Bottrop/Essen. Jetzt auch Schäden an Brückenanhängern entdeckt. Experte hatte schon 2005 gewarnt: Er fand Defekte an der Fahrbahnplatte der Brücke
Die Sperrung der Rhein-Herne-Kanal-Brücke an der A42 zwischen Bottrop und Essen kann am Samstag noch nicht aufgehoben werden. Das hat die Autobahn Westfalen am Freitagabend mitgeteilt. Der Grund: Neben den Rissen im Unterbau der Brücke haben Experten jetzt auch noch Schäden an Brückenanhängern entdeckt.
Nach Angaben der Stadt Essen hat Autobahn Westfalen zunächst eine Verlängerung der Sperrung bis Dienstag früh angekündigt. Schon jetzt ist aber für Experten nach Informationen der WAZ Bottrop absehbar, dass die Sperrung wohl bis ins neue Jahr andauern wird. Noch nicht abzusehen ist, welche Gewichts- und Geschwindigkeitsbeschränkungen nach Ende der Vollsperrung auf der A42-Brücke gelten werden. Ab nächster Woche werden Drohnen in den Brückenbogen eingesetzt, um auch Aussagen zum Inneren des nicht begehbaren Bogenkastens zu bekommen. Am Montag wird es zum Thema Brückensperrung eine städtische Krisensitzung geben.
Bottroper Brücke hatte schon 2005 schwere Schäden
Nach Angaben der Autobahn Westfalen sollen in den nächsten Tagen sämtliche Hänger untersucht und die gefundenen Schäden näher erfasst und anschließend saniert werden. Darüber hinaus wird ein umfängliches elektronisches Monitoring-System installiert, damit auch kleinste Veränderungen an der Brücke unmittelbar festgestellt werden können, wenn der Verkehr wieder fließt. Dazu zählt der bereits angekündigte Aufbau einer Wiege- und Schrankenanlage zur Kontrolle des Verkehrs. Das erlaubt es, die Brücke für Pkw schneller wieder zu öffnen.
A42-Brücke: Experten haben schon 2005 vor Schäden gewarnt
Seit 2018 kommuniziert die Autobahn Westfalen, die Brücke über den Kanal habe schwere Schäden, deshalb seien die Neubaupläne so dringend. Aus dem aktualisierten Erläuterungsbericht, den die Autobahn Westfalen im Planfeststellungsverfahren vorlegt, geht hervor: Schon viel früher, nämlich seit 2005, warnten Experten vor schweren Schäden an dem Bauwerk.
Damals hatte Prof. Gerhard Hanswille, Stahlbau-Konstruktionsexperte an der Ruhr-Uni Bochum und später an der Bergischen Uni Wuppertal, die Restlebensdauer der Brücke neu berechnet. Anlass waren Schäden an der Fahrbahnplatte. Seine Berechnungen ergaben, „dass die Restlebensdauer der Brücke sehr gering ist, eine Verstärkung der Fahrbahnplatte technisch nicht möglich ist“ und dringend Reparaturbedarf bestehe.
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Bottroper Brücke wird inzwischen zweimal im Jahr geflickt
Diese Instandsetzung passierte, als die Brücke für die Kulturhauptstadt Ruhr 2010 ihre neue Optik verpasst bekam. Doch schon drei Jahre später bei der nächsten Hauptprüfung entdeckten Experten neue Risse - sogar dort, wo sie gerade erst repariert worden war. Dieses Problem tauchte in den Folgejahren immer wieder auf. Inzwischen sind Körbe an der Brückenplatte eingehängt, weil alle halbe Jahre eine weitere Sonderprüfung gemacht wird. Bei jeder werden regelmäßig neue Risse gefunden, die dann so wie jetzt sofort geflickt werden müssen.
Eine Anfrage bei der Autobahn Westfalen GmbH, warum man erst 2018 mit dem Planfeststellungsverfahren für eine neue Brücke begann und ob dieses nicht beschleunigt werden könne, blieb am Donnerstag unbeantwortet.
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Der marode Zustand der Brücke macht auf der einen Seite den geplanten Neubau um so dringender. Auf der anderen Seite stellen die Experten sich die Frage: Kann der überhaupt so ablaufen wie geplant? Nach den Plänen der Autobahn Westfalen muss die alte Brücke nicht nur so lange halten, bis voraussichtlich 2024 der Neubau startet.
Sie soll den Verkehr zudem noch aushalten, bis die Hälfte der neuen Brücke, das Stück in Fahrtrichtung Oberhausen, fertig gebaut ist. Erst dann wird der Verkehr auf die halbe neue Brücke umgeleitet, die alte Kanalbrücke kann dann abgerissen werden. Experten fordern deshalb für die alte Brücke „umfangreiche Prüfungen hinsichtlich der Belastung durch die bauzeitliche Verkehrsführung“.