Bottrop-Kirchhellen. Bärbel und Dieter Werner übergeben den Zapfhahn an neue Pächter. Zum Abschied gibt’s Blumen, Freibier, das Brezellied und viele Emotionen.

Die schlechte Nachricht vorweg: Die letzte Kneipe in Kirchhellen macht zu. Die gute Nachricht: Sie macht mit einer neuen Pächterin auch wieder auf. Am Samstag war die letzte Schicht für Bärbel und Dieter Werner im Klosterstübchen und „Fässer leeren“ mit Freibier war angesagt.

Schon am frühen Abend war kaum ein Rein- oder Durchkommen möglich als sei Schützen- und Brezelfest gleichzeitig zusammen mit einer Aufstiegsfeier angesagt. Ständig treffen neue Gäste ein, die den scheidenden Gastwirten mit Geschenken, Blumen oder Fotocollagen mit Erinnerungen „Danke“ sagen wollen für 13 schöne Jahre. Eine Umarmung folgt der anderen. Die Tür ist von außen nur schwer zu öffnen, so dicht gedrängt stehen alle.

Die Männerrunde mit Ludger, Egon, Andreas, Gerd und Lasse (hinten) genießen den Abschied der Wirtsleute Werner im Klosterstübchen.
Die Männerrunde mit Ludger, Egon, Andreas, Gerd und Lasse (hinten) genießen den Abschied der Wirtsleute Werner im Klosterstübchen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Bärbel Werner ist aufgeregt: „ Es ist so schwer loszulassen. Mir tut das weh.“ Im Klosterstübchen trafen sich alle Vereine, Gesellschaften, die Feuerwehr, viele Stammtische. Manch „legendäre“ Feier fand hier statt und „viele gemütliche Abende“ erinnert sich Bernd Hülswitt von der Tischtennisabteilung des VfB. Oft ging es im Klosterstübchen weiter, wenn die Feiern auf dem Johann-Breuker-Platz beendet werden mussten: „Dann war man ja erst so richtig warm.“

Die „Kirchhellener Jungs“ Felix, Max, Maximilian und Matthias treffen sich seit zehn Jahren zum Knobeln: „Hier war unsere Jugend, hier sind wir groß geworden. Es waren nicht nur unsere Wirte, wir sind Freunde geworden und haben in der Corona-Zeit mit Dieter im Partykeller gesessen.“ Auch die zehn Frauen vom Weinstammtisch „Mädchentraube“ genannt nach dem gleichnamigen Weißwein, der hier immer getrunken wird, fühlten sich „hier immer willkommen.“

Der Klub „KC Glasbier Rangers“, bestehend unter anderem aus Maximilian, Matthias, Felix und Max, schauten auch beim letzten offiziellen Arbeitstag von Dieter und Bärbel Werner im Klosterstübchen in Kirchhellen vorbei.
Der Klub „KC Glasbier Rangers“, bestehend unter anderem aus Maximilian, Matthias, Felix und Max, schauten auch beim letzten offiziellen Arbeitstag von Dieter und Bärbel Werner im Klosterstübchen in Kirchhellen vorbei. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Es war schon schwer genug, das eigene Wort zu verstehen, dennoch übertönte das Brezellied das Stimmengewirr. Ein Brett mit Wiese, Galgen und dem Schild „Kinderbelustigung“ ziert den Stammtisch der „Brezelspaß-Platzpatronen“ einer Abteilung des Brezelbrüder: „Wir werden hier seit Jahren immer gut versorgt, wir hatten das Gefühl, Teil der Familie zu sein.“

Wirt bleibt Mitglied im Kegelclub „Pichelsteiner“

Der Wirt ist, nicht nur wegen seiner „legendären“ Frikadellen, Ehrenmitglied und wird jetzt festes Mitglied werden. Nicht nur darauf freut sich Dieter Werner, der bei sich viel „Nachholbedarf“ an sozialen und familiären Kontakten feststellt. Das Familienleben habe gelitten, Familienfeiern und Jubiläen habe er verpasst, weil ja „immer einer in der Kneipe sein musste.“

Im Kegelclub „Pichelsteiner“ durfte Dieter trotzdem bleiben, obwohl er viele Termine verpasst hat, schließlich ist er schon mehr als 40 Jahre dabei. Die Kegelbrüder haben die Wirtsleute schon seit ihrer Tätigkeit im ehemaligen „Haus Hilp“ begleitet: „Hier war immer eine gut bürgerliche Kneipe mit exzellenter kleiner Küche“, lobt Präsident Egon Haubold und Gerhard Beckmann kennt die alte Dorfweisheit: „Irgendwie trifft man sich in Kirchhellen immer.“

Neue Wirtin des Klosterstübchens: „Es wird wie gewohnt weiter gehen.“

Es bleibt etwas mehr Luft, als die Fußballer vom VfB Kirchhellen ihr Vereinslokal verlassen müssen, weil am gleichen Abend ihre eigene Weihnachtsfeier stattfand. Dabei kommen dann Erinnerungen an die letzte Aufstiegsfeier hoch. „Die ganze Bude war voll und die Leute auch.“ Am 13. Januar werden Zlatka Furman und Holger Pastrik die Gaststätte nach ein bisschen Schönheitsreparaturen wieder eröffnen.

Die beiden sind langjährige Stammgäste und Zlatka Furman hat schon öfter ausgeholfen, wenn Personalnot bestand. Nachdem sie fast 40 Jahre in der Werkzeugproduktion gearbeitet hat, ist sie auf den Gastronomiegeschmack gekommen: „Ich habe das Arbeiten hier genossen, bin richtig aufgeblüht.“ Sie hat dann ihren Mann überzeugt, der weiter als Vulkaniseur und Reifenmechanikermeister tätig sein und abends aushelfen wird. Beruhigend für die Stammgäste ist ihr Versprechen: „Es wird wie gewohnt weiter gehen.“