Bottrop-Kirchhellen. Zlatka Furmann hat vor einem Jahr das Klosterstübchen übernommen, die letzte Kneipe in Bottrop-Kirchhellen. „Wir haben es im Griff“, sagt sie.
Wer Zlatka Furmann fragt, wie es ihr nach einem Jahr als Wirtin des Klosterstübchens geht, wird zu hören bekommen: „Ich bereue nichts!“ Das kommt spontan, nichts wirkt zögernd oder abwägend. Und sicher ist es für die Gäste, die zumeist auch Stammgäste sind, schön, wenn „ihre“ Wirtin sagt: „Immer, wenn ich nachmittags den Schlüssel umdrehe, im Klosterstübchen stehe, bin ich sofort ein anderer Mensch und freue mich auf den ersten Gast.“
Bei soviel optimistischer Zufriedenheit erübrigt sich beinahe die Frage nach dem schönsten Erlebnis oder dem für sie wichtigsten Ereignis im sicherlich prägenden ersten Jahr. „Nein, kann ich wirklich nicht sagen, ich bin sehr zufrieden hier, es läuft gut, wir haben es im Griff.“ „Wir“, das ist neben Zlatka Furmann vor allem ihr Mann Holger Pastrik und eine feste Aushilfe, die sie selbst „gefunden“ hat, wie die Wirtin sagt. „Zum Glück.“
Jemanden vom Fach zu finden, die weiß, wo sie zupacken muss, worauf sie gerade in Stoßzeiten zu achten hat, das findet man heutzutage nur selten. Die Chefin ist hörbar zufrieden, dankbar. Und sie weiß, wovon sie spricht. Schließlich hat sie früher selbst bei Bärbel und Dieter Werner ausgeholfen, wenn Not am Mann war.
Klosterstübchen reagiert moderat auf die verschiedenen Preiserhöhungen im letzten Jahr
Dabei ist Wirt – oder Wirtin – sein sicher nicht mehr der Job, der quasi automatisch Geld in die Kasse spült, den man mal so nebenbei macht. Wer das vorletzte und das soeben abgelaufene Jahr Revue passieren lässt, kommt an einigen Reizwörtern nicht vorbei: Energiekosten, Lebensmittelpreise, Mindestlohn, Inflation – und jetzt wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen in Gaststätten (statt wie zuletzt noch sieben Prozent).
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Auch im Klosterstübchen müssen sie reagieren. „Schnitzel mit Pommes frites und Salat erhöhen wir jetzt um einen Euro auf 15,50 Euro, Currywurst-Pommes von sieben auf 7,50 Euro.“ Ob auch die beliebten hausgemachten Frikadellen teurer werden? „Das weiß ich noch nicht, vielleicht nicht, allerdings habe ich die neue Karte noch nicht geschrieben, bin gerade dabei“, sagt Zlatka Furmann. Dafür bleibt der Bierpreis stabil. Noch. Leicht zu merken: zwei Euro für 0,2, drei für 0,3 Liter Gerstensaft im Glas; die Flasche Weizen kostet fünf Euro. Damit kann man leben, nicht nur in Kirchhellen.
Dass Gäste wegblieben, kann die Wirtin nicht feststellen. Manchmal sei der Besuch etwas unregelmäßig verteilt. Etwa ab 21 Uhr gehe es an den Wochenenden zumeist rund. „Letztes Wochenende waren wir erst um halb drei, drei Uhr im Bett, da war richtig was los“, erzählt die Wirtin. Dabei ist offiziell um Eins Schluss. Zumindest freitags und samstags. Aber Gastfreundschaft heißt eben auch, mal länger da zubleiben, echte Wirtsleute wissen das.
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An den übrigen Tage sei es ruhiger, wenigstens, wenn keine Feier ist. „Donnerstags oder sonntagabends schaffen mein Mann und ich das auch schon mal alleine, aber Holger ist ja auch noch berufstätig“, erzählt Zlatka Furmann. Gerade „rüstet“ sie die zugegebenermaßen kleine Küche noch etwas auf. Neue Edelstahlschränke, Spülmaschine. Fürs normale Geschäft reiche die aus. Bei größeren Feiern hat sie aber einen Caterer, auf den sie sich verlassen kann.
„Ich bespreche die Wünsche mit den Gästen vorher, organisiere dann alles, bis zur Dekoration, Gläsern, Besteck und Geschirr, der Caterer sorgt dann nur noch für das Essen“, beschreibt die Chefin den Ablauf. Auch den kennen viele Gäste, von Familien, die dort feiern, bis hin zum Lieblingsfußballverein. Natürlich sind das die Kirchhellener.
Auch sie hat die Gerüchte von einer möglichen neuen Dorfkneipe schon gehört, die Benni Fischedick möglicherweise in seinem Ladenlokal an der Hauptstraße plant, seit er sein Raumausstattergeschäft geschlossen hat. „Das kann Kirchhellen nur guttun, ich finde ja, Konkurrenz belebt das Geschäft und: Überlegen Sie mal, wie viele Kneipen es früher hier gegeben hat.“ Zlatka Furmann würde sich jedenfalls über einen „neuen Kollegen“ freuen.