Bottrop. Im Prosper-III-Viertel haben Unbekannte zahlreiche Hochbeete, Pflanzenwände und Fensterscheiben zerstört. Nun fordern Politiker mehr Sicherheit.
Die Ereignisse am Roten Platz in der Neujahrsnacht wirken noch nach. Unbekannte hatten Hochbeete und Pflanzenwände zerstört. Es war der dritte Vorfall an Silvester in Folge. Nun fordert die Bezirksvertretung Mitte mehr Sicherheit und Schutz.
In der Neujahrsnacht ins Jahr 2022 hatten Täter auf dem Roten Platz einen Kiosk aus Holz, der als Treffpunkt dient, zerstört. Genau ein Jahr später ließen Täter ihrer Zerstörungswut freien Lauf, indem sie zahlreiche Hochbeete demolierten. Damals sagte die Quartiersmanagerin Nora Schrage-Schmücker gegenüber der WAZ: „Es ist eine rote Linie überschritten worden.“ Denn neben den zerstörten Hochbeeten hatten Unbekannte die Fensterscheiben des Quartiersmanagementbüros eingeschlagen.
In der Neujahrsnacht zu 2024 ist die Bilanz noch schlimmer. In der Bezirksvertretung schildert Nora Schrage-Schmücker, dass wieder Scheiben eingeschmissen wurden. „Wir haben 47 Beete im Rahmen eines Förderprojekts aufgebaut. 14 sind nicht zerstört, 33 sind teilweise oder ganz zerstört“, sagt sie. Markus Reiter, Abteilungsleiter für nachhaltige Quartiersentwicklung, ergänzt: „Es sind 50.000 Euro an Fördermitteln geflossen.“ Nicht berücksichtigt die unzähligen Arbeitsstunden.
Denn die Hochbeete sind ein gemeinsames Projekt des Quartiersmanagements, des Vereins „Gemein-Sinn-schafft-Garten“ und der Hochschule Ruhr West. 75 Prozent der Beete könnten laut Quartiersmanagerin repariert werden. Jedoch nicht das Herzstück des Platzes: die Pflanzenwände mit Solarpumpenbewässerung. „Eines der teuersten Projekte, die wir vor Ort haben“, so Schrage-Schmücker. Pflanzen wie Hain-Salbei oder Acker-Witwenblume erhielten mittels Schläuchen, Tank, Pumpe und einer Solarzelle auf dem Wanddach je nach Einstellung reguliert tröpfchen- oder stundenweise Wasser.
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„Es ist so zerstört worden, dass wir erstmal den finanziellen Rahmen ermitteln müssen“, sagt die Quartiersmanagerin. „Danach müssen wir schauen, ob man es mit Spenden oder anderen finanziellen Mitteln wieder aufbauen kann.“ Vor allem die Pumpen gehen ins Geld.
Mittlerweile sei man mit dem Wiederaufbau der Beete beschäftigt. Menschen hätten ihre Hilfe angeboten. „Es gibt auch Spenden, mit denen wir einen kleinen Teil des Wiederaufbaus organisieren können.“ Abschließend ihres Berichts in der Bezirksvertretung sagt sie: „Man müsste grundsätzlich darüber reden, wie man die Plätze, insbesondere auf Prosper III, schützt.“
Betroffen von den Schilderungen und der Bilanz des erneuten Vandalismus‘ auf Prosper III zeigt sich Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff. „Es kann doch nicht so weitergehen. Das Schlimmste ist, wenn man sich damit abfindet. Wir machen uns doch lächerlich, wenn wir nichts unternehmen“, sagt er. Auch mit Blick auf künftiges Engagement der Verwaltung und der Polizei im Prosper-III-Viertel.
