Bottrop. Hannes Brunnert kommt wegen der A42-Sperrung kaum noch von der Arbeit nach Hause. Auch viele andere klagen über massive Staus und Verzögerungen.

Als Hannes Brunnert am Montagabend um 18 Uhr Feierabend macht in Essen-Borbeck und den Heimweg nach Bottrop-Grafenwald antreten will, kehrt er nach kurzer Zeit wieder um. „Ich bin schon in Essen-Dellwig steckengeblieben“, sagt er. Obwohl er sämtliche Schleichwege kenne, habe es kein Durchkommen gegeben. Damit ist er nicht alleine.

Auf der Facebook-Seite der WAZ Bottrop schreiben viele Pendler über ihre leidvollen Erfahrungen der ersten Sperrungstage. „Essener Straße, Bahnhofstraße, Lehmkuhler Straße sind nur noch eine einzige Katastrophe“, heißt es da. „Prosperstraße und Horster Straße an der B224 ebenfalls.“

Bottroper kann Stand auf Centro-Weihnachtsmarkt nicht mit Ware beliefern

Zwei Stunden braucht jemand für 20 Kilometer, ein anderer 45 Minuten für sechs Kilometer, eine Autofahrerin berichtet von eineinviertel Stunden für acht Kilometer innerhalb Oberhausens. „Morgens um 6.30 Uhr läuft es noch ganz gut“, schreibt beispielsweise eine Frau. „Der Rückweg hat gestern eine Stunde statt 25 Minuten gebraucht.“ Und eine Nutzerin bringt es in einem Wort auf den Punkt: „Hölle!“

Hannes Brunnert ist Inhaber eines Tabakgeschäftes mit Lotto-Annahmestelle und Fan-Shop in Essen-Borbeck. Außerdem betreibt er derzeit einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt am Oberhausener Centro mit Geschenkartikeln aus dem Ruhrgebiet. Am Montag konnte er keine Ware nach Oberhausen bringen. „Ich hätte drei Stunden hin und zurück gebraucht.“

Artikel zur A42-Sperrung

Statt nach Hause zu fahren, hat er noch einen Stopp in der Metro eingelegt – um erst nach dem Feierabendverkehr unterwegs zu sein. „Es war alles dicht, die einzige Alternative war, länger in Essen zu bleiben.“ Der Grafenwälder ist viel im Ruhrgebiet unterwegs, kennt die vielen Staus und Verkehrsprobleme, „aber sowas habe ich noch nicht erlebt“.

A42-Sperrung in Bottrop: „Wirkliches Drama spielt sich in den Nebenstraßen ab“

Er hat sich geärgert, als er am Montag im Radio hörte, dass die Polizei gesagt hat, die Situation sei gar nicht so schlimm und es gebe nur wenige Kilometer Stau auf der A42. „Das wirkliche Drama spielt sich in den Nebenstraßen ab.“ So schreibt auch ein Welheimer bei Facebook, er habe alleine 20 Minuten gebraucht, um von seinem Grundstück runterzukommen.

Ich kann das nicht nachvollziehen, zu dieser Zeit eine der Hauptadern im Ruhrgebiet zu sperren.
Hannes Brunnert

Was er nicht versteht, ist, warum die Arbeiten ausgerechnet jetzt vor den Weihnachtsfeiertagen stattfinden müssen. „Im Centro Oberhausen ist immer die Hölle los, aber je näher Weihnachten kommt, desto höher ist der Druck“, sagt Hannes Brunnert. Zumal die Sperrung bis Samstagabend anhalten soll, also auch noch an einem der verkaufsstärksten Tage im Einkaufszentrum. Viele reisen zum Centro über die A42 an.

A42-Brücke: „Mit der Reparatur verhindern, dass sich die Schäden fortsetzen“

„Ich kann das nicht nachvollziehen, zu dieser Zeit eine der Hauptadern im Ruhrgebiet zu sperren“, sagt Brunnert. „Das ist unverantwortlich.“ Warum die Arbeiten nicht zwischen den Jahren erledigen („kein Personal im Dienst“?), oder am Anfang des neuen Jahres, fragt er sich. Kommt es bei einer über 50 Jahre alten Brücke auf die paar Tage an?

Auf die Frage, warum die Arbeiten nicht auch später hätten begonnen werden können, antwortet Bernd Löchter, Sprecher der Autobahn Westfalen GmbH: „Mit der laufenden Reparatur während der aktuellen Sperrung wollen wir verhindern, dass sich die festgestellten Schäden fortsetzen.“ Bis Samstagabend, 16. Dezember um 20 Uhr, dauern die Arbeiten an.