckt.
„Wenn man wartet, ob oder wie man überhaupt gefördert wird, dann lohnt es sich kaum noch. Es rentiert sich einfach nicht, auf die Fördergelder zu warten“, findet sie klare Worte. Für die beiden Bottroper war es dennoch die richtige Entscheidung in eine Anlage zu investieren, um sich selbst und der Umwelt etwas Gutes zu tun.