Bottrop. Bei der Bottroper Feuerwehr herrscht Personalnot, Freiwillige müssen einspringen. Die Unterbesetzung zieht sich durch die ganze Verwaltung.

Die Stadtverwaltung in Bottrop hat nicht zu viele Beschäftigte, sondern zu wenige. „Uns fehlt bereits jetzt Personal“, stellt Personalrat Carsten Pietroscewsky fest. Die personell unterbesetzte Feuerwehr zum Beispiel muss erhebliche Anstrengungen unternehmen, damit die Sicherheit in der Stadt gewährleistet bleibt. Im Jugendamt müssten nach Erkenntnissen externer Fachleute zehn Leute mehr arbeiten.

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Rufe nach einem drastischen Personalabbau bei der Stadt, wie sie aus der Bürgerinitiative „Neustart Bottrop“ laut und lauter wurden, weisen die Personalräte der Stadtverwaltung daher entschieden zurück. „Ich war schon etwas erschrocken, dass jemand einfach so behaupten kann, dass der Haushalt der Stadt mit einem drastischen Personalabbau zu retten wäre. Den Haushalt retten wir so garantiert nicht“, betont Personalratsvorsitzender Lutz Küstner.

65 Millionen im Minus - keine hausgemachten Schulden

Die Stadt müsse eine Finanzlücke von etwa 65 Millionen Euro schließen, bestätigt er. „Die Initiative sagt aber nicht, dass der Oberbürgermeister und andere Führungskräfte gar nichts dafür können. „Das sind keine hausgemachten Schulden“, wendet er ein. Wortführer der Neustart-Initiative forderten in einem offenen Brief an den Stadtrat, dass die Verwaltung ihre Personalkosten um mindestens zwölf Prozent verringern solle, um allein die steigenden Gehaltskosten auszugleichen. Externe Fachberater sollten den Stellenabbau in der Verwaltung voranbringen, verlangten sie.

„Wir sparen aber schon längst. Wir suchen händeringend Personal, damit wichtige Aufgaben für die Bürger überhaupt erledigt werden können“, erklärt Carsten Pietroscewsky. An die 90 Prozent der Leistungen der Verwaltung seien Pflichtaufgaben. Allein bei der für die Sicherheit der Bevölkerung so wichtigen Berufsfeuerwehr fehlen um die 15 Stellen.

Besetzung der Bottroper Feuerwache verringert

Das bestätigt auch Feuerwehr-Sprecher Michael Duckheim. Die eigentlich notwendige Besetzung im 24-Stunden-Wechseldienst sei wegen der Personallücken um zwei Funktionen verringert worden, erklärte er. Die Feuerwehr bleibe dennoch voll einsatzbereit, die Bürgerinnen und Bürger müssten sich keine Sorgen machen, betonte Duckheim. Allerdings müsse die Feuerwehr die Personallücken kompensieren. So müsse die Wehr Beschäftigte des Tagesdienstes mit in die Pflicht nehmen und auch die Freiwilligen Feuerwehren einspannen.

Die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr in der Altstadt etwa übernehmen Wartungsarbeiten und halten Fahrzeuge und Geräte in Ordnung, die bei Einsätzen nicht am dringendsten gebraucht werden. Auch die Beschäftigten aus dem Tagesdienst springen ein und besetzen Einsatzfahrzeuge. Nachmittags übernehmen dies dann auch freiwillige Feuerwehrleute.

Personalrat Carsten Pietroscewsky (links) und Personalratsvorsitzender Lutz Küstner bringen den Personalmangel der Verwaltung zur Sprache.
Personalrat Carsten Pietroscewsky (links) und Personalratsvorsitzender Lutz Küstner bringen den Personalmangel der Verwaltung zur Sprache. © Funke Foto Services | Lars Fröhlich

Neue Brandmeister sind noch in der Ausbildung

„Auf Dauer wird das so nicht gehen“, sagt Michael Duckheim allerdings. Der Feuerwehrsprecher setzt darauf, dass sich die schwierige Lage Ende September entspannt. Dann endet die Ausbildung für zehn angehende Brandmeister bei der Feuerwehr, die den Lehrgang hoffentlich alle erfolgreich abschließen und dann nicht zu anderen Feuerwehren wechseln, sondern in Bottrop bleiben. Im Oktober schließe sich gleich der nächste Lehrgang mit acht bis elf Leuten an. Zukünftig plane die Feuerwehr solche Grundausbildungen jährlich, um anstehende Pensionierungen der geburtenstarken Jahrgänge ausgleichen zu können.

Personalratschef Lutz Küstner ärgert daher, dass die Neustart-Initiative ihre Forderung pauschal und ohne genauere Kenntnis der Personalsituation bei der Stadt erhoben habe. „Trotzdem springen ganz viele auf diesen Zug auf. Das Ganze hat so eine große Dynamik erhalten“, bedauert er. Es sei außerdem ja nicht so, als ob die Verwaltung nicht auch eigene Organisationsuntersuchungen durchführe, um den Personaleinsatz zu optimieren.

„Personalmangel zieht sich durch die ganze Verwaltung“

Der Personalrat habe nichts dagegen, die von der Initiative geforderten externen Berater zu beauftragen, um den Personalbedarf der Verwaltung zu ermitteln. „Sollen sie ruhig kommen“, sagt der Vorsitzende. Seriöse Fachberater könnten sowieso nichts anderes als den Personalmangel zu bestätigen. „Unser Personal ist immer schon eng und knapp auf Kante genäht. Das zieht sich durch die ganze Verwaltung“, sagt Lutz Küstner.

Er erinnert an den Stärkungspakt und die Haushaltskonsolidierungskonzepte, wodurch die Stadt über viele Jahre zum Sparen verpflichtet war. „Das hat letztlich alles nicht viel gebracht“, meint er mit Blick auf die neue finanzielle Schieflage der Stadt. Hinzu komme, dass Bund und Land den Städten zusätzliche Aufgaben aufbürden, ohne für das dafür nötige Personal zu sorgen oder es zu bezahlen.

Beschäftigte arbeiten zehn Stunden und mehr

Nicht nur bei der Feuerwehr und im Jugendamt in Bottrop, sondern auch im Sozialamt und in der Ausländerbehörde herrsche Personalnot. „Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten da zehn Stunden und mehr“, sagt Carsten Pietroscewsky. Vor allem dann, wenn das Land neue Flüchtlinge schicke, falle viel Mehrarbeit an. „Für die Hilfesuchenden muss dann ja jemand da sein und sich um sie kümmern“, erklärt er. Das sei kaum vorausschauend steuerbar, weil die Stadt erst auf den letzten Drücker erfahre, wie viele Menschen kommen und woher sie stammen.

Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger abzubauen oder auch nur zu verschlechtern, kommt für die Personalräte nicht infrage. „Sollen wir ernsthaft die Schulsozialarbeit streichen oder Kindertagesstätten schließen?“, weist Carsten Pietroscewsky solche Ideen zurück. Bürgerinnen und Bürger sei mitunter jetzt schon nicht zufrieden. „Es ist doch ein Unding, wenn ich für die Kfz-Zulassung eine Woche warten muss“, sagt auch Lutz Küstner.