Bottrop. Der Kita-Zweckverband gibt die Kita St. Joseph in Bottrop ab, die Awo übernimmt als Träger. Die Eltern sind unzufrieden, wie der Wechsel läuft.

Schon länger steht fest, dass die Kita St. Joseph in Batenbrock den Träger wechselt: Der katholischen Kita-Zweckverband mit Sitz in Essen gibt die Einrichtung im Zuge seiner Modernisierungsstrategie zum 1. August 2024 ab. Unklar war allerdings über mehrere Monate, wer die Kindertagesstätte übernimmt. Nun steht fest: Es wird die Awo. Viele Eltern sind nicht zufrieden, wie der Übergang gestaltet wird – vor allem mit Blick auf das Personal.

Denn das soll nicht automatisch übernommen werden, sondern kann sich entscheiden, ob es seinen Vertrag beim Kita-Zweckverband behält oder sich bei der Awo bewirbt. „Es ist ein großes Trauerspiel, dass man so ein funktionierendes Team auseinanderreißt“, findet Sabine Boesler, Mitglied des Elternbeirates.

Andre Baas, Vater eines Kita-Kindes, beschreibt die Situation vor Ort: „Das Verständnis der Kita als ein Zuhause ist in St. Joseph sehr ausgeprägt. Man kennt sich, man duzt sich, die Kinder laufen ihren Vertrauenspersonen morgens für eine Umarmung entgegen.“

Trägerwechsel in Bottroper Kita: Personal wird nicht automatisch übernommen

Umso unverständlicher ist für die Eltern, dass das Personal nicht komplett übernommen werden soll. Sabine Boesler schildert, dass die Mitarbeiterinnen lediglich über einen Ausschreibungszettel im Flur darüber informiert worden seien, dass sie sich bei der Awo bewerben können. Eine Erzieherin habe weinend vor der Tür gestanden, als sie davon erfuhr. „Bis zum Sommer war immer das Wort Betriebsübernahme in aller Munde“, sagt Sabine Boesler. Eine solche hätte schließlich auch die Übernahme der Angestellten impliziert. Aber die Awo sei nicht direkt an das Personal herangetreten, sondern habe lediglich die Eltern informiert, dass sich die Erzieherinnen bewerben könnten. Die Awo Gelsenkirchen/Bottrop nimmt derzeit auf Anfrage keine Stellung zu dem Thema.

Nach aktuellem Stand werden die Kinder nach den Ferien im kommenden Sommer morgens plötzlich ein völlig verändertes Umfeld vorfinden, ohne die vertrauten Bezugspersonen.
Andre Baas, Kita-Vater

Und nicht nur das Personal soll ausgetauscht werden, sondern auch das komplette Inventar, alle Betten, das Spielzeug, die Bücher. „Die Kinder sind gewohnt an das Umfeld, haben ihre Lieblingsspielsachen, haben ihre Betten, kennen die Bilder an den Wänden, haben Geschichten zu allem und am wichtigsten: haben ihre Bezugspersonen“, fasst Andre Baas zusammen. „Nach aktuellem Stand werden die Kinder nach den Ferien im kommenden Sommer morgens plötzlich ein völlig verändertes Umfeld vorfinden, ohne die vertrauten Bezugspersonen.“

Awo Gelsenkirchen/Bottrop war einzige Bewerberin für Kita-Trägerschaft

Am Montag hat ein Kennenlerntermin stattgefunden, Eltern, Vertreterinnen der Stadt, der Awo und des Kita-Zweckverbands waren dabei. „Alle waren sehr nett im Gespräch“, sagt Sabine Boesler. „Das Konzept wird auch so funktionieren.“ Über die Art und Weise, wie der Übergang aber organisiert ist, bleiben die Eltern unzufrieden. Zumal dem ein langer Prozess vorausgegangen ist, wer in welcher Form die Trägerschaft übernimmt.

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Denn zwischenzeitlich war die Caritas als neue Trägerin vorgesehen. Als der Kita Zweckverband verkündete, die Kita St. Joseph abgeben zu wollen, habe sich zunächst aus dem Bottroper Trägerkreis niemand bereit erklärt, sie zu übernehmen, erklärt die städtische Kita-Abteilungsleiterin Ursula Sommer. Aus diesem Grund wurde ein Interessensbekundungsverfahren durchgeführt.

Die Caritas hatte sich zunächst über eine mögliche Trägerschaft informiert, sich schließlich aber nicht beworben. „Die Awo war die einzige Bewerberin, die ihre Bereitschaft zur Übernahme der Trägerschaft für die Einrichtung erklärt hat und somit sicherstellt, dass die Kinder der jetzigen Kita St. Joseph weiter in der Einrichtung betreut werden können und neue Kinder auch dort einen Betreuungsplatz bekommen“, sagt Ursula Sommer.

Bottroper Kita St. Joseph wird umgebaut und erweitert

Das Gebäude werde nun wie geplant von einem Investor nach den neusten Standards umgebaut und um zwei Gruppen erweitert, wie es die aktuelle Kita-Bedarfsplanung vorsieht. Die Eltern, die eine Platzzusage für St. Joseph haben, werden auch einen Platz in der Awo-Kita bekommen. Wenn es ihnen wichtig ist, in einer katholischen Einrichtung zu bleiben, werde der Kita-Zweckverband ihnen einen alternativen Betreuungsplatz anbieten. Diese Entscheidung mussten die Eltern laut dem Kita-Elternbeirat allerdings schon Ende November treffen – bevor sich die Awo mit ihrem Betreuungskonzept vorgestellt hat.

Für ein weiteres Problem werde nach Informationen des städtischen Kita-Fachbereichs noch eine Lösung gesucht: Da die Ferienschließung der Kita St. Joseph in der ersten Ferienhälfte und die Eröffnung der Awo-Kita erst nach den Sommerferien stattfindet, werde seitens der Awo eine Möglichkeit gesucht, um die Kinder in der zweiten Ferienhälfte zu betreuen. So könnten sie sich mit dem neuen Personal vertraut machen.