Bottrop. Die Verwaltung in Bottrop braucht moderne Büros. Dazu prüft sie neben eigenen Modernisierungen und Neubauten auch den Einzug in externe Gebäude.

Oberbürgermeister Bernd Tischler kündigt Gespräche über einen Einzug von Büros und Dienststellen der Verwaltung in den früheren Karstadt-Gebäudekomplex an. Voraussetzung dafür ist, dass der Bottroper Wirtschaftsförderungsausschuss ihm am Mittwoch den politischen Auftrag dazu erteilt. Die Karstadt-Pläne sind aber nur eine von mehreren Möglichkeiten, die der Verwaltungsvorstand ins Auge fasst. Handlungsbedarf entsteht allerdings fast zwangsläufig, da die Verwaltung nach der Aufgabe der Baupläne für einen Verwaltungsneubau neben dem historischen Rathaus drei größere Baustellen vor der Brust hat.

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„Wir müssen für drei Bereiche Alternativen suchen“, sagt der Verwaltungschef. Dabei handelt es sich um die Dienststellen in den Altbauten am Eickholtshof 24 sowie um den Verwaltungsstandort mit dem Jugendamt an der Prosperstraße 71 und um das angemietete Verwaltungsgebäude an der Brakerstraße 74, das im Industriegebiet An der Knippenburg liegt. „Wir wollten alle ja in dem geplanten Rathausneubau unterbringen. Da sind uns aber dann die Kosten davongelaufen“, erklärt der Verwaltungschef. Der Stadtrat hatte den geplanten Neubau am Droste-Hülshoff-Platz daher gestoppt.

Für Einstieg in Objektgesellschaft fehlt zunächst Geld

Tischlers Ansprechpartner wird neben dem Insolvenzverwalter und der niederösterreichischen Hypo Noe-Landesbank als Hauptgläubigerin der Bottroper Immobilienunternehmer Oliver Helmke sein. Dessen Firma hatte bereits Gespräche mit der Bank geführt und legte ein Kaufangebot für den Karstadt-Bau vor. Der Oberbürgermeister will in den Gesprächen mit Helmke klären, zu welchen Bedingungen die Stadt Räumlichkeiten in dem früheren Kaufhaus mieten kann. Beide Seiten sollen so darauf vorbereitet sein, wenn das Bottroper Unternehmen das alte Kaufhaus in der Fußgängerzone tatsächlich kaufen kann und dies auch im Interesse des Insolvenzverwalters ist.

Ein Einstieg als Mitgesellschafterin in die Karstadt-Objektgesellschaft oder ein Kauf von Teilen des Karstadtbaus kommt für die Stadt kurzfristig nicht in Frage, da ihr dazu wegen des Haushaltsdefizits von mehr als 60 Millionen Euro vorerst das Geld fehlt. „Ich muss selbstverständlich immer überlegen, wie ich die Steuergelder am besten einsetzen kann und dazu die Wirtschaftlichkeit untersuchen“, sagte der Oberbürgermeister. Ein Einstieg oder Kauf ist damit aber nicht generell ausgeschlossen, sondern hängt womöglich vom geeigneten Zeitpunkt und den perspektivischen Auswirkungen für den Haushalt ab.

Verwaltung sucht die wirtschaftlichste Lösung

Der Verwaltungschef wirft daher die Frage auf: „Kann man auf mittelfristige Sicht nicht auch Eigentümerin werden oder Teile des Gebäudes kaufen?“ Dabei ist ein Einstieg der Stadt als Mitgesellschafterin in die Immobilienfirma, in deren Besitz das Karstadt-Haus übergehen soll, ebenso im Gespräch wie ein Kauf von Etagen und Räumen, die die Verwaltung in dem Karstadt-Gebäude benötigt. Offenbar will die Stadt außerdem einen Mietvertrag von der konkreten Zusage abhängig machen, dass sie später Mitgesellschafterin oder Käuferin werden kann.

Unternehmer Oliver Helmke aus Bottrop hat Interesse an dem Gebäude des früheren Karstadt-Kaufhauses. Hier saß er in seinem Büro vor Plänen für Kindertagesstätten. In seinem Büro zeigt er die Pläne dazu. (Archivbild)
Unternehmer Oliver Helmke aus Bottrop hat Interesse an dem Gebäude des früheren Karstadt-Kaufhauses. Hier saß er in seinem Büro vor Plänen für Kindertagesstätten. In seinem Büro zeigt er die Pläne dazu. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Voraussetzung ist allerdings nicht nur, dass ein Firmeneinstieg oder Kauf auf Dauer die voraussichtlich wirtschaftlichere Lösung ist, als das Mietverhältnis. Die Anmietung und der spätere Kauf durch die Stadt müssen auch wirtschaftlicher sein als die Alternativen, die die Verwaltung noch im Detail prüfen wird. Denn um die Verwaltungsbüros und Dienststellen am Eickholtshof, an der Prosperstraße und der Brakerstraße angemessen betreiben zu können, kommen mehrere Varianten in Frage.

Sanierung oder Neubauten kosten etliche Millionen Euro

Bekannt ist, dass die genutzten Gebäude in der Stadtmitte inzwischen so alt sind, dass sie dringend saniert werden müssen. Hinzu kommt, dass das Gebäude für den städtischen Fachbereich Umwelt und Grün an der Brakerstraße den Beschäftigten wegen seiner Lage in dem Industriegebiet auf längere Sicht kaum zuzumuten ist. Zwei alte Gebäude zu modernisieren und für das Umweltressort einen anderen Standort zu nutzen, wäre aber nur ein Plan.

Die Stadt könnte an den Standorten am Eickholtshof und an der Prosperstraße auch neue Verwaltungsgebäude bauen, in denen dann auch genug Platz für das Umweltressort ist. „Ein Vorteil dabei ist, dass die Grundstücke der Stadt gehören“, erläutert Bernd Tischler. Denkbar sei selbstverständlich auch, einen gemeinsamen Neubau für alle drei genannten Standorte auf einem anderen, möglichst zentral gelegenen städtischen Gelände zu errichten.

Die Stadt braucht ihr Geld für Schulen und Feuerwachen

Erste Kostenberechnungen für eine Sanierung der Verwaltungsgebäude an der Prosperstraße und Am Eickholtshof hatten Gutachter im Auftrag der Stadt vor gut einem halben Jahr vorgelegt. Auch nach Berechnungen städtischer Fachleute ist pro Standort von Sanierungskosten auszugehen, die inklusive der Preissteigerung bis zum Baubeginn jeweils zehn Millionen Euro überschreiten dürften. Weitere Kosten - etwa für die Unterbringung des Umweltressorts - kämen hinzu.

Offen ist, ob die Stadt wegen der prekären Finanzlage die Sanierungen oder einen teureren Verwaltungsneubau in zweistelliger Millionenhöhe kurzfristig überhaupt finanzieren könnte. Schließlich müssen nicht nur die beiden Feuerwachen neu gebaut, sondern auch Schulen modernisiert oder erweitert werden.