Die Polizei rückte in der Neujahrsnacht um 0.40 Uhr zum Roten Platz aus. Nach Polizeiangaben wurde aus einer Gruppe heraus Pyrotechnik in Richtung der Polizeibeamten geworfen. Außerdem schleuderte ein 17-Jähriger einen Pflasterstein auf einen Streifenwagen. Bei seiner Festnahme leistete der
Bottroper Widerstand. Er kam in Gewahrsam und bekam eine Anzeige wegen tätlichen Angriffs und Widerstandes. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt.
Zustimmung für seine Forderung erhält Kalthoff von allen Parteien aus der Bezirksvertretung. Sandra Behrendt (SPD-Fraktionsvorsitzende): „Wenn die Polizei nicht in der Lage ist, die Situation in den Griff zu bekommen, dann müssen wir das als Politik regeln.“ Das Thema „Videoüberwachung“ solle man nicht aus dem Fokus verlieren. „Wir müssen eine Lösung finden.“ Ein Vorschlag von ihr: Den Roten Platz an die Hochschule Ruhr West, die die Fläche für Projekte nutzt, zu vermieten. Dann wäre der Platz nicht mehr öffentlich.
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„Oder man muss einen privaten Wachschutz beauftragen, der nicht 24 Stunden am Tag, aber zumindest in den kritischen Zeiten den Platz im Blick hat und für Ordnung sorgt“, meint Behrendt.
Andreas Freitag (CDU-Fraktionsvorsitzender) machte sich damals vor Ort ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung: „Der Platz sah verheerend aus“, sagt er. „Wir müssen aufpassen, dass dieser Platz in der Zukunft nicht weiter zerstört wird.“
Bezirksvertretung lädt Polizei und Bottrops Ordnungsdezernent zur Sitzung ein
Die Bezirksvertretung lädt deshalb den Ersten Beigeordneten, Emilio Pintea, für die nächste Sitzung am Donnerstag, 11. April, ein. Ebenfalls soll ein Ansprechpartner aus dem Polizeipräsidium eingeladen werden. Beide sollen erklären, welche (rechtlichen) Maßnahmen möglich sind, um den Roten Platz in Zukunft gegen Vandalismus sicherer zu machen.
Aussagen, die derzeit kursieren, dass in jener Neujahrsnacht am Roten Platz nur ein Streifenwagen vor Ort gewesen sein soll, entgegnet Polizeisprecherin Ramona Hörst: „Es waren mehrere Einsatzwagen.“ Nach der Festnahme des 17-Jährigen verließ die Polizei den Roten Platz. Laut Sprecherin war dieser „geräumt“, die Situation „ruhig“.
Zwischenzeitlich rückte die Polizei mit mehreren Einsatzkräften zu einem versuchten Tötungsdelikt, ganz in der Nähe, an der Düppelstraße aus. Ein Bottroper wurde von mehreren Messerstichen lebensgefährlich verletzt. Fünf Jugendliche wurden festgenommen.
Silvesternacht: Zwischen 22 und 3 Uhr hatte die Polizei in Bottrop mehr als 30 Einsätze
„Um kurz nach 2 Uhr wurden wir wegen Sachbeschädigungen verständigt“, so Ramona Hörst. In der Folge fuhren wieder mehrere Streifenwagen zurück zum Roten Platz. Tatverdächtige trafen die Beamten nicht mehr an. Spuren wurden gesichert.
Hörst berichtet davon, dass man für die Neujahrsnacht schon mehr Personal aufgestockt hat. „Es waren mehr Kolleginnen und Kollegen als sonst an Silvester im Einsatz.“ Die Polizeisprecherin nennt Zahlen: „Alleine zwischen 22 Uhr bis 3 Uhr hatten wir in Bottrop über 30 Einsatzanlässe.“
Hörst weiter: „Die Erwartungshaltung, dass wir mit starken Kräften überall vor Ort sind, ist utopisch in einer Silvesternacht.“ Zu den Sachbeschädigungen am Roten Platz habe die Polizei bisher keine konkreten Täterhinweise. „Das Strafverfahren gegen den 17-Jährigen läuft noch.“