Bottrop. Das Quartiersbüro will die Hochbeete und Bänke zusammen mit Anwohnern wieder aufbauen. Nach den Tätern aus der Silvesternacht wird noch gesucht.
Nach der verheerenden Zerstörung von Hochbeeten und Sitzgelegenheiten auf dem Roten Platz in der Silvesternacht sind die Stadt und das Quartiersbüro auf Prosper III entschlossen, nicht zu resignieren: „Wir bauen wieder auf“, betont Quartiersmanagerin Nora Schrage-Schmücker und erhält Unterstützung vom Technischen Beigeordneten Klaus Müller.
„Es ist wichtig, dass wir Flagge zeigen“, sagt Nora Schrage-Schmücker, wichtig für die Nachbarschaft. Sie tritt zusammen mit Klaus Müller allen entschieden entgegen, die jetzt – zum Beispiel in Kommentaren in den sozialen Netzwerken – mit dem Finger auf das Prosper-III-Viertel zeigen, in dem Menschen aus rund 40 Nationen zusammenleben.
Die Motivation für die Zerstörungswut kommt ihrer Einschätzung nach nicht aus dem Quartier heraus. „Wenn es so wäre, hätten wir hier jedes Wochenende Probleme“, meint Nora Schrage-Schmücker. Stattdessen würden die Verbesserungen im Quartier mit den Anwohnerinnen und Anwohnern gemeinsam erreicht, gerade auch mit den Jugendlichen.
„Man merkt schon, dass die ganzen Aktivitäten mit dem Ziel, das Zusammenleben hier attraktiver zu gestalten, positive Effekte haben“, findet Klaus Müller. Er wertet es als gutes Zeichen, dass das Quartiersbüro selbst, in dem am Silvesterabend eine kleine, friedliche Nachbarschaftsfeier stattgefunden habe, nicht Ziel der Zerstörungswut geworden ist. „Da, wo die Nachbarschaft aktiv war, hat sich niemand hingetraut.“
Stadt Bottrop will das Gespräch mit der Polizei suchen
Der Technische Beigeordnete sieht den Roten Platz in Bezug auf den jüngsten Vandalismus eher als einen Austragungsort für gewaltbereite Gruppen, wie es solche in der Silvesternacht in ganz Deutschland gegeben habe. „Wir werden sicherlich das Gespräch mit der Polizei suchen, ob es Erkenntnisse gibt, wer hinter dem Vandalismus steckt“, sagt Klaus Müller. In den vergangenen zwei Jahren habe die Stadt aber an dieser Stelle einen Rückgang an Kriminalität festgestellt. Das ganze Jahr über sei es ruhig gewesen. „Dass zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten von Gruppen vielleicht aus Frustration Gewalt eingesetzt wird, ist kein Problem, das wir alleine lösen können“, so Müller.
Tatsächlich hat die Polizei zu denjenigen, die für den Vandalismus verantwortlich sind, noch keine gesicherten Erkenntnisse. Ob es sich zum Beispiel um die gleiche Gruppe handelt, die auf dem Roten Platz gegen 0.40 Uhr auch mit Pyrotechnik auf Beamte gezielt hat, könne noch nicht gesagt werden. Während die Böller geworfen worden seien, seien mehrere Kleingruppen auf dem Platz gewesen, so Polizei-Sprecherin Ramona Hörst. Der Platz sei der Polizei als ein Treffpunkt bekannt.
Die Einsatzkräfte hätten sich dann zunächst mit dem 17-Jährigen beschäftigt, der einen Pflasterstein auf einen Streifenwagen geschleudert hatte. Der junge Bottroper – übrigens nicht im direkten Umfeld des Roten Platzes wohnhaft – leistete bei seiner Festnahme Widerstand, wurde zur Wache gebracht. „Die Kollegen waren deshalb erst einmal nicht an dem Platz und haben die Verwüstung im Nachhinein festgestellt“, so Hörst.
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Neben den Bepflanzungen und Bänken seien auch Scheiben zu Bruch gegangen. Da die Polizei davon ausgeht, dass die Schäden mithilfe von Böllern herbeigeführt worden sind, schrieb sie eine Anzeige „als Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion“. Zeugen sollen sich gerne noch melden (0800 2361 111).
Drittes Silvester in Folge mit Vandalismus auf dem Roten Platz
Materiell wird der Schaden sich auf eine fünfstellige Summe belaufen, mindestens, wie Henrik Reiter (Abteilungsleiter für Nachhaltige Quartiersentwicklung) sagt. Konkret wurden die Komponenten des finanziell geförderten Projektes „Klimaaktiv Prosper III“ zerstört, das ein besseres Mikroklima durch Bepflanzung und eine höhere Aufenhaltsqualität durch Sitzgruppen zum Ziel hatte.
Die entsprechenden Aufbauten sind vom Quartiersmanagement in Zusammenarbeit mit dem Verein „Gemeinsinn schafft Garten“, der Hochschule Ruhr West (HRW) und weiteren Akteuren realisiert worden. Die HRW ist am Standort Prosper III unter anderem mit ihrem Fablab und dem Prosperkolleg vertreten. Zum Jahreswechsel 2022/23 waren auf dem Roten Platz bereits Hochbeete und Fensterscheiben des Quartiersbüros zerstört worden, im Jahr davor der dortige Kiosk („Tiny house“).
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Prof. Dr. Michael Schäfer von der HRW hat am Neujahrstag beim Aufräumen auf dem Roten Platz geholfen. Die mehrfache Zerstörung dessen, was den Platz doch verschönern und aufwerten soll, lässt ihn „total frustriert“ zurück. Im Engagement fürs Quartier steckten alleine von Seiten der HRW mehreren Tausend Stunden Arbeit, verdeutlicht Schäfer. Es habe ja auch eine positive Entwicklung genommen.
HRW-Professor: „Ich persönlich wäre für eine Kameraüberwachung“
Gleichzeitig beklagt Schäfer neben dem wiederholten Vandalismus auf dem Roten Platz mehrere Einbrüche ins angrenzende Technologiezentrum, in dem auch die HRW sitzt. „Ich persönlich wäre für eine Kameraüberwachung“, sagt er. Um herauszufinden, wer die Täter sind. Jegliche Spekulationen darüber lehnt er ab. Auch seiner Einschätzung nach stünden große Teile der Bevölkerung hinter dem Quartiersbüro und der Arbeit dort. „Kinder spielen dort, es hat sich viel getan.“
Nora Schrage-Schmücker möchte nun über Workshops mit dem Berufskolleg und Unterstützung aus der Nachbarschaft an den Wiederaufbau auf dem Roten Platz gehen. „Wir werden zunächst schauen, was von dem Material wir noch wiederverwenden können. Und was wir vielleicht noch an Spenden bekommen können.“
Unterdessen hat sich Oberbürgermeister Bernd Tischler über den Vandalismus und die Angriffe auf die Polizei bestürzt gezeigt. „Die allermeisten Bottroperinnen und Bottroper haben friedlich und mit viel Freude den Jahreswechsel gefeiert, wir wollen nicht zulassen, dass solche Ereignisse unser Miteinander überschatten.“ Nach der Verwüstung des Roten Platzes habe die Stadt Anzeige erstattet.