Bottrop-Kirchhellen. Lange gesucht, endlich gefunden: Ab Januar übernehmen Zlatka Furman und ihr Mann von Familie Werner die Traditionskneipe in Kirchhellen.
Im Klosterstübchen werden die Zapfhähne nicht trocken gelegt. Kirchhellens letzte Kneipe hat demnächst einen neuen Pächter. Den noch aktuellen Pächtern, Bärbel und Dieter Werner, fällt deswegen ein großer Stein vom Herzen. Die Traditionskneipe lebt weiter.
„Am 17. Dezember wollen wir unsere letzte Schicht machen“, sagt der Wirt. „Dann wird die Bude voll.“ Davon geht er aus. Ehefrau Bärbel geht mit „einem weinenden Auge“. Sie und ihr Mann gehen aber auch mit einem Lächeln auf den Lippen. „Wir sind sehr glücklich, dass wir einen Nachfolger gefunden haben. Auch für Kirchhellen. Denn das war unsere größte Sorge“, sagt Dieter Werner. „Kirchhellen ohne die letzte Pinte, das Klosterstübchen. Das wäre doch der Super-GAU.“
Ab Januar sind Zlatka Furman und ihr Mann Holger Pastrik offiziell die neuen Pächter. „Eröffnung ist am 13. Januar“, sagt sie. Die Tage zwischen den Jahren wollen sie nutzen, um das Klosterstübchen ein wenig auf Vordermann zu bringen. „Wir nehmen uns die Zeit, um dann in aller Ruhe wieder aufzumachen.“
Zlatka Furman und Holger Pastrik sind langjährige Stammkunden im Klosterstübchen. Wenn die Kneipe aus den Nähten platzte, half sie gelegentlich aus. Zapfen, kellnern und mit den Gästen quatschen – alles kein Problem für sie. „Das hat mir immer Spaß gemacht“, sagt die 57-Jährige. Momentan arbeitet sie auf einem Wochenmarkt. Ganz egal, ob jung oder alt, ob Wochenmarkt oder Kneipe, sie hat sofort einen guten Draht zur Kundschaft.
Pächterin des Klosterstübchens: Biersorten und Speisen bleiben bestehen
Stress vor oder hinter der Theke perlt an ihr ab. „Ich habe immer gute Laune.“ Damit erfüllt sie die nächste Voraussetzung für eine angehende Wirtin. Als Gäste haben sich Furman und Pastrik in die Herzlichkeit des Klosterstübchens verliebt. „Es ist familiär“, sagt sie. Und diese Eigenschaft soll ab Januar beibehalten werden. Die Fortführung der Kneipe sei für sie eine Herzenssache.
Spürbare Veränderungen soll es nicht geben. „Es wird bleiben, wie es ist“, verspricht Zlatka Furmann und fragt rhetorisch: „Warum soll etwas verändert werden, was funktioniert?“ Die kleine Speisekarte mit Schnitzelgerichten und Frikadellen bleibt unverändert. Wie gewohnt sind Warsteiner und Bitburger vom Fass an den Zapfhähnen angeschlossen. Und das bleibt auch so. Der Gaumen der Kneipengänger muss sich nicht umgewöhnen. Dasselbe gilt für die Öffnungszeiten. Dienstag und Mittwoch sind zurzeit und ab Januar die Ruhetage. Montag wird nur geöffnet bei Anfrage. Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag öffnet das Klosterstübchen ab 17 Uhr.
Klosterstübchen in Kirchhellen trotzt dem Kneipensterben
Nach harten Corona-Zeiten geht es seit Monaten wieder aufwärts in Kirchhellens letzter Kneipe. Eigentlich hatten Dieter und Bärbel Werner geplant, am 31. Dezember 2021 aufzuhören. Corona-Pandemie mit Lockdowns drückten damals mächtig aufs Gemüt. „So wollten wir aber nicht aufhören“, sagt Dieter Werner rückblickend und so entscheiden beide weiterzumachen und dieses Jahr noch dranzuhängen.
Das Klosterstübchen trotzt dem Kneipensterben. Denn die Auftragsbücher sind voll, wie Dieter Werner sagt. Als inoffizielle Vereinskneipe des VfB Kirchhellen warten auf ihn und seine Frau in den nächsten Wochen bis zur Übergabe zum Beispiel noch Oktoberfeste und Weihnachtsfeiern. „Nächstes Jahr ist Brezel- und Schützenfest. Da geht hier wieder die Post ab“, prophezeit der Wirt. Nach mehr als zehn Jahren aber ohne ihn und seine Ehefrau in Amt und Würden.
Nur auf der Couch sitzen und Däumchen drehen, kommt für die Werners ab Januar nicht in Frage. Er wird nach wie vor die Spiele seines heiß geliebten VfB an der Loewenfeldstraße verfolgen. Und wenn beide Durst auf ein gezapftes Bierchen haben, wissen sie genau, wo sie hingehen – ins Klosterstübchen.