Mona und Lisa, beide elf Jahre alt und Schülerinnen des Josef-Albers-Gymnasiums, trugen ihr Antifa-Plakat als Kopfschmuck: Zwei Schaschlikspieße rechts und links durch den Rand einer Pudelmütze gesteckt, ein kleines Papierschild dazwischen: fertig.

Die wohl außergewöhnlichste Kundgebungsteilnehmerin: Luzy, die Handpuppe aus der Kinderkirche. Sie unterstützte das Team dabei, auch die Jüngsten mit demokratischen Regeln und Werten vertraut zu machen. „Ehrensache, dass sie heute mit dabei ist“, finden Anika und Konny, die beiden Hauptamtlichen.

Ansprachen von enormer Dringlichkeit geprägt

Im offiziellen Teil kamen neben dem Oberbürgermeister, den Vertretern vom Bündnis Buntes Bottrop sowie den Kirchen auch die Vorsitzende des Jugendparlamentes, Sinem Alpugam, sowie Vertreter von Migrantencommunitys zu Wort.

2500 Teilnehmer bei Kundgebung gegen Rechts

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Und alle machten klar: Hier und heute geht es nicht um Sonntagsreden. Die Ansprachen waren persönlich und zum Teil von enormer Dringlichkeit geprägt. Im Anschluss an die Eröffnungsrede von Jürgen Buschfeld, dem Bündnissprecher, ergriff Oberbürgermeister Bernd Tischler das Wort.

Er brachte gleich zu Beginn seines Beitrags seinen Stolz zum Ausdruck, dass so viele Menschen dem Aufruf zur Kundgebung Folge geleistet hätten: „Wir zeigen, dass wir eine laute Mehrheit sein können: Wir sind stärker als die Kräfte, die unsere Demokratie angreifen. Wir sind mehr als ihr. Danke, Bottrop!“

Danach lud Andrea Multmeier, Mitinitiatorin der Kundgebung, eine Gruppe von Personen auf die Bühne ein, die sich beruflich oder in Vereinen engagieren, die hier in Bottrop mit ihren Familien leben, und zwar zumeist bereits in der zweiten, dritten oder gar vierten Generation. Ihre Eingangsfrage an ihre Gäste: „Welche Gefühle wurden in euch ausgelöst, als ihr von den Plänen des rechtsextremen Treffens in Potsdam erfahren habt?“

Als eine der ersten gab Hüriyet Yilmaz von der Awo Bottrop ein Statement ab. Sie schilderte, wie sich seit Bekanntwerden des Potsdamer Treffens die Anliegen der Menschen, die in die Beratung kommen, verändert haben. Wie die Angst vor Abschiebung und Deportation die Alltagssorgen um Kitaplätze oder Sprachangebote verdrängt.

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Auch Fettah Timar von der Gesellschaft deutsch-kurdische Freundschaft drückte in klaren Worten aus, wie groß das Entsetzen in seiner Community ist, dass Menschen, die sich in den Nachkriegsjahren am Wiederaufbau dieses Landes beteiligt haben, sich nun von systematischer Vertreibung bedroht sehen. Er stellte aber auch fest, dass unter den Demo-Teilnehmern sehr viele junge Menschen sind. Das stimme ihn zuversichtlich. „Es ist eure Zukunft“, ruft er ihnen zu.

Einer dieser jungen Menschen ist Kai, 20. Er ist mit zwei Freunden, die an der RWH studieren, vor Ort. „Wir sind hier, um für Menschenrechte einzustehen. Die AfD ist keine Alternative, auch wenn es im Namen steht“, erklärt er sein Engagement.

Eine besondere Form, ihre Solidarität auszudrücken, fand eine der Standinhaberinnen vom Wochenmarkt. Da sie nicht persönlich an der Kundgebung teilnehmen konnte, gab sie einer Familie, die auf dem Weg zur Demo war, ein Stärkungspaket mit: eine Tüte bunter Lollis.

Der Andrang zur Demo und die deutlichen Zeichen der Entschlossenheit, sich für eine offene und menschenfreundliche Gesellschaft einsetzen, hat die Erwartungen der Organisatoren übertroffen. Und obwohl die Polizei aufgrund der hohen Teilnehmerzahl die Osterfelder Straße gleich zu Anfang der Kundgebung sperren musste, sodass sich die Busse nur mit Mühe den Weg zum ZOB bahnen konnten, war die Stimmung ausgesprochen friedlich, und die Kundgebung verlief auch nach Angaben der Polizei „absolut störungsfrei“.